Schalke hadert mit dem Videobeweis „Fühlen uns sehr schlecht behandelt und benachteiligt“

Mainz · Schalke 04 nimmt seine Sieglosserie mit in die Länderspielpause. Nach dem Remis in Mainz herrschte aber vor allem Ärger über die Schiedsrichter und den Videobeweis.

 Der Mainzer Jean-Philippe Mateta umringt von Schalkern.

Der Mainzer Jean-Philippe Mateta umringt von Schalkern.

Foto: dpa/Torsten Silz

Der Ärger bei Schalke 04 war riesig. Dabei war es noch nicht einmal die Fortsetzung dieser desaströsen und rabenschwarzen Sieglosserie, die den Königsblauen die Zornesröte in die Gesichter trieb. Nein, vielmehr kanalisierte sich der Frust nach dem verpassten Befreiungsschlag im Krisengipfel der Fußball-Bundesliga auf das Schiedsrichtergespann. "Wir fühlen uns sehr schlecht behandelt und benachteiligt", schimpfte Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider bei Sky wie ein Rohrspatz: "Es reicht jetzt irgendwann mal."

Seit 23 Spielen wartet Schalke nun schon auf einen Sieg in der Bundesliga, drei Punkte gab es zuletzt am 17. Januar 2020. Selbst beim bis dahin noch punktlosen Schlusslicht FSV Mainz 05 kamen die Gelsenkirchener am Samstag nicht über ein 2:2 (1:2) hinaus und gehen als Tabellenvorletzter in die Länderspielpause - nach Meinung der Schalker hatten Schiedsrichter Patrick Ittrich und sein Videoassistent Tobias Reichel großen Anteil daran.

Die Mainzer waren durch Foulelfmeter von Daniel Brosinski (6.) und Jean-Philippe Mateta (45.+2) zweimal in Führung gegangen. "Den zweiten Elfmeter darfst du einfach nicht geben", polterte S04-Trainer Manuel Baum: "Wenn man das nicht sieht, dann ist das - ich muss jetzt aufpassen, dass ich nichts Falsches sage - ungeheuerlich." Und Mark Uth, der mit einem gefühlvollen Freistoß das 1:1 erzielt hatte (36.), befand trotz des späten Ausgleichstreffers durch das Eigentor von Jeremiah St. Juste (82.): "Es läuft einfach momentan alles gegen uns."

Den ersten Mainzer Elfmeter hatte Ittrich erst nach Ansicht der Videobilder gepfiffen, beim zweiten Strafstoß aber auf eine solche Absicherung verzichtet - obwohl Mateta Schalke-Verteidiger Ozan Kabak im Zweikampf zunächst im Gesicht getroffen hatte. Als der Mainzer Moussa Niakhate dann in der Schlussphase Goncalo Paciencia zu Boden riss (86.), blieb ein Elfmeterpfiff aus - ebenso wie ein Hinweis aus dem Kölner Videokeller. Das vermeintliche 2:2 durch Kabak (50.) hatte Ittrich hingegen nach Ansicht der Bilder zu Recht zurückgenommen.

"Bei allem Respekt vor dem Schiedsrichter: Es war nicht sein bester Tag. Vor allem in den Situationen, in denen er Unterstützung hat und der Videoassistent dazukommt", monierte Baum, gegen dessen Team in den sieben Saisonspielen schon sechs Elfmeter gegeben wurden. Dennoch warnte der Trainer davor, sich zu sehr auf vermeintliche Fehlentscheidungen einzuschießen.

"Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht in Opferrollen verlieren", sagte Baum. Und auch die quälend lange Sieglosserie soll während der Länderspielpause nicht die Gedanken seiner Spieler bestimmen. "Dieses rückwärtsgewandte Denken", meinte Baum, "bringt uns keinen Schritt weiter."

Deshalb bezeichnete der Bayer auch das Spiel in Mainz als "größeren Schritt nach vorn" und betonte: "Man erwartet ja immer, dass es beim Fußball wie im Sprint ist. Dass innerhalb von zehn Sekunden alles von schwarz auf weiß oder von weiß auf schwarz geht. Aber so ist es im Fußball nicht. Es wird über die Saison ein Marathon werden und kein Sprint."

Bleiben die Schritte aber weiter so klein, wird es ein besonders mühsamer Marathon.

(sid/old)
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