Schicksalsspiel gegen Bremen Wagner droht das Aus auf Schalke

Gelsenkirchen · Die Horrorserie von Schalke 04 geht auch in der neuen Saison weiter. Nach dem Debakel in München steht Trainer David Wagner schon wieder mit dem Rücken zur Wand.

David Wagner bei der Schalker 0:8-Niederlage in München.

David Wagner bei der Schalker 0:8-Niederlage in München.

Foto: dpa/Matthias Balk

Nach dem gruseligen Auftakt der zweiten Staffel der Horrorserie von Schalke 04 stellt sich nur noch eine Frage: Wie lange darf David Wagner noch die Hauptrolle spielen? Nach 17 Folgen ohne Bundesliga-Sieg mit 45 Gegentoren steht der umstrittene Trainer vor seinem möglicherweise letzten Auftritt.

Sollte ihm am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Werder Bremen nicht der erste Dreier seit 253 Tagen gelingen, würde die Rolle wohl umbesetzt. Denn mittlerweile gehen Jochen Schneider, der als Sportvorstand Regie führt, die Argumente für eine Weiterbeschäftigung aus. Seine Worte nach dem 0:8-Debakel bei Bayern München klangen wie ein Ultimatum: "Ich erwarte eine deutliche Leistungssteigerung, die sich auch im Ergebnis widerspiegelt."

Nur zwei Trainer in der Bundesliga-Geschichte blieben noch länger sieglos, ohne gefeuert zu werden: Bernd Hoss, der mit Blau-Weiß 90 Berlin 1987 nach 21 Spielen ohne Erfolg Letzter wurde, und Heinz-Ludwig Schmidt, der mit dem Rekord-Verlierer Tasmania Berlin 1965/66 20-mal in Folge nicht gewann.

In der Sommerpause nach dem brutalen Absturz in der Rückrunde hatte Schneider gegen große Widerstände auch im Aufsichtsrat noch an seinem Wunschtrainer festgehalten und mit Verweis auf die starke erste Saisonhälfte auf einen Umschwung gehofft. Dass die Horrorserie in München nicht enden würde, war auch ihm klar.

Dass es aber trotz sieben Wochen Vorbereitung und nur weniger Verletzungen noch viel schlimmer wurde, fand er "indiskutabel". Dem wollte Schneider am Montag auf SID-Anfrage nichts hinzufügen. Er habe "alles zur Situation gesagt", hieß es aus der Presseabteilung. Erst am Mittwoch will sich der Sportvorstand äußern, wenn in einer digitalen Pressekonferenz Leih-Stürmer Goncalo Paciencia offiziell vorgestellt wird.

Wagner zeigte sich beim vermeintlichen Neustart ähnlich hilflos wie in den vergangenen Monaten. "Naiv" nannte der 48-Jährige die kopflose Vorstellung seiner Mannschaft, die trotz hohen Rückstands weiter nach vorne und sehenden Auges in die höchste Pleite seit 51 Jahren gestürmt war.

Die Zweifel an seinen taktischen Fähigkeiten sind weiter gewachsen. Warum er ausgerechnet in München eine ungewöhnlich offensive Ausrichtung wählte und sie auch nach der Gegentorflut nicht änderte, erschloss sich nicht. In der Rückrunde der vergangenen Saison hatte Wagner noch mit extrem defensiver Taktik gegen die Abstiegskandidaten Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen für Kopfschütteln gesorgt.

Bei vielen Fans herrscht auch Unverständnis darüber, das Talente wie Ahmed Kutucu oder Can Bozdogan, der trotz starker Vorbereitung in München gar nicht zum Kader gehörte, kaum eine Chance bekommen. Stattdessen bot er in Sebastian Rudy, Nabil Bentaleb und Mark Uth gleich drei zurückgekehrte Leihspieler auf, die viel lieber anderswo spielen wollten oder sollten.

Von der in der Vorbereitung von Wagner beschworenen guten Stimmung im Team im Allgemeinen und bei den Rückkehrern im Besonderen war in München wenig bis nichts zu spüren. Aufgrund der extremen Finanznöte der Schalker steckt der Coach allerdings auch in der Klemme: Zu großen Teilen hat er nur die Mannschaft zur Verfügung, die er bei seinem Amtsantritt im Sommer 2019 vorfand - und die beinahe abgestiegen war. Mit zahlreichen Spielern, mit denen er eigentlich gar nicht arbeiten wollte.

(ako/sid)
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