Interview mit Schalke-Boss Tönnies: "Der Trainer macht einen sehr guten Job"

Düsseldorf · Clemens Tönnies, Aufsichtsratchef von Schalke 04, stärkt im Interview mit unserer Redaktion Trainer André Breitenreiter den Rücken. Der Ex-Paderborner mache auf Schalke einen "sehr guten Job".

 Aufsichtsratchef Clemens Tönnies gibt seinem Trainer Andre Breitenreiter Rückendeckung.

Aufsichtsratchef Clemens Tönnies gibt seinem Trainer Andre Breitenreiter Rückendeckung.

Foto: dpa

Clemens Tönnies ist nicht nur einer der größten Fleischhändler Europas. Der Aufsichtsratschef von Schalke 04 ist auch im Fußballgeschäft eine wesentliche Figur. Wir treffen ihn im Düsseldorfer Hotel Breidenbacher Hof. Er ist beim Düsseldorfer Marketing-Club zu Gast. Dessen Präsident Dirk Krüssenberg, früher Torwart der Fortuna, hatte ihn eingeladen.

Herr Tönnies, wie ist die Stimmung auf Schalke?

Tönnies Sehr gut.

Liegt das vor allem am Auswärtssieg in Darmstadt?

Tönnies In meinem ganz persönlichen Fall hat das sportliche Abschneiden des Teams schon nachhaltigen Einfluss auf meine Laune in den Tagen danach. Verlieren wir, bin ich erst einmal nicht zu gebrauchen.

In der vergangenen Woche sind von einem TV-Sender Vorwürfe laut geworden, es herrsche schlechte Stimmung beim FC Schalke 04. Teile der Mannschaft hätten massiv Trainer André Breitenreiter kritisiert.

Tönnies Da ist absolut nichts dran. Der Trainer macht aus meiner Sicht einen sehr guten Job. Er muss nicht von allen geliebt werden, er muss erfolgreich sein. Und da habe ich überhaupt keine Zweifel bei ihm, dass er das auch schafft. Für mich war die Reaktion der Mannschaft entscheidend. Von einem Ralf Fährmann zum Beispiel, der sich öffentlich deutlich hinter den Trainer gestellt hat. Die Jungs haben aber auch auf dem Platz eine Reaktion gezeigt.

Wenn Sie von solchen Schlagzeilen hören, greifen Sie dann direkt zum Telefonhörer und erkundigen sich: Was ist da los?

Tönnies (lacht) Nein, sonst wäre ich ja dauernd am Handy. In dem Fall habe ich später mit unserem Sportvorstand Horst Heldt telefoniert, und dann war das Thema auch erledigt.

Woran liegt es, dass Schalke seit Jahren zu den Top-Klubs zählt, in der Wahrnehmung selbst bei vielen Fans aber im Mittelmaß feststeckt?

Tönnies Wir Schalker haben eine ungeheure Sehnsucht nach Erfolg. Und die Enttäuschung sitzt immer unheimlich tief, wenn man große Ziele nicht erreicht. Da geht es weniger um den Titel, aber die Qualifikation für die Champions League hat man schon im Blick. Wenn wir dann mal ein, zwei Spiele verlieren, ist gleich Untergangsstimmung. Dabei ist das falsch. Wir kommen immer wieder.

Sind Sie mit der Entwicklung der Mannschaft zufrieden?

Tönnies Ich kann nur sagen, wir haben beim FC Schalke 04 eine junge Mannschaft, die sich kontinuierlich entwickelt.

Ist es irgendwann das Ziel, Talente wie Leroy Sané halten zu können, der in England im Gespräch ist?

Tönnies Ich sehe den Abgang von Leroy Sané noch überhaupt nicht. Alle, die es gut mit ihm meinen, sagen ihm, dass er noch mindestens ein Jahr beim FC Schalke 04 bleiben soll. Man sieht von Spiel zu Spiel, wie er sich weiterentwickelt.

War es bei Julian Draxler der richtige Zeitpunkt, den Verein zu verlassen?

Tönnies Julian hat für sich diese Entscheidung getroffen. Ich glaube, dass er sich das reiflich überlegt hat. Ich halte ihn für einen richtig tollen Jungen und einen überragenden Spieler.

Schalke steht wegen der Zusammenarbeit mit dem russischen Gas-Konzern Gazprom in der Kritik. Können Sie das nachvollziehen?

Tönnies Nein, ich halte das für ganz großen Quatsch. Eine Einflussnahme auf die Vereinspolitik hat es nie gegeben. Der Sport ist vielmehr eine wertvolle Brücke, er bringt Menschen ins Gespräch, die sich in anderen Bereichen vielleicht weniger zu sagen haben. Es wäre töricht, diese Verbindung nicht zu pflegen. Deshalb wollen wir die Zusammenarbeit mit Gazprom verlängern.

Wie viel Familie ist Schalke für Sie?

Tönnies Die ganz große Liebe meines Lebens ist meine Frau, meine Familie. Die ganz große Liebe, die dann kommt, ist der FC Schalke 04. Beidem ordne ich alles unter.

In der vergangenen Spielzeit sind Sie von Teilen der Fanszene scharf attackiert worden. Verletzt Sie das?

Tönnies Man muss sich ein dickes Fell zulegen, sonst sollte man lieber gleich die Flucht antreten.

Sagt sich so einfach. Bleibt nicht doch was hängen?

Tönnies Natürlich. Vieles, was man da zu hören bekommen hat, tat richtig weh. Es ist einfach nicht fair, so dargestellt zu werden.

Im Juli stellen Sie sich erneut für drei Jahre als Aufsichtsratsvorsitzender des FC Schalke zur Wahl. Am Ende dieser Amtszeit wären Sie 63.

Tönnies Stimmt. Einen genauen Zeitraum will und kann ich gar nicht benennen, aber grundsätzlich heißt es auch für mich irgendwann mal: Man muss auch loslassen können.

Fällt dieser Gedanke schwer?

Tönnies Überhaupt nicht. Ich habe nur einen Wunsch: die Leute sollen sagen, als der Tönnies da war, das war eine gute Zeit.

Gianni Costa führte das Gespräch.

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