Schalker McKennie trifft in der Champions League „Als Junge habe ich davon geträumt“

Gelsenkirchen · Fußballerisch war der 1:0-Erfolg von Schalke 04 in der Champions League gegen Lok Moskau eher grau. Dafür war es ein Abend der großen Emotionen. Auch wegen Benedikt Höwedes.

 Weston McKennie jubelt über seinen Treffer.

Weston McKennie jubelt über seinen Treffer.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Weston McKennie schwärmte von „einem der schönsten Momente“, Benedikt Höwedes musste erstmal das emotionale Wiedersehen mit seiner „alten Liebe“ verdauen. Der 20 Jahre alte Jungstar des FC Schalke 04 und der langjährige Kapitän des Revierclub lieferten die wenigen Lichtblicke an einem ansonsten eher ereignisarmen und trüben Champions-League-Abend. „Es war ein großartiges Gefühl. Ich bin ja nicht der Größte, aber ich kann hoch springen“, schilderte McKennie am Mittwoch seinen 1:0-Siegtreffer per Kopf (88. Minute) bei Lokomotive Moskau. „Es war einer der schönsten Momente in meiner Karriere. Als Junge habe ich immer davon geträumt, in der Champions League zu spielen.“

Mit seinem ersten Tor in der Königsklasse bescherte der als Edeltalent geltende US-Nationalspieler dem krisengeplagten Vizemeister am Mittwochabend drei Punkte, die die Achtelfinal-Aussichten nach dem 1:1 gegen Porto erheblich verbessern. Nach zwei Spielen stehen die Königsblauen in der Gruppe D punkt- und torgleich mit den Portugiesen (je 4 Zähler) an der Tabellenspitze vor Galatasaray Istanbul (3) und Moskau (0). So kann der Fußball-Bundesligist die nächsten Duelle mit den Türken am 24. Oktober und 6. November etwas gelassener angehen.

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Wichtiger noch war für Trainer Domenico Tedesco die Erkenntnis, dass sein Team vier Tage nach dem ersten Liga-Sieg gegen Mainz den Aufwärtstrend zumindest ergebnistechnisch bestätigte. Gleichwohl kam seine Elf erst im zweiten Durchgang auf Touren. „Da war dann andere Musik drin und das Tor war nur eine Frage der Zeit. Wir sind noch nicht auf einem super, super Weg, aber auf einem guten. Diese Erfolgserlebnisse hat sich die Mannschaft erarbeitet.“

Wie McKennie zeigte auch Höwedes große Gefühle. Der 30-Jährige heuerte erst im Sommer beim russischen Meister an, weil ihm Tedesco auch nach der Rückkehr vom einjährigen Intermezzo bei Juventus Turin keine Perspektive geben konnte oder wollte. Höwedes gab zu, dass es „kein normales Spiel“ für ihn war. „Es war schon sehr emotional. In den 90 Minuten habe ich versucht, das auszublenden. Aber wenn du 16 Jahre Herzblut in einen Verein steckst und dann gegen die alte Liebe spielst, ist es schon sehr merkwürdig.“

Zwar machte die Wiedersehensfreude mit den ehemaligen Mitspielern die Niederlage für den Weltmeister von 2014 nicht erträglicher, dennoch marschierte Höwedes nach dem Abpfiff schnurstracks in die Schalker Kabine. „Man trifft ja alte Freunde. Und der Kontakt zu einigen ist nie abgerissen“, berichtete Höwedes, gab aber auch zu: „Ich hätte mir nur ein anderes Resultat gewünscht.“

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Foto: dpa/Sven Hoppe

Genau zehn Jahre jünger als Höwedes ist McKennie. Und der US-Nationalspieler hat seine beste Zeit als Fußball-Profi wohl noch vor sich. Sowohl Sportvorstand Christian Heidel als auch Tedesco sagen ihm eine große Zukunft voraus. Richtig blühte McKennie wie das gesamte Team aber erst auf, als Tedesco ihn nach dem Wechsel von der „10“ auf die Sechserposition zurückzog und Nabil Bentaleb an die Seite stellte. Das Tor war dann der Lohn für den Kämpfer. „Weston hat gute Power und ist noch brutal jung. Er muss sich noch entwickeln, hat aber alles in sich drin“, lobte Tedesco.

Voll des Lobes war auch Heidel: „Ich freue mich riesig für Weston. Er hat eine gute Körpersprache. Er war so ein bisschen der Matchwinner.“ Wichtig sei nun, die „Mini-Serie“ am Samstag bei Fortuna Düsseldorf fortzusetzen. Dass er trotz seiner Jugend schon ein Vorbild für die Mitspieler sei und diese mitreißen könne, wie Heidel es formulierte, überraschte McKennie dann aber doch. „Wow“, sagte er. „Die anderen haben viel mehr Erfahrung. Ich schaue zu allen auf.“

(dpa/sef)
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