„So was ist ein Skandal" Herrlich wirft dem Video-Assistenten fehlende Objektivität vor

Augsburg · Augsburg-Trainer Heiko Herrlich haderte beim 1:1 gegen den 1. FC Köln mit der Schiedsrichterleistung. Eine Unterstellung gegen Video-Assistent Guido Winkmann könnte ein Nachspiel haben.

 Augsburg-Trainer Heiko Herrlich.

Augsburg-Trainer Heiko Herrlich.

Foto: dpa/Michael Dalder

Heiko Herrlich witterte einen Skandal und ließ sich zu einer heiklen Unterstellung hinreißen. "Es geht hier darum, die Klasse zu halten. Und da sitzt einer, der 30 Kilometer weg von Köln lebt", sagte der sichtlich frustrierte Trainer des FC Augsburg nach dem 1:1 (0:0) gegen den 1. FC Köln über Video-Assistent Guido Winkmann.

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Die sportlich passable Leistung seiner Mannschaft in einem wegweisenden Spiel im Bundesliga-Abstiegskampf rückte für Herrlich in den Hintergrund, stattdessen warf er Winkmann - der im rheinischen Kerken etwa 85 Kilometer entfernt von Köln wohnt, indirekt fehlende Objektivität vor. "Das kann nicht sein", tobte der 48-Jährige am Sky-Mikrofon, "so was ist ein Skandal."

Was war passiert? Augsburgs Flügelflitzer Noah Sarenren Bazee wurde in der 49. Minute im Strafraum von den beiden FC-Verteidigern Rafael Czichos und Ismail Jakobs in die Zange genommen und zu Fall gebracht. Schiedsrichter Benjamin Cortus kommunizierte mit Winkmann, entschied sich aber ohne Ansicht der Videobilder gegen einen Strafstoß. "Ich weiß nicht, was noch passieren muss. Einen klareren Elfmeter gibt es gar nicht", sagte Herrlich.

Sein Team müsse sich aber auch "an die eigene Nase packen" und versuchen, die Möglichkeiten zu nutzen, fügte Herrlich hinzu. Besonders in der ersten Hälfte zeigten die Augsburger erfrischenden Offensivfußball, nur die Chancenverwertung ließ zu wünschen übrig. Vor allem der glücklose Torjäger Florian Niederlechner wurde mit einem verschossenen Elfmeter (27.) zum tragischen Helden. "Heute war ich der Depp", sagte der Unglücksrabe, der nun schon seit zehn Spielen auf einen Treffer wartet.

Herrlich könnte für die drastische Unterstellung gegen Winkmann vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) noch belangt werden, nach der "Zahnpasta-Affäre" vor dem Corona-Restart der zweite Fauxpas innerhalb kürzester Zeit. Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic widersprach Herrlich bei Sky90. "Das ist eine Fehlentscheidung, aber kein Skandal. Ich hoffe, er hat noch den Anstand, sich zu entschuldigen", sagte Bobic.

Die Situation im Rennen um den Klassenerhalt ist jedenfalls angespannt, die Augsburger liegen vier Spiele vor dem Saisonende als 13. nur vier Punkte vor dem Relegationsplatz. In den Wochen der Wahrheit stehen unter anderem die Schicksalsspiele bei den direkten Konkurrenten FSV Mainz 05 (Sonntag) und Fortuna Düsseldorf (20. Juni) auf dem Programm. "Das werden jetzt ganz wichtige Spiele", sagte Herrlich. Auf die Leistung im Duell gegen die Kölner könne sein Team aber aufbauen.

In einer turbulenten Schlussphase hatte Joker Anthony Modeste die Gäste in Führung gebracht (85.), drei Minuten später gelang Außenverteidiger Philipp Max der verdiente Ausgleich. Köln-Trainer Markus Gisdol war zufrieden, er könne mit dem Punkt "gut leben" auf dem "schwierigen Weg, den wir gehen".

Während die Rheinländer noch ein komfortables Polster von sieben Zählern haben, müssen die Augsburger weiter zittern.

(eh/dpa)
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