Ehemaliger Fortuna-Trainer Norbert Meier ist bereit für eine neue Aufgabe

Düsseldorf · Norbert Meier wurde im September 2017 in Kaiserslautern entlassen. Die freie Zeit hat er unter anderem genutzt, um sein Haus aufzuräumen. Langsam bekommt der 59-Jährige aber wieder richtig Lust auf eine neue Aufgabe im Fußball.

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Das ist Norbert Meier

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Foto: dpa, chc hak nic

Der 20. September ist in der Regel ein Festtag für Norbert Meier. An diesem Tag feiert der Fußballtrainer Geburtstag. Das macht er auch an seinem 59. Jahrestag im vergangenen Spätsommer. Nur ist die Stimmung da getrübter als in den Vorjahren. Denn an diesem Tag 2017 wird Meier entlassen. Nach 290 Tagen Amtszeit beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern. Das milliardenschwere Fußballgeschäft nimmt auf solche Nebensächlichkeiten wie Geburtstage schon längst keine Rücksicht mehr. "Keiner liebt es, entlassen zu werden", sagt Meier im Gespräch mit unserer Redaktion. "Es gibt da nur den alten Spruch: Das Einzige, was dich schützt, ist dein Vertrag." Der läuft noch bis Juni dieses Jahres und garantiert weiter ein monatliches Einkommen. Kaiserslautern war Meiers siebte Trainerstation. Und wenn es nach ihm geht, kommt die achte bald dazu. In der Zwischenzeit hat er sich Ruhe verordnet. Das klappt aber nicht immer.

Meier versucht seiner Auszeit jedenfalls das Positive abzugewinnen: "Man kann mal Dinge tun, die man sonst nie machen kann. Auch im Haushalt. Ich habe zwar eine ganz fleißige Frau, aber das Gerümpel, das jeder kennt, konnte ich jetzt auch mal beseitigen." Mit seiner Ehefrau Sieglinde genießt er zwar den Frühling im gemeinsamen Haus in Viersen-Dülken, aber: "Das ist nicht meine Lebensaufgabe. Ich habe zwei linke Hände und bin kein guter Heimwerker oder Gärtner, ich bin Fußballtrainer."

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Foto: dpa, rwe fpt

Derzeit ist er allerdings ein Fußballtrainer ohne Job. Meier ist lange genug im Geschäft, um zu wissen, wie schnell sich die Gegebenheiten ändern können. In Kaiserslautern ging in Sportdirektor Uwe Stöver kurz vor der Saison Meiers fußballerischer Ansprechpartner. Zudem verlor er im Vergleich zur Vorsaison nahezu seine gesamte Viererabwehrkette. "Dann reihen sich plötzlich Negativerlebnisse aneinander. Dann muss man auch mal mit einer Entlassung rechnen", sagt er nüchtern. Abgestumpft sei er dadurch aber nicht: "Wenn du nicht mehr emotional bei der Sache bist, brauchst du den Trainerjob nicht mehr zu machen."

Neben den Arbeiten im Haus trifft sich Meier in letzter Zeit auch gerne mit seinen früheren Co-Trainern Frank Heinemann und Efthimios Kompodietas. Dann wird in den Gesprächsrunden heiß diskutiert. Es wird Bilanz gezogen über das, was passiert ist. Und natürlich wird über die aktuellen Trends im Fußball gesprochen, die vor allem junge Trainer in der Liga ausprobieren.

Zudem schaut sich Meier natürlich auch reichlich Spiele live im Stadion an. "Wenn du selbst im Geschäft bist, kannst du den Markt ja gar nicht so genau betrachten. Da geht es dann eher darum, den nächsten Gegner zu beobachten", sagt er. Meier beschränkt sich bei seinen Scouting-Touren nicht ausschließlich auf Spiele in Deutschland. "Ich wohne ja nahe der Grenze. Ich kann mir auch mal den holländischen oder belgischen Fußball anschauen und sehen, wie die Ligen im Vergleich und welche Spieler interessant sind", erläutert er. "Es geht dann aber nicht darum, Ajax Amsterdam oder PSV Eindhoven zu sehen. Von denen kriegst du als Zweitligist ohnehin keinen Spieler." Interessanter sind dann schon Spiele von Willem II Tilburg oder dem SC Heerenveen. Meier war im Winter auch im spanischen Marbella, wo mehrere Zweitligisten ihr Trainingslager abhielten - auch Ex-Klub Fortuna Düsseldorf. Beim Testspiel der Fortuna gegen Standard Lüttich saß er sogar im Stadion von Marbella auf der Tribüne.

Meier weiß, dass es in der Zeit als arbeitsloser Trainer vor allem auch um Netzwerke und aktuelle Entwicklungen geht. Er ist deshalb immer mindestens eine Stunde vor Spielbeginn da. Meier will sich zunächst das Aufwärmprogramm ganz genau ansehen. "Gibt es da etwas Neues? Wie wärmen die sich auf? Mit keiner Geschichte wird man dümmer", sagt er. Danach besorgt er sich die Aufstellungen, macht sich Notizen über Spieler und Spielsysteme. Wobei er die Diskussionen über vermeintlich neumodische Aufstellungsvarianten als völlig überhöht einschätzt. "Das mit den Systemen kostet mich immer ein Lächeln", sagt er. "Wir haben auch damals schon mit Dreierkette gespielt. Und damals ist nicht vor dem Weltkrieg. Das war mit Fortuna in der Aufstiegssaison 2012."

Je länger er über Fußball spricht, desto mehr merkt man Meier an, dass er wieder heiß ist, für einen Verein zu arbeiten. "Kontakte gab es schon, aber nichts Konkretes. Man muss aber ja nicht direkt wieder mit Vollgas in die nächste Geschichte rauschen, sondern mal ein bisschen Ruhe walten lassen", sagt er und gibt sich zunächst wieder ganz entspannt, bevor er nach einer kurzen Pause doch noch nachschiebt: "Aber Sie wissen, wie das mit der Ruhe ist. Irgendwann ist gut, dann renne ich um 5 Uhr um mein Gartenhäuschen und merke, jetzt reicht's. Ich habe jedenfalls immer Lust auf Fußball."

(erer)
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