Früherer BVB-Verteidiger Subotic schämt sich für seinen Lebensstil als Profi

Köln · Neven Subotic wurde mit Borussia Dortmund Deutscher Meister, spielte später für Köln und Union Berlin. Aktuell ist er vereinslos und steht vor dem Karriereende. Warum er sein Fußballer-Leben kritisch sieht.

 Unions Neven Subotic lässt sich in dieser Szene im Februar 2020 nach dem Spiel gegen Borussia Dortmund von den BVB-Fans feiern. (Archivfoto)

Unions Neven Subotic lässt sich in dieser Szene im Februar 2020 nach dem Spiel gegen Borussia Dortmund von den BVB-Fans feiern. (Archivfoto)

Foto: dpa/Guido Kirchner

Neven Subotic blickt mit großer Selbstkritik auf seine Zeit als Fußball-Profi zurück. „Im Rückblick schäme ich mich, dass ich damals zum Teil so sinnlos gelebt habe“, sagte der 33-Jährige im Interview der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). Der frühere serbische Nationalspieler wurde mit Borussia Dortmund zweimal deutscher Meister sowie einmal Pokalsieger, und er habe auch Spaß in seiner Karriere gehabt. Aber weder habe er nachhaltige Freundschaften gefunden noch sich menschlich weiterentwickelt oder etwas geleistet, auf das er stolz sei: „Am Ende meines Lebens geht es nicht nur darum, ob ich Spaß hatte.“

Subotic, der sein offizielles Karriereende demnächst verkünden will, engagiert sich seit seinem 22. Lebensjahr in seiner eigenen Stiftung. Durch die wurden bisher knapp 500 Brunnen gebaut, so erhalten rund 180.000 Menschen Zugang zu Wasser. Für dieses soziale Engagement habe er sich im Fußball teilweise rechtfertigen müssen. „Es hieß manchmal: Du hast eine Stiftung, und das ist nicht gut - natürlich wurde das nicht so offensichtlich gesagt, sondern diplomatischer ausgedrückt“, sagte Subotic. Dies sei enttäuschend, da er der Meinung sei, dass sich sein Engagement nicht auf seine Leistung auf dem Feld ausgewirkt habe.

„Wenn ein Spieler bis in die Nacht vor seiner Playstation sitzt, dann gilt das noch immer als ziemlich normal. Wenn man sich aber mit anderen Dingen als Fußball beschäftigt, dann glauben manche, dass die Leistung darunter leidet“, sagte Subotic im Interview der „Allgemeinen Frankfurter Sonntagszeitung“.

Habe er schlecht gespielt, hieß es schnell, dass er zu viele andere Sachen im Kopf habe. „Die meisten Trainer, mit denen ich zusammengearbeitet habe, mögen es nicht, wenn man sich mit mehr als nur Fußball auseinandersetzt.“ Eine Ausnahme sei Jürgen Klopp in seiner Zeit in Mainz gewesen. „Es braucht menschliche Größe, um zu verstehen, dass Fußball nicht alles ist, dass Spieler Individuen sind und jeder anders sein darf. Das klingt einfach, aber von anderen, schlechteren Trainern habe ich sehr viel Sticheleien erlebt. Das verdeutlicht noch mal die Größe von Kloppo.“

Er hofft, dass in Zukunft immer mehr Fußballer soziale Verantwortung übernehmen und anderen Menschen dank ihrer finanziellen Möglichkeiten helfen. Aber: „Wer so etwas aus den falschen Gründen macht, sollte es bitte lieber sein lassen. Man muss von seiner Sache überzeugt sein.“ Deutschland stehe im internationalen Vergleich ziemlich schlecht da. „Vor allem in den amerikanischen Profiligen sind die Spielerinnen und Spieler weit präsenter und engagierter.“

Subotic bestritt in der Bundesliga 232 Spiele für den BVB, den FSV Mainz 05, 1. FC Köln und Union Berlin. Seit seinem Abgang vom österreichischen Erstligisten SCR Altach im vergangenen Sommer ist der 36-malige serbische Nationalspieler vereinslos.

(rent/dpa/sid)
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