Titel als Mittel zum Zweck "Ajax Amsterdam gegen Manchester - zwei Monster"

Köln · Nach dem Einzug ins Finale der Europa League fiel alle Anspannung von Jose Mourinho von Manchester United ab, denn er weiß: Der silberne Pokal ist die einzige Möglichkeit, eine misslungene Saison doch noch zu retten - und sogar mit dem Einzug in die Champions League zu krönen.

Manchester United: Jose Mourinho nach Finaleinzug den Tränen nahe
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Mourinho nach Finaleinzug den Tränen nahe

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Foto: rtr, mb

"Endspiele machen immer Spaß, und die Europa League ist ein großer, wunderschöner Wettbewerb", sagte Mourinho nach dem turbulenten 1:1 (1:0) im Halbfinale gegen Celta Vigo. Das klang vor ein paar Jahren noch ganz anders. "Ich will die Europa League nicht gewinnen. Es wäre eine große Enttäuschung für mich. Ich will auf keinen Fall, dass meine Spieler meinen, die Europa League sei ihr Wettbewerb", hatte "The Special One" gesagt, nachdem sein Vorgänger beim FC Chelsea, Rafael Benitez, mit den Londonern 2013 den Titel geholt hatte.

Knapp vier Jahre später wäre der 54-Jährige allerdings damit "mehr als glücklich. Es war so eine schwierige Saison". Bei noch zwei verbleibenden Spielen in der Premier League belegt der englische Rekordmeister trotz seines illustren Kaders nur Platz sechs. Die Qualifikation für die Königsklasse ist nahezu ausgeschlossen, durch den Gewinn des Ligapokals steht die Mannschaft wenigstens in der dritten Qualifikationsrunde des Trostpflasters Europa League.

Einziger Ausweg: Sich über den Europa-League-Titel doch noch für die Champions League zu qualifizieren. Im Finale am 24. Mai in Stockholm wartet aber das Überraschungsteam der Stunde. "Ajax Amsterdam gegen Manchester - zwei Monster. Die Geschichte dieser beiden Klubs ist unglaublich", sagte Mourinho.

Tatsächlich verspricht die Begegnung Glanz vergangener Tage. Ajax dominierte mit Johan Cruyff in den 1970er Jahren den europäischen Fußball und gewann zwischen 1971 und 1973 dreimal den Europapokal der Landesmeister, in den Neunzigern brachte die "Ajax-Schule" Edwin van der Sar, Frank Rijkaard und Clarence Seedorf hervor. 21 Jahre nach dem letzten Europapokal-Finale (2:4 im Elfmeterschießen gegen Juventus Turin) könnte der niederländische Rekordmeister mit dem jüngsten Team des Wettbewerbs (Durchschnittsalter der eingesetzten Spieler: 22,48 Jahre) seine Wiedergeburt erleben.

Dass es der Mannschaft der ehemaligen Bundesliga-Profis Amin Younes und Heiko Westermann an Erfahrung mangelt, wurde beim 1:3 (1:2) im Rückspiel in Lyon klar. Nach einem Doppelschlag von Alexandre Lacazette, der Olympique wieder ins Spiel brachte, wurde die Mannschaft trotz des 4:1 aus dem Hinspiel nervös.

Schade: Eine ehemalige Ajax-Größe wird bei dem Duell in ihrer schwedischen Heimat fehlen. Superstar Zlatan Ibrahimovic, der in Amsterdam zu seinem ersten Champions-League-Einsatz kam und nun in Diensten von ManUnited steht, fehlt den Red Devils verletzt. Der Klub würde im Falle des Titelgewinns ohne ihn in einen elitären Kreis aufsteigen: Alle drei europäischen Pokale haben bislang nur Bayern München, Juventus Turin, der FC Chelsea und eben Ajax Amsterdam in der Vitrine stehen.

(sid)
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