Halbfinale der Europa League Anfield trägt Liverpool und Klopp ins Finale von Basel

Liverpool · Jürgen Klopp hat den spanischen Durchmarsch verhindert und steht mit dem FC Liverpool nur sieben Monate nach seinem Amtsantritt vor seinem ersten Europapokalsieg.

Jürgen Klopp nach Finaleinzug außer Rand und Band
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Klopp nach Finaleinzug außer Rand und Band

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Gegen den zähen und giftigen FC Villarreal zogen der deutsche Teammanager und die Reds in einer weiteren magischen Nacht an der Anfield Road mit einem 3:0 (1:0) im Halbfinal-Rückspiel ins Endspiel ein. Das Hinspiel hatte Liverpool in Spanien 0:1 verloren.

Gegner am 18. Mai in Basel sind die Europa-League-Experten vom FC Sevilla, Sieger der vergangenen beiden Jahre. Die Spanier gewannen das Rückspiel gegen Schachtjor Donezk aus der Ukraine 3:1, im Hinspiel hatte es ein 2:2 gegeben.

Im Finale geht es um einen Platz in der Champions League. Liverpool ist in dieser Saison der einzige nicht-spanische Verein in einem Europacup-Finale — dank eines Eigentores von Bruno (7.) und der unglaublich laut umjubelten Treffer von Daniel Sturridge (64.) und Adam Lallana (81.). Villarreals Victor Ruiz sah in der Schlussphase die Gelb-Rote Karte (71.).

Klopps Final-Bilanz ist ausbaufähig: Dem DFB-Pokal-Sieg gegen Bayern München 2012 folgten Niederlagen im Champions-League-Finale 2013 und weiteren zwei Pokal-Endspielen.

Klopp hatte am Mittwoch erneut den Mythos Anfield beschworen, der drei Wochen zuvor Borussia Dortmund gelähmt hatte. Die Fans gehorchten: Das Warmsingen im sonnigen Beatles-Viertel an der Liverpooler Waterfront begann schon am frühen Nachmittag, und der beißende Geruch Dutzender bengalischer Feuer lag in der Luft, als der Bus der Reds sich unter Schlachtgesängen seinen Weg durch die engen Gassen hinter der Centenary-Tribüne bahnte. Vor allem auf dem legendären Kop brodelte es, beim 1:0 war die Stimmung bereits auf dem Niveau des wundersamen 4:3 gegen den BVB im Viertelfinale.

Das verlieh der Mannschaft Flügel, auch dem deutschen Nationalspieler Emre Can, der nach auskurierter Knöchelverletzung auf seine Position links vor der Viererkette zurückgekehrt war. Eine Minute nach einer Großchance von Villarreals Mario (5.) spielte Can den Ball auf die rechte Seite hinaus und leitete damit den Führungstreffer ein. Sekunden später bedrängte Daniel Sturridge am Fünfmeterraum den Verteidiger Bruno so vehement, dass dieser den Ball ins eigene Tor spitzelte.

Das Spiel war außergewöhnlich intensiv, Villarreal reagierte auf den Liverpooler Sturmlauf mit Konterfußball und vor allem: Härte. Beide Seiten zogen in jedem Zweikampf gnadenlos durch, Klopp feierte an der Seitenlinie in weißer Trainingsjacke jedes Tackling, als wäre das 2:0 gefallen. Zudem lieferte er sich in der kleinen Coaching-Zone Diskussionen mit Villarreals Trainer Marcelino, der vierte Offizielle musste dazwischengehen.

Die Halbzeitpause war nur eine kurze Abkühlung, es ging weiter hitzig zur Sache — mit Vorteilen für Liverpool, das zuletzt 2007 in einem Europacup-Finale (Champions League) stand. Jede Minute flogen nun die Fernschüsse auf das Tor der Spanier, Schlussmann Alphonse Areola bekam allerhand zu tun, während sein Trainer verzweifelt die Arme in die Luft warf. Die Präzision allerdings fehlte im Liverpooler Offensivspiel nun, dafür stand die Abwehr bei den wenigen Entlastungsangriffen sicher.

Fast schien es, als hätten die Reds in den ersten 50, 55 Minuten überdreht. Doch das täuschte. Sturridge, auf den Klopp im Hinspiel überraschend verzichtet hatte, schob aus kurzer Distanz ein und brachte Anfield zur Explosion. Villarreal änderte für die Schlussphase sein Spiel radikal und riskierte alles, um das nötige Auswärtstor zu erzielen. Liverpools dritter Treffer sorgte jedoch für die Entscheidung. In den letzten Minuten feierten die Fans sich selbst — und immer wieder auch Jürgen Klopp.

Gameiro stellt Weichen für Sevillas erneuten Finaleinzug

Kevin Gameiro (9./47.) und Mariano (59.) trafen vor 41.286 Zuschauern für die Spanier, die in Basel nach ihrem fünften Europokalsieg seit 2006 und dem historischen Hattrick in der Europa League greifen. Der Brasilianer Eduardo (44.) glich kurz vor der Pause für die Gäste aus. Für Donezk endete damit der Traum vom zweiten internationalen Titel nach dem Uefa-Pokal-Sieg 2009 im Finale gegen Werder Bremen.

Die Gastgeber von Unai Emery, der das 100. Europapokal-Spiel seiner Trainer-Karriere absolvierte, begannen im heimischen Hexenkessel furios: Nach einem Patzer von Maxim Maliyschew schnappte sich Gameiro den Ball und ließ Torhüter Andrej Pijatow keine Chance. Der Ausgleich nach einem Konter kam wie aus dem Nichts, Marlos (44.) hatte gar die Gästeführung auf dem Fuß.

Nach der Pause dauerte es erneut nicht lange, bis Sevilla in Führung ging: Nach einem genialen Pass umkurvte der starke Gameiro den hilflosen Pijatow und erzielte sein bereits siebtes Tor im laufenden Wettbewerb. Gameiro hielt nach dem Treffer das Trikot seines Teamkollegen Michael Krohn-Dehli in die Höhe, der sich im Hinspiel schwer verletzt hatte. Der Brasilianer Mariano beseitigte wenig später aus 20 Metern auch die letzten Zweifel.

(sid)
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