Engländer fallen negativ auf Chelsea-Fans singen antisemitische Sprechchöre

Budapest · Die Fans des englischen Top-Klubs FC Chelsea sind erneut negativ aufgefallen. Am Donnerstag waren beim Auswärtsspiel in Ungarn antisemitische Sprechchöre zu hören.

Willian und Olivier Giroud erzielten zwei wunderbare Freistoßtore. Doch unmittelbar nach dem 2:2 beim FC Vidi in Ungarn rückte das Sportliche für den FC Chelsea schon wieder in den Hintergrund. Zum zweiten Mal binnen weniger Tage hatten einige wenige Fans des sechsmaligen englischen Fußballmeisters ihre hässlichste Seite gezeigt - kurz nach dem Anpfiff waren deutlich antisemitische Sprechchöre zu hören.

"Der Verein und die überwältigende Mehrheit unserer Fans verabscheuen Antisemitismus und jede Art von Rassen- oder religiösem Hass", sagte ein Klubsprecher im Anschluss an die Europa-League-Partie, in der Nationalspieler Antonio Rüdiger geschont worden war: "Das hat keinen Platz bei Chelsea oder in irgendeiner unserer Gemeinschaften."

Erst am vergangenen Wochenende war diese Sicht der Dinge von den Chaoten unter den Blues-Fans allerdings untergraben worden. Beim Spiel gegen Manchester City an der Stamford Bridge (2:0) war der englische Nationalspieler Raheem Sterling von gut zu identifizierenden Chelsea-Anhängern rassistisch angegangen worden. Vier Personen wurden inzwischen mit vorläufigen Stadionverboten belegt, die Polizei ermittelt.

Der Vorfall hatte in England eine Grundsatzdiskussion über Rassismus im Fußball ausgelöst. Sterling warf vor allem den Boulevardmedien vor, das offensichtliche Problem durch einseitige Berichterstattung zu befeuern.

"Solange die Leute dumm genug sind, so etwas zu tun, müssen sie bestraft werden", sagte Teammanager Jürgen Klopp vom FC Liverpool, der von dem Vorfall "nicht überrascht" war. City-Teammanager Pep Guardiola forderte ebenfalls harte Sanktionen. "Wir müssen für die Menschenrechte und eine bessere Gesellschaft kämpfen. Das ist die Botschaft an die Politik. Wir müssen die Demokratie so gut wir können verteidigen", sagte er.

Erst am Mittwoch hatte auch Chelseas Coach Maurizio Sarri "jegliche Form von Rassismus" verurteilt. "Das war widerlich", sagte der Italiener während eines Pressegesprächs über den Fall Sterling: "Ihr alle kennt meine Meinung und die des Klubs." Einen Tag später kam es zu dem neuerlichen Vorfall beim Europapokalspiel in Szekesfehervar.

Alle die, die "nicht die Intelligenz aufbringen können, um unsere Botschaft zu verstehen und die den Klub beschämt haben", müssten mit der "stärksten" Reaktion rechnen, die dem Verein zur Verfügung stehe, kündigte der Vereinssprecher an. Ob die Europäische Fußball-Union (Uefa) Ermittlungen einleiten wird, blieb zunächst unklar, weil der Bericht des Schiedsrichters noch nicht vorlag.

Neu waren die Hassgesänge, die auf die große jüdische Tradition des Londoner Rivalen Tottenham Hotspur zielen, allerdings nicht. Bereits in der Vergangenheit waren einige Chelsea-Fans damit aufgefallen. Als Reaktion hatte der Klub im Januar eine "Sag Nein zu Antisemitismus"-Kampagne gestartet, die von dem russisch-israelischen Klub-Boss Roman Abramowitsch unterstützt wird. Im Juni besuchte eine 150-köpfige Reisegruppe die Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz.

(sid/old)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort