Europa League Klopp kämpft gegen Finaltrauma

Basel · Zweimal Meister und einmal Pokalsieger mit Borussia Dortmund - im zweiten Anlauf will Jürgen Klopp nun seinen Premieren-Titel mit dem FC Liverpool. Im zehnten Endspiel seiner Karriere muss er dazu aber die Seriensieger des FC Sevilla aufhalten.

Jürgen Klopp nach Finaleinzug außer Rand und Band
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Klopp nach Finaleinzug außer Rand und Band

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Wie ein Fluch hingen Franz Beckenbauers Worte viele Jahre über dem Wettbewerb. Als "Cup der Verlierer" hatte der Ehrenpräsident des FC Bayern den Uefa-Pokal, der seit 2008 Europa League heißt, vor mehr als 20 Jahren bezeichnet. So hatte er ihm ein Image verpasst, das nach wie vor anhaftet. Doch wenn Jürgen Klopp und sein FC Liverpool heute Abend im St.-Jakob-Stadion in Basel (20.45 Uhr/Live-Ticker) im Finale auf den FC Sevilla treffen, werden der deutsche Trainer und seine "Reds" alles daran setzen, um am Ende die Trophäe des zweitwichtigsten Wettbewerbs im europäischen Vereinsfußball in den Schweizer Abendhimmel zu recken. Als Sieger unter Verlierern wird sich Liverpool im Fall des Titelgewinns nämlich ganz bestimmt nicht fühlen — nicht zuletzt, da sich der neue Titelträger auch noch automatisch für die Champions League qualifiziert.

Um das Ziel zu erreichen, muss Klopp ein persönliches Finaltrauma besiegen. Seit 2015 ist der Gewinner der Europa League automatisch für die Königsklasse qualifiziert. Damit ist das Endspiel für den Schwaben in doppelter Hinsicht seine bislang wichtigste Partie als Trainer des Klubs von der Anfield Road. Er kann nicht nur mit einem einzigen Sieg eine eher mittelprächtige erste Premier-League-Saison — Liverpool schloss die Liga auf Platz acht ab — durch die Qualifikation für die Champions League vergessen machen. Er würde auch den Fans gleich in seiner ersten Saison als Trainer des ruhmreichen FC Liverpool den größten Triumph seit dem Gewinn der Champions League 2005 schenken.

Um die Träume der Zehntausenden mitgereisten Anhänger aus England wahr werden zu lassen, muss Klopp aber zunächst seine Final-Statistik aufbessern. Seine letzten vier Endspiele hat der 48-Jährige nämlich verloren. In seinem bisher einzigen internationalen Finale unterlag Klopp mit Borussia Dortmund 2013 im Champions-League-Finale dem FC Bayern München. Niederlagen in Pokalendspielen gegen die Bayern (2014) und den VfL Wolfsburg (2015) folgten. Und auch mit Liverpool hat Klopp bereits seine erste Endspiel-Pleite in seiner Vita stehen. Im Februar verlor Liverpool das eher unbedeutende League-Cup-Finale gegen Manchester City. Von der zuletzt negativen Bilanz in den entscheidenden Duellen lässt sich der deutsche Trainer aber nicht beeindrucken. Er sagt: "Je größer der Druck ist, desto cooler bin ich. Ich stehe auf diese Alles-oder-nichts-Situationen. Aber nur, weil man alles bekommen kann."

Leicht wird es der vierfache Titelträger FC Sevilla der Klopp-Truppe aber nicht machen. Die Spanier wissen, wie wertvoll der Sieg in der von Fans und Funktionären oft als unrentabel kritisierten Europa League sein kann. Zuletzt gewannen die Spanier den Titel sogar zweimal in Folge. "Wir Sevillistas spüren etwas Besonderes in diesem Wettbewerb, er hat uns viel gegeben, wir leben ihn mit Begeisterung", sagt deren Trainer Unai Emery. Auch Sevilla würde sich nur im Fall des Titelgewinns direkt für die Champions League qualifizieren.

(sb)
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