„Eier“ oder das Aus BVB ohne Haaland in Glasgow mit totaler Offensive und markiger Ansage

Glasgow/Dortmund · Mit frischem Selbstvertrauen motiviert sich Borussia Dortmund in Glasgow für ein kleines Fußball-Wunder. Torjäger Erling Haaland fehlt immer noch. Sportdirektor Michael Zorc macht der Mannschaft derweil eine markige Ansage.

 Erling Haaland.

Erling Haaland.

Foto: AP/Michael Probst

Erling Haaland hatte sich gequält, er hatte gekämpft, mit wehendem Haar sogar eine Torschuss-Sonderschicht nach dem Training geschoben. Doch als Marco Reus, Mats Hummels und die anderen Profis von Borussia Dortmund am Mittwoch mit der Sondermaschine EW1909 im verregneten Glasgow landeten, saß der Ausnahmestürmer frustriert daheim. Es reicht noch nicht - der BVB muss das kleine Europa-League-Wunder ohne seinen Superstar schaffen.

"Er macht, er tut alles, aber das ist noch ein Stück entfernt von 100 Prozent", sagte Trainer Marco Rose im Ibrox Stadium. "Er braucht Zeit, die Sache mit den Adduktoren ist ein bisschen diffus, das dauert." Nach der Hinspiel-Blamage in den Play-offs gegen die Rangers ist die Ansage von oben dennoch knallhart: "Wenn die Mannschaft Eier hat, dreht sie das", sagte Sportdirektor Michael Zorc im Stile Oliver Kahns.

Auf der spektakulären BVB-Achterbahnfahrt durchs Fußball-Jahr geht die nächste Runde am Donnerstag (21.00 Uhr/RTL) durch einen ausverkauften Hexenkessel. "Wir müssen die Scheiße auslöffeln", sagte Julian Brandt nach dem 6:0 gegen Borussia Mönchengladbach mit frischem Selbstvertrauen. Kapitän Reus erklärte die Aufholjagd nach dem 2:4 vor einer Woche zum "Do-or-die-Spiel" für Dortmund: "Uns erwartet ein Kampf in heißer Atmosphäre - wir sind bereit."

Alles andere wäre mit dem Selbstverständnis des BVB auch nicht zu vereinbaren. Nach dem für Prestige und Portmonee schlimmen Champions-League-Aus hatte Hans-Joachim Watzke zur Titeljagd geblasen, nun droht das schmähliche Aus vor dem Achtelfinale. Es wäre der Absturz in die internationale Bedeutungslosigkeit - und der dritte Knockout in einem Pokalwettbewerb in dieser Saison.

Auf der Suche nach der fehlenden Konstanz war der Kantersieg gegen Gladbach eine Zwischenstation. "Wir haben Spiele, wo wir uns alle ganz doll an den Kopf fassen", sagte Brandt - zu viele. Er habe aber "die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Wir sind in der Lage, viele Tore zu schießen und auch zu Null zu spielen."

Gegen Gladbach gelang dies mit einer famosen Leistung von Torhüter Gregor Kobel, es wären erneut vier Gegentore möglich gewesen. Verletzungssorgen erschweren die Abwehrarbeit zusätzlich: Die Innenverteidiger Manuel Akanji und Dan-Axel Zagadou sind auch zu Hause geblieben, es bleiben Mats Hummels und Marin Pongracic. "Zwei Tore vor 50.000 Zuschauern aufzuholen, ist eine schwierige Aufgabe. Diesen Rucksack schleppen wir. Wir müssen angreifen und auf Tore gehen", sagte Rose.

Immerhin ist im Europapokal die Auswärtstorregel abgeschafft: Jeder Sieg mit zwei Toren Differenz führt die Borussia in die Verlängerung.

Auch die reiche Dortmunder Fußball-Historie bietet noch einen kleinen Strohhalm zum Festhalten. 1966 gewann der BVB gegen den FC Liverpool sensationell den Europapokal der Landesmeister - in Glasgow! Allerdings damals im Hampden Park, dreieinhalb Meilen südöstlich von Ibrox. 

(ako/sid)
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