Siebte Final-Niederlage in 51 Jahren Benfica — der Fluch des Ex-Trainers wirkt immer noch

Düsseldorf · Die Fans von Benfica Lissabon glauben zu wissen, warum ihr Klub das Finale der Europa League gegen den FC Chelsea 1:2 verlor. Schuld hat der ehemalige Trainer Bela Guttmann, der den Klub 1962 nach dem Sieg des Europapokals der Landesmeister verfluchte.

 Bela Guttmann neben seiner Entdeckung, dem ehemaligen Weltstar Eusebio.

Bela Guttmann neben seiner Entdeckung, dem ehemaligen Weltstar Eusebio.

Foto: Screenshot Youtube

Benficas Schicksal im Finale gegen Chelsea wurde schon vor 51 Jahren besiegelt. 1962 gewannen die "Adler" das europäische Endspiel gegen das damals übermächtige Real Madrid nach 0:2- und 2:3-Rückstand noch 5:3. Ein denkwürdiges Endspiel, das noch heute als eins der größten Finals der Geschichte des Europapokals gilt. Für den portugiesischen Spitzenklub mit dem 1899 in Budapest geborenen Trainer Guttmann war es der zweite Triumph in Serie. Grund genug für Guttmann, eine Gehaltserhöhung beim Klubpräsidenten einzufordern. Der Vereinsboss Antonio Vital lehnte ab, Guttmann kündigte. Jedoch nicht, ohne dem Präsidenten zum Abschied einen Fluch hinterher zu schleudern: "Benfica wird in den nächsten 100 Jahren nicht mehr den Europacup gewinnen."

Sieben Endspiele ohne Sieg

Der Entdecker von Weltstar Eusebio, der 1981 in Wien verstarb, sollte zumindest für die folgenden 51 Jahre Recht behalten. Sieben kontinentale Endspiele, darunter fünf im Landesmeister-Wettbewerb, verlor Benfica nach seinem Abschied — zuletzt am Mittwoch beim 1:2 gegen Chelsea. Benfica spielte die Engländer regelrecht an die Wand, traf aber das Tor nicht. Chelseas serbischer Verteidiger Branislav Ivanovic erzielte in der Nachspielzeit per Kopf den Siegtreffer — Benfica stand in Amsterdam wieder einmal mit leeren Händen da. Getroffen vom Fluch des Ex-Trainers. Ausgerechnet in der Stadt, wo Benfica vor 1962 unter Guttmanns Leitung letztmals in Europa triumphiert hatte.

Der in Deutschland relativ unbekannte Guttmann wurde 1899 in Budapest geboren und war eine der schillerndsten Personen des Weltfußballs seiner Zeit. Als Spieler war er vor der Einführung des Profitums in einen Schwarzgeld-Skandal verstrickt, von 1926 bis 1931 kickte der ungarische Nationalspieler als Legionär in New York. Nach seiner Rückkehr nach Europa schlug er eine Laufbahn als Trainer ein.

Nach Erfolgen in der Heimat startete er nach dem Zweiten Weltkrieg — völlig unüblich zur damaligen Zeit — eine internationale Karriere. Nach einem Gastspiel in Argentinien zog es Guttman nach Italien. In der Serie A betreute er unter anderem zwei Jahre den AC Mailand, eine der besten europäischen Mannschaften der damaligen Zeit. Er kehrte für ein Jahr nach Budapest zurück und trainierte Honved um den legendären Ferenc Puskas. 1957 blieb er nach einer Südamerika-Tournee in Brasilien und coachte den FC Sao Paulo. Dort führte er das damals revolutionäre 4-2-4-System ein, mit dem die brasilianische Nationalmannschaft um den 17 Jahre alten Superstar Pele in Schweden ein Jahr später den ersten WM-Titel gewann.

Guttmann, der Weltenbummler

1958 schlug Guttmann seine Zelte in Portugal auf, führte erst den FC Porto zum Titelgewinn, um dann zu Benfica zu wechseln und dort seine wohl erfolgreichste Zeit als Trainer zu verbringen. Nach den zwei Europapokal-Triumphen und dem ausgesprochenen Fluch gegen Benfica blieben auch dem Trainer die großen Erfolge verwehrt. Nach einem einjährigen Gastspiel in Uruguay übernahm der Weltenbummler 1964 kurzzeitig Österreichs Nationalmannschaft, wurde aber aus politischen Gründen aus dem Amt gedrängt. Seine Rückkehr 1965 zu Benfica endete für Guttmann mit einem demütigenden Rauswurf. Seinen Fluch nahm er nicht zurück und 1981 mit ins Grab. Benfica leidet weiter, vermutlich noch 49 Jahre lang.

(can)
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