Arena "AufSchalke" geht in Betrieb Eröffnungsparty mit BVB und Lionel Ritchie

Gelsenkirchen (rpo). Das modernste Fußball-Stadion Europas geht in Betrieb. Mit einer großen Eröffnungsparty am kommenden Montag wird die 358 Millionen Mark teure Multifunktions-Arena "AufSchalke" nach nur 33 Monaten Bauzeit ihrer Bestimmung übergeben.

Rudi Assauer, der das ehrgeizige Projekt vor Jahren anschob und gemeinsam mit den Vorstandskollegen des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 unter großen Mühen in die Tat umsetzte, ist froh, wenn endlich der erste Ball durch die neue Schalker Heimstätte rollt. "Es ist das schönste Stadion in Europa", schwärmt der Schalke-Manager, "ein Stadion für unsere Fans."

Zur zweitägigen Eröffnungsfeier, die am Dienstag fortgesetzt wird, haben sich hochrangige Gäste aus Politik, Sport und Unterhaltung angesagt. NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement wird ebenso erwartet wie FIFA-Präsident Joseph Blatter und UEFA-Chef Lennart Johansson. Auch "Kaiser" Franz Beckenbauer, der seit Jahren um ein ähnliches Projekt in München kämpft, lässt sich die Eröffnung des "raumschiffähnlichen Fußball-Tempels" auf dem "Planeten Schalke", wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" schrieb, nicht entgehen.

Den musikalischen Höhepunkt soll die amerikanische Pop-Legende und Oscar-Preisträger Lionel Ritchie mit seinen Welterfolgen "All Night long" oder "Hello" liefern. Weitere Gäste wie die Gruppe Pur, DJ Ötzi, die German Tenors oder Ten of the Best runden das Programm ab. Auch die Fußball-Fans sollen beim Blitzturnier (je 45 Minuten Spiel- Dauer) mit Schalke, Borussia Dortmund und dem 1. FC Nürnberg auf ihre Kosten kommen. "Ich habe mich daran erinnert, dass uns der BVB zur Einweihung des Westfalenstadions eingeladen hat. Diese Geste wiederholen wir jetzt", begründete Assauer die Einladung des Rivalen.

Das Schalker Schmuckstück stößt im Bereich Stadionbau in eine neue Dimension vor. An alles wurde bei dem von dem niederländisch- deutschen General-Übernehmer hbm-Bau umgesetzten Projekt gedacht, das die Superlative der Vorbilder in Arnheim, Amsterdam und Eindhoven vereinigen soll. Prunkstücke sind das Schiebedach und die Rasen- Schublade. Die in einer 11 000 Tonnen schweren und 118 x 79 m großen Betonwanne ruhende Grünfläche kann zwecks Belüftung und Bewässerung in sechs Stunden auf 300 m langen Teflon-beschichteten Stahlschienen unter der beweglichen Südtribüne hindurch ins Freie bugsiert werden. Und die 580 Tonnen schwere Dach-Konstruktion wird im Bedarfsfall, vor allem bei Abendspielen, in 30 Minuten geschlossen.

60 400 Besucher (42 900 Sitz-, 17 500 Stehplätze) finden bei Bundesliga-Spielen Platz, bei internationalen Partien werden die Stehränge in Sitzplätze umgewandelt. So verringert sich die Kapazität auf 52 200 Plätze. 72 Logen (Preis: 90 000 bis 140 000 Mark), 1400 Business-Seats und 100 Rollstuhlfahrer-Plätze sind inklusive. Die Verpflegung mit Bier und Bratwurst ist an 32 Imbiss-Buden sowie mehreren Restaurants, die Versorgung mit Fan-Artikeln an fünf Verkaufsständen gesichert.

Das auf drei Grad heruntergekühlte Bier des Sponsors Veltins kommt nicht aus Fässern, sondern wird durch insgesamt 5 km Leitungen zu den 112 Zapfhähnen geleitet. Diese Bier-Infrastruktur garantiert, dass pro Abend im Extremfall bis zu 48 000 Liter Gerstensaft in durstige Kehlen gelangen könnte. Bezahlt wird nicht mit barer Münze, sondern mit der "KnappenKarte", auf die zuvor Geld geladen wird. Ein "Knappen" entsprich dem Gegenwert von zwei Mark.

Eine elektronische Einlasskontrolle, Video-Überwachung und Metall- Dedektoren sollen maximale Sicherheit garantieren. Ein weiterer Clou ist die 70 Quadratmeter große Kapelle, die schon am Sonntag mit einem Weihgottesdienst ihrer Bestimmung übergeben wird. Für den guten Ton auf allen Plätzen sorgt die hypermoderne Akustik-Anlage. Der bisher einzigartige und weltgrößte Video-Würfel des Arena-Partners Philips, in rund 25 Metern Höhe über dem Anstoßpunkt angebracht, soll auf vier 35 Quadratmeter großen Schirmen alle Szenen ins rechte Bild setzen. Zudem sind 500 TV-Monitore im weiten Oval verteilt. Und, und, und...

Besonders stolz sind die Schalker darauf, dass die Arena ausschließlich privatwirtschaftlich finanziert wurde. "Nach langer und harter Arbeit steht die Finanzierung solide und auf breiter Basis", versichert "Finanzminister" Josef Schnusenberg. Andere Experten beurteilen das unternehmerische Risiko weniger euphorisch. Sie zweifeln, ob das multifunktionale Objekt, das auch als Opernhaus, Zirkus oder Konzertsaal dienen soll, auf lange Sicht ausgelastet sein wird und sich rentiert.

Allein durch den größten Batzen, den 225-Millionen-Mark- Konsortial-Kredit unter Führung der Hamburgischen Landesbank, der durch eine 80-prozentige Ausfallbürgschaft des Landes Nordrhein- Westfalen abgesichert ist, werden saftige Zinsen und Tilgung fällig. 21 Millionen Mark jährlich muss der Club aufbringen, die "Tochter" Stadion-Betreiber GmbH steht für etwa sieben Millionen Mark gerade. Doch die Schalker sind überzeugt, dass auch aus wirtschaftlicher Sicht mit der Errichtung des neuen "Festspielhauses" im Ruhrgebiet der Spagat zwischen Tradition und Moderne gelingen wird.

(RPO Archiv)
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