EM-Tagebuch 2012 Von Kuba und Buaschtschykowski

Danzig · Wenn Nationalspieler Lukas Podolski Polnisch spricht, staunt man nicht schlecht. Aber der kölsche Jung, ein Meister der kurzen Sätze, wenn er etwas auf Deutsch sagt, beherrscht natürlich die Sprache seiner Eltern. Diese Sprache gilt als eine der schwierigsten der Welt.

Sie klingt für uns ungewöhnlich, weil sie viele Zischlaute und Zungenbrecher hat und weil das Schriftbild verwirrend anmutet. An den Namen des in Danzig geborenen Boxweltmeisters Dariusz Michalczewski, an das "sz" und an das "cz", hatten wir uns längst gewöhnt, da folgte sogar noch eine gewisse Steigerung mit dem Dortmunder Fußballer Jakub Blaszczykowski.

Und auch bei der Schreibweise seines Klubkollegen Lukasz Piszczek müssen wir schon konzentriert sein, damit wir ja keinen Fehler machen. Im Vergleich dazu ist es geradezu ein Kinderspiel, die Namen des Dortmunder Torjägers Robert Lewandowski oder des früheren Mönchengladbachers Eugen Polanski auszusprechen.

Seit Zehntausende Einwanderer aus Schlesien, Masuren und Pommern nach Deutschland und dabei auch in den Kohlenpott kamen, sind wir vertraut mit polnischen Namen. Wir erinnern uns: Fußballer wie Kuzorra, Szepan, Tibulski und Kalwitzki, Kernspieler der großen Schalker Meistermannschaften in den 30er- und 40er-Jahren, waren Kinder von Zuwanderern aus Masuren.

Die großen Drei der heutigen Dortmunder Meister- und Pokalsiegermannschaft sind in Polen geboren. Und damit niemand in Verlegenheit gerät bei dem Versuch, den Namen Jakub Blaszczykowski auszusprechen, hat man sich zur Vereinfachung die Kurzfassung "Kuba" einfallen lassen. Sie steht auch auf dem BVB-Trikot des Mittelfeldspielers.

Das "sz" wird im Übrigen wie im Deutschen das stimmlose "sch" ausgesprochen (Beispiel Schule), das "cz" wie ein "tsch" (Beispiel Tschüss). Also wagen wir uns doch einmal ganz kühn an den Namen Blaszczykowski heran — und sagen richtig "Buaschtschykowski".

Deutschland heißt im Polnischen "Niemcy", und "Niemiec" ist der Deutsche. Der Begriff stammt aus dem Mittelalter und bedeutet: "ein Mensch, der keine Sprache hat". Der Zeitgenosse aus dem Westen galt allerdings nur deshalb als ein Stummer, weil er kein Polnisch sprach. Das können zwar auch heute vergleichsweise wenig Deutsche, aber auf die Idee, uns deshalb gleich stumm zu nennen, kommt natürlich kein Pole mehr.

(RP)
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