EM-Teilnehmer im Porträt Ukraine vollführt den Schulterschluss

Die ukrainische Nationalmannschaft will den kriegsgeplagten Landsleuten bei der EM in Frankreich etwas Ablenkung verschaffen. Sportlich setzt Deutschlands EM-Auftaktgegner auf zwei Flügelflitzer.

Ukraine gewinnt Hinspiel gegen Slowenien 2:0
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Ukraine gewinnt Hinspiel gegen Slowenien 2:0

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Foto: dpa, sd mr

Den Eurovision Song Contest 2016 hat die Ukraine schon mal gewonnen, jetzt sollen die Fußballer des kriegsgeplagten Landes den Menschen etwas Ablenkung verschaffen. "Wir wissen, in welchem Land wir geboren sind, und wir sind stolz darauf", sagte der frühere Bayern-Profi Anatolij Timoschtschuk: "Und wir wissen, wie wichtig die EURO 2016 sein wird. In dieser schwierigen Situation sollte die Ukraine zusammenstehen wie nie zuvor."

Für Deutschlands EM-Auftaktgegner ist Fußball derzeit mehr als nur ein Spiel. Es ist die Sehnsucht nach Einigkeit. Im Osten der Ukraine stehen sich weiter Soldaten und prorussische Rebellen gegenüber, die vereinbarte Waffenruhe wird gebrochen, eine friedliche Lösung des Konfliktes ist noch immer weit entfernt. Auch der ukrainische Fußball bekam Auswirkungen des Konflikts zu spüren, so muss etwa Topklub Schachtjor Donezk seine Heimspiele im knapp 1200 km weiter westlich gelegenen Lwiw austragen.

Qualifikation über die Play-offs

In der Nationalmannschaft indes demonstrieren Spieler aus Ost und West Einigkeit, und sie hielten dem Druck stand. In den Play-off-Duellen gegen Slowenien (2:0 und 1:1) machte der Weltranglisten-22. die erste sportliche Qualifikation für eine EURO perfekt. Bei der Heim-EM vor vier Jahren war die Ukraine als Gastgeber gesetzt gewesen.

Dass die Ukrainer auch eine Top-Mannschaft wie Weltmeister Deutschland vor Probleme stellen können, zeigten ihre Qualifikationsspiele gegen Spanien. Gegen den Europameister kassierte die Ukraine in beiden Duellen nur jeweils ein Tor. Aus einer stabilen Defensive mit schnellen Kontern zum Erfolg kommen, das ist die Taktik von Trainer Michail Fomenko.

Für die Stabilität in der Abwehr sind die international erfahrenen Verteidiger der beiden ukrainischen Spitzenklubs Dynamo Kiew und Schachtjor Donezk verantwortlich. Nur vier Gegentreffer in zehn EM-Qualifikationsspielen sprechen eine deutliche Sprache. "Die Ukraine hatte eine der besten Abwehrreihen der Qualifikationsrunde", sagte Bundestrainer Joachim Löw.

Vorne sollen es die zwei Top-Stars Jewgeni Konopljanka und Andrej Jarmolenko richten. Beide kommen in der Dreier-Mittelfeldreihe über die Außenbahnen, verfügen über starke Technik und sind blitzschnell. Diese Qualitäten sind natürlich auch den europäischen Scouts verborgen geblieben. Konopljanka wechselte im vergangenen Sommer ablösefrei von Dnjpr Dnjpropetrowsk zum spanischen Europa-League-Sieger FC Sevilla, sein Marktwert beläuft sich inzwischen auf 25 Millionen Euro. Angeblich ist Tottenham Hotspur am 26-Jährigen interessiert.

Auch Jarmolenkos Weg dürfte nach der EM von Dynamo Kiew zu einem europäischen Topklub führen. Under anderem soll Borussia Dortmund soll Interesse an dem Flügelflitzer gehabt haben, doch Jarmolenko zieht es nach England. Angeblich steht er bei Liverpools Teammanager Jürgen Klopp ganz oben auf der Einkaufsliste. Im Gespräch ist eine Ablöse von über 30 Millionen Euro.

Jarmolenko ist in seiner Heimat ein Star, der Nachfolger von Andrej Schewtschenko. Der Rekordtorschütze seines Landes ist bei der EM als Co-Trainer dabei. Auch das ist ein Geste für alle Ukrainer.

(sid)
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