EM-Teilnehmer im Porträt Überstehen Xhakas Schweizer endlich die Vorrunde?

Von Euphorie ist bei den Schweizern bisher nicht viel zu spüren. Dennoch wollen die Eidgenossen erstmals die Gruppenphase einer EM überstehen.

 Granit Xhaka glaubt an den Einzug ins Achtelfinale.

Granit Xhaka glaubt an den Einzug ins Achtelfinale.

Foto: dpa, jcb sam

Seine persönliche EM-Rechnung hat der Schweizer Nationaltrainer Vladimir Petkovic schon gemacht. Zwei Siege in den ersten beiden Gruppenspielen gegen Albanien und Rumänien - dann wäre der erstmalige Einzug einer Schweizer Nationalmannschaft in die K.o.-Runde einer EM geschafft. "Dann können wir neue Ziele formulieren und Geschichte schreiben", sagte Petkovic: "Man soll sich in ein paar Jahren daran erinnern, dass wir gute Arbeit geleistet haben."

Doch so einfach der Plan des Nachfolgers von Ottmar Hitzfeld scheint, so schwierig wird er wohl umzusetzen sein. Denn von EM-Euphorie ist in der Schweiz derzeit nicht viel zu spüren. "Eine Therapiegemeinschaft voller Sorgenkinder" sei die Nationalmannschaft, schrieb die Boulevardzeitung Blick zuletzt. Und auch der Tagesanzeiger beschied, dass die Schweizer Fußballer derzeit ein "schwaches Bild" abgeben würden.

Denn trotz des "riesigen Entwicklungspotenzials", das Hitzfeld dem Team nach der erfolgreichen Qualifikation zusprach, überzeugten die Schweizer zuletzt nur bedingt. Die Probleme sind dabei vielschichtig. Die Innenverteidigung zeigte sich zuletzt alles andere als sattelfest, Hertha-Kapitän Fabian Lustenberger fühlt sich von Petkovic übergangenen und wird die EM wahrscheinlich verpassen. Zudem konnte Linksverteidiger Ricardo Rodriguez vom VfL Wolfsburg in dieser Saison so gut wie nie an die Form des Vorjahres anknüpfen.

Im Mittelfeld wird für den wohl entmachteten langjährigen Kapitän Gökhan Inler der umworbene Gladbacher Granit Xhaka die Fäden ziehen. Doch auch er muss noch nachweisen, dass er in Spielen für sein Land an die Leistungen aus der Bundesliga anknüpfen kann. Und Offensiv konzentriert sich viel auf den ehemaligen Bayern-Akteur Xherdan Shaqiri. Wenn er verletzt oder nicht in Form ist, fehlen der Schweiz im Spiel nach vorne häufig die Ideen.

"Wir können eine Überraschung schaffen, das haben wir bei der WM schon gezeigt. Ich denke, dass wir auch bei der EM eine gute Figur abgeben werden", sagte Rodriguez dennoch. Wie so oft haben die Schweizer den Status des Geheimtipps inne. Doch stets lautete das Urteil: Gut gespielt, aber im entscheidenden Moment nicht kaltschnäuzig genug gewesen.

Wie bei der WM vor zwei Jahren in Brasilien, als die Schweizer im letzten Spiel unter Hitzfeld erst in der Verlängerung unglücklich am späteren Finalisten Argentinien scheiterten. Hitzfeld nahm anschließend unter Tränen seinen Hut, doch sein Nachfolger hat es bei Weitem nicht geschafft, auch nur ansatzweise an dessen Popularitätswerte heranzukommen.

In der Schweiz wird Petkovic bereits als einer der Ursachen für die schwachen Auftritte ausgemacht. Mit seiner schroffen Art soll er sich innerhalb der Mannschaft nur wenig Freunde gemacht haben. Sollte die Schweiz in der Vorrundengruppe mit Albanien, Rumänien und Gastgeber Frankreich scheitern, wird schon jetzt über den Rauswurf des Trainers spekuliert. Obwohl dessen Vertrag gerade erst bis 2018 verlängert wurde.

(sid)
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