DFB-Elf spielt am Freitag gegen Polen Joachim Löw: Neue Gegner und die alten Probleme

Düsseldorf · Bundestrainer Joachim Löw braucht offensive Außenverteidiger. Einer könnte der Hoffenheimer Sebastian Rudy sein.

Joachim Löw bei der EM 2021 – Freiburger, DFB-Pokalsieger, Weltmeister
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Das ist Joachim Löw

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Foto: dpa, ss

Am Dienstag versammelte der Bundestrainer seine Auserwählten in Frankfurt am Main. Ganz in der Nähe der DFB-Zentrale bereitet Joachim Löw das Weltmeister-Team auf die nächsten beiden Auftritte in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 vor. Freitag spielt die DFB-Auswahl in Polen, nächsten Dienstag in Gelsenkirchen gegen Irland.

Vor allem vor den Polen hat Löw mächtigen Respekt. "Sie sind Mitfavorit auf den Gruppensieg", erklärt der Trainer. Teammanager Oliver Bierhoff hält sie zumindest für einen "unangenehmen Gegner". Dafür bürgt schon die Tatsache, dass Bayern Münchens Weltklasse-Mittelstürmer Robert Lewandowski und der Dortmunder Verteidiger Lukasz Piszczek in der Mannschaft stehen.

Die Deutschen gehen mit alten Problemen in die neue Länderspiel-Saison, die beim 2:1-Erfolg über Schottland in Dortmund entsprechend mühevoll begann. WM-Kapitän Philipp Lahm hat mit seinem Rücktritt die größte Lücke hinterlassen. Er war zehn Jahre lang der einzige Außenverteidiger von internationalem Format. Solange er zumindest auf einer der beiden Seiten spielen konnte, wurden die Schwierigkeiten in Löws Besetzungsliste nicht so augenfällig. Nun aber muss der Coach unter den Ernstfallbedingungen eines Pflichtspiels weiter auf die Suche nach offensivstarken Außenverteidigern gehen. Von der defensiven Lösung mit vier gelernten Innenverteidigern in der Abwehrkette, von wortgewaltigen Beobachtern als "Ochsenabwehr" geadelt und bei der WM zumindest vorübergehend mit Erfolg praktiziert, hat er sich für die EM-Qualifikation verabschiedet.

Dort nämlich erwartet Löw "Gegner, die uns tief in der eigenen Abwehr erwarten. Da brauchen wir offensive Außen". In Dortmund brachte der Feldversuch erste brauchbare Ergebnisse. Der Hoffenheimer Sebastian Rudy lieferte auf der rechten Seite ein paar intelligente Beiträge zum deutschen Angriffsspiel, und links zeigte der Dortmunder Erik Durm in Ansätzen, dass er ein zum Verteidiger umgeschulter Stürmer ist.

Es gab aber reichlich Situationen, die für die nächste Sitzung in Fragen der taktischen Defensivordnung taugen. Rudy und Durm offenbarten Schwächen im Stellungsspiel und Abstimmungsprobleme mit ihren Nebenleuten. Löw tat das als Bestandteil des notwendigen Lernprozesses für die beiden Außenverteidiger ab. Und er weiß natürlich, dass in näherer Zukunft niemand die Außenposition mit der spielerischen Klasse von Lahm ausfüllen wird. Es ist jedenfalls niemand in Sicht. Deswegen bleibt dem Bundestrainer gar nichts anderes übrig, als die Arbeit mit den Außenverteidigern ganz oben auf die Tagesordnung zu setzen.

Das scheint sich mittlerweile in der Bundesliga herumgesprochen zu haben. Hoffenheims Trainer Markus Gisdol nahm Löws taktischen Versuch auf und schickte Rudy beim Spiel gegen Schalke am vergangenen Wochenende ebenfalls auf der rechten Außenbahn ins Rennen. Bis zum Schottland-Länderspiel galt Rudy selbst in Expertenkreisen als defensiver Mittelfeldspieler. Dass allerdings auch der zweite Bildungsweg große Erfolge verheißt, zeigt die Geschichte des Schalkers Benedikt Höwedes. Der wurde als spätberufener Linksverteidiger sogar Weltmeister.

(RP)
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