Achtelfinale weiter drin England enttäuscht beim Remis gegen Schottland

London · Die englische Fußball-Nationalmannschaft hat trotz vieler Vorschusslorbeeren beim „Battle of Britain“ am Freitagabend stark enttäuscht. Gegen Schottland kam einer der EM-Favoriten nicht über ein 0:0 hinaus.

 Umkämpfte Partie: England gegen Schottland.

Umkämpfte Partie: England gegen Schottland.

Foto: AFP/CARL RECINE

Wer Engländer war, verließ das nasskalte Wembley-Stadion so schnell wie möglich, Nationalspieler und Fans wollten bloß weg - Schottland dagegen feierte dieses 0:0 in der Fußball-Kathedrale des Erzrivalen wie einen Sieg. Die Battle of Britain hatte keinen Gewinner - und doch einen Verlierer namens England: Der EM-Mitfavorit verpasste durch die enttäuschende Nullnummer im Prestige-Duell das vorzeitige Weiterkommen und bekam sogar Pfiffe zu hören.

"Es war ein hartes Spiel, schwierig, die Schotten haben gut dagegengehalten", sagte Englands Torjäger Harry Kane: "Das Remis war ein faires Ergebnis, es war nicht unsere beste Leistung. Wir haben auch nicht viele Chancen herausgespielt."

Nach dem knappen Auftaktsieg im Topspiel gegen Kroatien (1:0) kam England der K.o.-Runde damit nur einen kleinen Schritt näher. Mit vier Punkten liegt die Mannschaft von Gareth Southgate gleichauf mit Tschechien an der Spitze der Gruppe D, am kommenden Dienstag (21.00 Uhr) kommt es zum direkten Duell.

Schottland hat in seinem ersten großen Turnier seit 23 Jahren mit nun einem Zähler zumindest noch Außenseiterchancen auf das Achtelfinale - und darf aus diesem ältesten Duell der Fußballgeschichte viel Selbstvertrauen mitnehmen ins nächste Spiel gegen Kroatien.

Vor fast 150 Jahren, im November 1872, waren sich England und Schottland erstmals auf dem Platz begegnet, am Freitag ging das Spiel in seine 115. Auflage. Die Rolle des Außenseiters war dabei fest reserviert für die Schotten, gerade daraus ziehen sie in der "Schlacht um Großbritannien" allerdings seit jeher ihre Motivation. "Das ganze Land wird hinter uns stehen", hatte Schottlands Stuart Armstrong gesagt.

Allerdings war die Begegnung auch für die junge englische Mannschaft nicht alltäglich, "eines der größten Spiele unserer Karriere" erwartete Marcus Rashford gar. Nach ein paar Minuten Anlaufzeit entwickelte England dann auch den dazu passenden Druck: John Stones (11.) setzte einen Kopfball an den Pfosten, nur zwei Minuten später eroberte Raheem Sterling am gegnerischen Strafraum den Ball, in der Mitte vergab Mason Mount nur um Zentimeter.

Teammanager Gareth Southgate hatte seinen hochtalentierten Kader nach dem Sieg gegen Kroatien umgebaut, Borussia Dortmunds Jadon Sancho schaffte es dieses Mal ins Aufgebot - allerdings nicht in die Startelf. Die bekam nach guter Anfangsphase dann aber zusehends Probleme mit den Schotten, die nicht nur kämpferisch überzeugten. Bei Dauerregen und nur etwa 13 Grad kam der Spielfluss der Engländer zum Erliegen, Schottland befreite sich müheloser und kam dann zu einer Großchance: Stephen O'Donnells sehenswerter Volley zwang Jordan Pickford zu einer starken Parade (30.).

Englands Spiel wirkte jetzt träge, Pfiffe von einem Teil der 22.500 Zuschauer begleiteten den Favoriten in die Pause. Die etwa 3000 schottischen Fans dagegen sahen auch in der zweiten Hälfte ein Duell auf Augenhöhe. Zwar musste der Außenseiter erneut eine starke Startphase der Engländer überstehen, zwang dem Gegner dann aber wieder sein Spiel auf und hatte schon bald die nächste klare Möglichkeit.

Ähnlich spektakulär wie O'Donnell in der ersten Hälfte zog Lyndon Dykes aus der Drehung ab (62.), scheiterte aber knapp. England fehlte weiterhin Tempo und Überraschendes im Spiel nach vorn.

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