Deutliche Worte nach enttäuschender EM Hoeneß rechnet mit Kroos ab - Ex-Nationalspieler schießt zurück

Update | München · Nach dem frühen Ausscheiden des DFB-Teams bei der EM hat Uli Hoeneß deutliche Kritik an der Taktik von Joachim Löw geübt. Auch in Richtung Toni Kroos fand der ehemalige Bayern-Präsident deutliche Worte. Der zurückgetretene Nationalspieler reagierte sofort.

 Toni Kroos.

Toni Kroos.

Foto: AP/Frank Augstein

Uli Hoeneß wählte seine Worte zunächst mit Bedacht, doch dann polterte der frühere Bayern-Präsident doch in gewohnter Manier los. Er schätze den 2014er-Weltmeister Toni Kroos, der tolle Erfolge gefeiert habe, sagte Hoeneß, aber bei dieser verkorksten EM aus deutscher Sicht sei Kroos Teil des "Hauptproblems" der Fußball-Nationalmannschaft gewesen und trage somit zumindest eine gewisse Schuld für das Achtelfinal-Aus bei der EM .

"Seine Art zu spielen, ist total vorbei", urteilte Hoeneß im Doppelpass bei Sport1: "Toni Kroos hat in diesem Fußball nichts mehr verloren." Beim 0:2 gegen England habe Deutschland "Angsthasenfußball" gespielt und allen voran Kroos sei nur durch Querpässe aufgefallen. "Bei anderen Teams geht es mit Zug nach vorne, und bei uns wurde quer gespielt, quer gespielt, quer gespielt", sagte Hoeneß.

Kroos, der seine Nationalmannschaftskarriere nach der EM beendet hatte, reagierte mit Sarkasmus bei Twitter: "Uli Hoeneß ist ein Mann mit großem Fußballsachverstand (auch wenn es für RTL nicht gereicht hat), wenig Interesse für Polemik und mit sich komplett im Reinen. Ähnlich wie sein Greenkeeper (gemeint ist Lothar Matthäus, d.Red.)."

In seine Kritik bezog Hoeneß aber auch den langjährigen Bundestrainer Joachim Löw ein, der von der Viererkette in der Abwehr abgerückt sei, um stattdessen auf eine Dreierkette zu setzen, vor der Kroos als Mittelfeldchef auflaufen sollte. "Völlig unnötig" sei dieser Systemwandel gewesen, sagte Hoeneß: "Es soll nicht heißen, der Hoeneß haut den Löw in die Pfanne. Aber wenn man das Thema analysiert, ist es relativ einfach."

Löw habe nicht einfach das System von Hansi Flick (früherer Bayern-Trainer, d. Red.) kopieren, sondern etwas "besonderes Neues" finden wollen. Und das sei "total in die Hose gegangen".

Hoeneß sagte, er hätte (wie Flick) auf eine Viererkette und ein Mittelfeld mit den fünf Bayern-Profis Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Thomas Müller, Serge Gnabry und Leroy Sane gesetzt. Wäre das Team so aufgelaufen, sei er "zu 100 Prozent sicher, dass wir jetzt anders dastehen würden".

Er wisse, führte der 69-Jährige aus, dass die Mannschaft mit Löws Dreierkette nicht zufrieden war. Allerdings hätte kein Spieler intern Kritik geäußert und die unbeliebte Taktik zur Sprache gebracht.

Daher sei die "Schuld nicht nur bei Jogi Löw zu sehen, sondern auch bei den Spielern", betonte Hoeneß. Er habe viele Spieler "selbstbewusst erlebt unter Hansi Flick", aber nun sei niemand bereit gewesen, die Konfrontation zu suchen: "Das verstehe ich nicht."

Unter Löws Nachfolger Flick, den Hoeneß als "Messias" bezeichnete, erwarte er wieder mehr Harmonie und Miteinander. Das habe Flick auch beim FC Bayern geschaffen, und das sei auch das Ziel in der Nationalmannschaft. "Aber wenn man der Messias ist, muss man auch Erfolg haben", sagte Hoeneß: "Der Druck auf ihn ist ungeheuer groß."

(sid/dpa/old)
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