Frist läuft ab München bangt weiter um die EM-Spiele

Die EM-Gastgeber müssen sich bis Mittwoch bei der Uefa hinsichtlich der Zuschauer-Frage erklären. Der Deutsche Fußball-Bund und der Spielort München halten sich noch bedeckt. Andere Städte haben dagegen bereits ambitionierte Pläne vorgestellt.

 Die Allianz Arena in München.

Die Allianz Arena in München.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Die Schriftstücke sind bereits vorbereitet. Doch hinter dem Wert der Schreiben, die München bis zum Fristende am Mittwoch an die Europäische Fußball-Union (Uefa) schickt, steht ein großes Fragezeichen. Ob die bayrische Landeshauptstadt tatsächlich zu den Gastgebern der EM-Endrunde (11. Juni bis 11. Juli) gehören wird, erscheint nach den jüngsten Entwicklungen fraglicher denn je - München droht das Euro-Aus.

Zwar gehören zu den Plänen der Organisatoren nach SID-Informationen auch die von der Uefa geforderten Szenarien mit Zuschauern in der Arena - an deren Umsetzung bestehen angesichts der aktuellen Corona-Zahlen und den dazugehörigen Verordnungen allerdings große Zweifel. Da Uefa-Präsident Aleksander Ceferin dennoch eine Garantie für die Zulassung von Fans verlangt, sieht es zwei Wochen vor der angestrebten Entscheidung über das EM-Format am 19. oder 20. April nicht gut für München aus.

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Wohin die Reise geht, machte das Uefa-Exekutivkomitee bereits in der vergangenen Woche klar. Das Gremium kippte die zum 1. Oktober eingeführte Obergrenze von 30 Prozent Stadionauslastung. Theoretisch könnte es bei der ersten paneuropäischen EM, für die trotz der Verschiebung vom vergangenen in diesen Sommer offiziell weiter zwölf Städte vorgesehen sind, also trotz der Pandemie volle Arenen geben - wenn die nationalen Behörden mitspielen. Ob ausländische Fans zugelassen werden, ließ die Uefa noch offen.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit dem Spielort München, wo die Gruppenspiele der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich (15. Juni), Portugal (19. Juni) und Ungarn (23. Juni) sowie ein Viertelfinale ausgetragen werden sollen, ist durch diese Entscheidung noch stärker als ohnehin schon unter Druck geraten.

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Mit der Aussetzung der Obergrenze bahnt sich europaweit ein Wettstreit um die größten Öffnungsschritte für Fans an. Wer nicht mitmacht, könnte seinen Status als Gastgeber verlieren. Schließlich gehört der Ticket-Verkauf zu den größten Einnahmequellen für die Uefa.

Einige Städte haben sich bereits aus der Deckung gewagt und ambitionierte Pläne vorgestellt. Der niederländische Verband gab zu Protokoll, dass ein zu zwei Dritteln oder drei Vierteln gefülltes Stadion in Amsterdam angedacht sei. Der russische Gastgeber St. Petersburg strebt eine Auslastung von 50 Prozent der 61.000 Fans fassenden Arena an.

In Kopenhagen, Bukarest, London und Glasgow wird aktuell mit Zuschauerzahlen im niedrigen fünfstelligen Bereich geplant, für die K.o.-Runde denkt man auf der Insel gar noch größer. "Ich bin sehr optimistisch, dass wir für die Spiele der späteren Phase viel mehr Zuschauer bekommen werden", sagte der britische Sportminister Oliver Dowden.

Derartige Botschaften sind aus München nicht zu vernehmen. Es sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, "eine Aussage darüber zu treffen, ob es das Infektionsgeschehen der Corona-Pandemie zulässt, im Juni Zuschauer zuzulassen oder nicht", hatte Oberbürgermeister Dieter Reiter jüngst gesagt. Zudem hatte es harsche Kritik an der Uefa-Forderung gegeben, die von vielen Seiten als ungehörig angesehen wird.

Daniel Koch, medizinischer Berater der Uefa, entgegnete gegenüber der Sportschau: "Ich hoffe, dass München einen Weg findet, damit das Ganze mit Zuschauern stattfinden kann", äußerte der Schweizer: "Wie groß dann die Auslastung im Stadion sein wird, das wird diskutiert."

Diese Diskussion könnte sich bald erübrigt haben. Die Uefa beteuert zwar offiziell, dass keine Stadt, in der hinter verschlossenen Türen gespielt werden müsste, automatisch ausscheide. Doch die Aussagen von Ceferin sind eindeutig: "Jeder Ausrichter muss garantieren, dass Fans zu den Spielen dürfen. Die Option, dass irgendein Spiel der EM ohne Fans ausgetragen wird, ist vom Tisch."

(old/sid)
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