Keine Ausnahme für München So begründet die Uefa die Regenbogen-Entscheidung

Update | München · Die Stadt München wollte am Mittwoch ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen, indem die EM-Arena der Stadt in den Regenbogenfarben erstrahlt. Doch die Uefa machte der Stadt einen Strich durch die Rechnung.

 Erstrahlte im Januar in den Regenbogen-Farben: Die Münchener EM-Arena.

Erstrahlte im Januar in den Regenbogen-Farben: Die Münchener EM-Arena.

Foto: dpa/Tobias Hase

Im Januar 2021 erstrahlte die Allianz Arena in München hell in der Nacht – anders als sonst. Während normalerweise das Rot des FC Bayern neben der Autobahn in München die Nacht erhellt, waren es damals die Regenbogenfarben. Ein deutliches Statement gegen Homophobie. Ähnlich soll die Arena auch am Mittwochabend wieder die Blicke auf sich ziehen, wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft Ungarn bei der Fußball-Europameisterschaft zum dritten Gruppenspiel empfängt.

So zumindest lautet der Wunsch der Stadt München. Sie wollen damit gegen die ihrer Meinung nach homo- und transfeindliche Haltung der rechtsnationalen Führung Ungarns protestieren. Diese verabschiedete in der vergangenen Woche ein Gesetz, das das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität einschränkt. Das Gesetz gilt als besonderes Anliegen von Ministerpräsident Viktor Orban.

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder fände es „ein sehr gutes Signal, wenn die Regenbogenfarben strahlen“ würden. „Das wäre ein Signal, das für die Freiheit unserer Gesellschaft steht“, sagte der CSU-Politiker in Berlin.

Ungarns Abwehrspieler Willi Orban würde eine bunt leuchtende Arena ebenfalls begrüßen. „Mir persönlich würde es gefallen, wenn das Stadion bunt wäre“, sagte der Verteidiger von RB Leipzig am Montag im ungarischen EM-Quartier in Telki bei Budapest: „Ich habe es bisher nur blau gesehen in der zweiten Liga gegen 1860 München und rot gegen den FC Bayern. Von daher würde ich mich freuen, wenn die Lampen auch mal bunt leuchten dürfen.“

Die Uefa lehnt einen entsprechenden Antrag des Münchner Stadtrats aber ab. Das gab der Verband am Dienstag bekannt. „Die Uefa ist gemäß ihrer Satzung eine politisch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieses speziellen Antrags - eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen nationalen Parlaments abzielt - muss die Uefa diesen Antrag ablehnen“, hieß es vom Verband. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet.

Die Uefa ergänzte, sie habe „der Stadt München dennoch vorgeschlagen, das Stadion entweder am 28. Juni - dem Christopher Street Liberation Day - oder zwischen dem 3. und 9. Juli, der Christopher Street Day-Woche in München, in den Regenbogenfarben zu beleuchten.“ Das letzte EM-Spiel in München findet am 2. Juli statt.

Die Regenbogenfarben könnten als politisches Statement gesehen werden – und diese verbietet die Uefa in ihren Statuten. Außerdem gelten die Beziehungen zwischen der Uefa und Ungarn als besonders eng. Während in der Coronavirus-Pandemie in vielen Teilen Europas keine Gästemannschaften bei den internationalen Klubwettbewerben Champions League und Europa League in einzelne Länder einreisen durften, wurde kurzerhand Budapest der Spielort vieler Partien.

Ähnliches könnte nun auch bei der EM nötig werden. Weil Großbritannien sich bisher weigert, Sonderbehandlungen für VIPs und Uefa-Gäste für die beiden Halbfinals und das Finale im Wembley-Stadion zu erlassen, könnten diese Partien von der Uefa aus London abgezogen werden. Dann könnte erneut Budapest einspringen als Austragungsort der drei wichtigsten Spiele des Turniers.

Außerdem gab es erst am Sonntag seitens der Uefa Ermittlungen gegen Manuel Neuer und den DFB, weil der Keeper in den beiden bisherigen EM-Spielen gegen Frankreich und Portugal eine Kapitänsbinde in den Regenbogenfarben trug. Wenngleich diese Ermittlungen eingestellt wurden, zeigt es, wie die Uefa mit solchen Themen umgeht.

(dör)
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