Sender wehrt sich ZDF veröffentlicht Beleidigungen gegen Kommentatorin Claudia Neumann

Düsseldorf · Claudia Neumann sieht sich in den Sozialen Netzwerken immer wieder Beleidigungen ausgesetzt. Dem ZDF reicht es jetzt. Der Sender ist in die Offensive gegangen und hat einige Hass-Kommentare öffentlich gemacht - und die Kommentatorin verteidigt.

 Claudia Neumann.

Claudia Neumann.

Foto: dpa/Rainer Jensen

Claudia Neumann ist für das ZDF bei der Fußball-Europameisterschaft als Kommentatorin im Einsatz. Bei ihren Einsätzen sieht sich die 57-Jährige in den Sozialen Medien häufig Anfeindungen und Beschimpfungen ausgesetzt. Kritik, die weit unter die Gürtellinie geht.

Am Montag hat der Sender mit einem klaren Statement zu den Hass-Kommentaren Stellung bezogen. „Der Austausch mit euch ist uns wichtig! Vor allem während eines Großereignisses wie der Fußball-Europameisterschaft. Leider nutzen einige die Anonymität hier für Hassbotschaften, Beleidigungen und Sexismus. Das ist für uns ein No-Go“, schrieb das ZDF auf Twittert. Dazu stellte man ein Bild mit einer Auswahl an Kommentaren, „die wir nicht mehr sehen können“. Eine Auswahl:

  • „Frauenstimmen passen nicht zum Fußball.“
  • „Die soll lieber Let’s Dance kommentieren.“
  • „Lasst bitte wieder nur Männer ran.“
  • „Eselsrennen-Kommentatoren kommentieren Pferderennen.“
  • „Darum schicken wir unsere Frauen extra weg beim Fußball.“
  • „In der idealen Welt wäre Neumann im Schweigekloster.“
  • „Die Alte redet wie das letzte Mannsweib“

Dem Sender gehe es nicht darum, „Kritik zu unterbinden“. Im Gegenteil. „Über konstruktives und sachliches Feedback freuen wir uns sehr!“, hieß es weiter. „Die Beispiele haben jedoch mit Meinung oder Kritik nichts zu tun, sondern greifen unsere Kollegin persönlich an und verstoßen gegen jede Regel der Kommunikation.“

Auch aufgrund der EM schieße die Zahl der Social-Media-Posts in die Höhe. Das meiste sei okay oder sogar amüsant, doch manches sei schlicht unflätig, sexistisch oder rassistisch. Um dem entgegenzuwirken, haben ARD und ZDF notgedrungen personell aufgestockt.

„Es gibt eine kleine Minderheit, die pöbelt und hetzt“, sagte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann der Deutschen Presse-Agentur. „Dann zeigen wir klare Kante. In wenigen Fällen müssen wir User verwarnen oder gar sperren und Kommentare löschen, wenn rote Linien überschritten werden.“ Vor allem wenn Frauen am Mikrofon sind, wird Social Media manches Mal zum asozialen Medium.

Der ZDF-Sport hat eine Online- und Social-Media-Redaktion, „die sich auch um das Community Management auf den verschiedenen Plattformen kümmert“, erklärte der Sportchef. „Normalerweise reichen dafür ein bis zwei Personen pro Tag, bei Großereignissen wie der EM verstärken wir das Team, da die Anzahl der Kommentare rasant steigt. Wenn Claudia Neumann am Mikrofon sitzt, sind bis zu sechs Personen mit dem Community Management beschäftigt.“ Als Devise twitterte das Team zu Beginn des Turniers: „Hetze und Bashing gegen unsere Moderator:innen dulden wir ganz sicher nicht.“

Neumann selbst gibt sich trotz der vielen Kommentare gelassen. „Ich lese nach wie vor nichts, nur wenn mich jemand darauf anspricht, bekomme ich Kenntnis. Der Reflex, nach Spielen ins Netz zu schauen, ist mir wirklich fremd. War er immer schon, heute sogar in 100-prozentiger Konsequenz“, sagte sie der dpa.

Beim Ersten ist das ähnlich. „Wir wollen Raum für Diskussionen zur Verfügung stellen, das muss aber moderiert werden“, sagte EM-Programmchef Christian Wagner von der ARD. Zielscheibe von frauenfeindlichen Kommentaren ist bei der ARD besonders Almuth Schult, die als erste Frau über ein ganzes Turnier als Expertin engagiert ist.

(old/dpa)
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