DFB-Delegation besucht Auschwitz "Wir wollten ein Zeichen setzen"

Krakau/Auschwitz · Tief bewegt liefen Lukas Podolski und Miroslav Klose mit gesenktem Kopf über das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, dann gedachte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach der Opfer des Holocaust mit mahnenden Worten.

DFB-Team besucht Auschwitz
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"Im Umgang mit diesem menschenverachtenden Kapitel unserer Geschichte sollte ein Satz des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizäcker für uns Mahnung und Orientierung sein: Wer die Augen vor der Vergangenheit verschließt, wird blind für die Gegenwart", sagte Niersbach.

Eine Woche vor dem Start der Fußball-EM in Polen und der Ukraine besuchte eine Delegation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die KZ-Gedenkstätte 70 Kilometer westlich von Krakau. "Mit dem Besuch in Auschwitz wollten wir ein Zeichen setzen, dass ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte niemals in Vergessenheit geraten und sich nie wiederholen darf", sagte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff.

"Die Eindrücke waren beklemmend"

Niersbach und Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen Fußball Liga (DFL), legten in Gedenken an die Opfer des Nazi-Terrors gemeinsam einen Kranz nieder. Niersbach erinnerte zudem mit einem Eintrag in das Buch der Gedenkstätte an das Leid der Verfolgten und Ermordeten. Es sei nun "unsere Verpflichtung und Verantwortung, sehr genau hinzuschauen und vor allem den vielen jungen Sportlern in unseren Vereinen immer wieder zu vermitteln, dass Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz keinen Platz haben dürfen", sagte der Verbandspräsident.

Rauball zeigte sich nach dem Besuch ebenfalls tief berührt. "Die Eindrücke waren beklemmend. Es gibt keine Worte, die die ungeheuerlichen Verbrechen des Nationalsozialismus beschreiben können." Der Ligaverband und seine Vereine werden sich demnach auch weiterhin gegen das Vergessen engagieren. "Antisemitische und rassistische Tendenzen dürfen bei uns keinen Raum haben", sagte Rauball.

Auch Bundestrainer Joachim Löw sowie Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm sahen sich das Gelände an, auf dem zur Zeit der Nazi-Diktatur zwischen 1940 und der Befreiung durch die Sowjetarmee am 27. Januar 1945 rund 1,3 Millionen Menschen starben. Dabei passierten sie auch das Tor mit der berüchtigten Aufschrift "Arbeit macht frei". Auch die Nationalteams aus England und Italien hatten zuletzt angekündigt, Auschwitz noch vor der EM besuchen zu wollen.

Einen Tag nach dem 2:0-Sieg bei der EM-Generalprobe in Leipzig gegen Israel waren nur drei Spieler der DFB-Auswahl dabei, der Rest durfte nach Hause reisen. "Es wäre nicht sinnvoll gewesen, die ganze Mannschaft mitzunehmen", sagte Bierhoff. Klose, der genau wie Podolski in Polen geboren wurde, zögerte jedoch keine Sekunde, die Reise anzutreten: "Für mich ist es schon das zweite Mal, dass ich ein Konzentrationslager besuche. Es ist eine wichtige Erfahrung."

Begleitet wurde die Delegation von Charlotte Knobloch (Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern), Rüdiger Freiherr von Fritsch (deutscher Botschafter in Polen) sowie Heribert Bruchhagen (Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt).

Am Montag fliegt der DFB-Tross dann von Frankfurt/Main nach Danzig, wo die Mannschaft ihr EURO-Quartier aufschlägt. Im ersten EM-Gruppenspiel trifft das Team am folgenden Samstag in Gruppe B auf Portugal.

(sid)
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