Co-Trainer-Duo Löws Helfer

Evian · Das Co-Trainer-Duo der deutschen Nationalmannschaft unterstützt Chefcoach Joachim Löw bei dessen Entscheidungsfindung. Im Trainerteam wird alles gemeinsam geplant.

Joachim Löw mit seinem Co-Trainer-Duo Thomas Schneider und Marcus Sorg.

Joachim Löw mit seinem Co-Trainer-Duo Thomas Schneider und Marcus Sorg.

Foto: dpa, hpl jhe

1992 gewann Dänemark die Europameisterschaft, Bill Clinton wurde US-Präsident, und Thomas Schneider machte in Stuttgart sein Abitur. 24 Jahre später ist er Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft, und er sagt vor dem Achtelfinale der EM in Frankreich: "Es geht gegen die Slowakei. Wir sind froh, dass wir's jetzt wissen, vorher bedurfte es ja eines kleinen Stochastik-Studiums." Zum Glück verbergen sich in Smartphones ausführliche Nachschlagewerke. Sie erklären, dass es sich bei Stochastik um "die Kunst des Vermutens", die Wahrscheinlichkeitsrechnung in der Mathematik handelt.

Zum Glück hat es sich nun bei der EM insofern ausgerechnet, als nicht mehr bei jedem Torschuss eine neue Reihenfolge der besten Dritten erstellt werden muss. Ab der Runde der letzten 16 geht es im K.o.-System weiter. Wer verliert, der fährt nach Hause - endgültig.

Weil das wieder neue nervliche Anspannung bedeutet, hat das deutsche Trainerteam seine Mannschaft gestern erneut in die Freizeit entlassen. "Die Spieler sollen auch psychisch durchatmen", erklärt Schneiders Co-Trainer-Kollege Marcus Sorg.

Und während sich seine Zuhörer noch vorstellen, wie psychisches Durchatmen funktioniert, blickt der Amtsbruder Schneider auf die nächste sportliche Aufgabe.

Schließlich ist die Erinnerung an die slowakische Mannschaft noch frisch. Ende Mai gewann die Slowakei ein Testspiel im Augsburger Dauerregen, das in der zweiten Halbzeit zu einem gemeinsamen Wassertreten ausartete, mit 3:1 gegen die DFB-Auswahl. Schneider hat dabei festgestellt, "dass die Slowaken einen technisch anspruchsvollen Fußball aus einer starken Defensive heraus spielen".

Auch wenn er das Testspiel nicht als Maßstab für die Entscheidungsspiele einer EM heranziehen will, kommt er zu dem Schluss: "Es wird eine schwierige Aufgabe, die wir lösen können und die wir lösen werden." Das ist natürlich ebenfalls ein bisschen Wahrscheinlichkeitsrechnung. Für härtere Daten will das Co-Trainer-Duo gemeinsam mit der Scouting-Abteilung sorgen. "Wir gehen heute intensiv in die Analyse", verspricht Schneider, "die Scouts arbeiten bereits mit Hochdruck im Hotel, morgen werden wir das im Training ansteuern."

Rolle als Zuarbeiter

Die beiden Trainer sind regelrecht begeistert von ihrer Rolle als Zuarbeiter für Chefcoach Joachim Löw, den Schneider bildschön als "eine Art Supervisor, der über allem schwebt", beschreibt. Sorg versichert: "Wir sprechen alles gemeinsam durch, wir planen gemeinsam, und wir unterstützen den Cheftrainer, dass er sicherer wird in seinen Entscheidungen." Er findet diese Aufgabenteilung geradezu zwingend. "Der Fußball", sagt Sorg, "wird immer komplexer, da ist mehr Manpower nötig."

Natürlich wird zu den anderen Sportarten geschaut. Während Berti Vogts zu Beginn des neuen Jahrtausends noch milde belächelt wurde, als er zu seinen Zeiten als Trainer von Bayer Leverkusen den Assistenten Wolfgang Rolff als Spielbeobachter auf die Tribüne schickte, ist dergleichen 16 Jahre später beim DFB Standard.

Sorg erlebte die erste Hälfte der Begegnung mit den Nordiren aus höherer Warte, und seine Erkenntnisse gingen ebenso wie Videoanalysen in die Vorbereitung der Spieler ein. "Wir sind nun in jeder Hinsicht breiter aufgestellt", erklärt Schneider.

Beide fühlen sich deshalb mitverantwortlich dafür, "dass wir uns im Turnier kontinuierlich gesteigert haben", wie Schneider urteilt. Das hält er für die richtige Basis im Achtelfinale. "Wir sind bereit." Da muss er nicht mal stochastische Lehrsätze bemühen.

(pet)
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