Nach EM-Aus Löw tröstet traurigen Cacau

Tourrettes · Am vergangenen Dienstag hatte Claudemir Jeronimo Barreto noch gute Laune im Lager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft verbreitet. "Ich habe ein kleines Instrument dabei, eine kleine Gitarre, auf der ich in meiner Freizeit übe", berichtetet der Stürmer, der besser unter dem Namen Cacau bekannt ist, mit einem Lächeln im Gesicht.

Cacau: Brasilianer in der deutschen Nationalmannschaft
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Das ist Cacau

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Bei der EM in Polen und der Ukraine (8. Juni bis 1. Juli) hätte der 23-malige Nationalspieler seinen Kollegen gerne seine Künste auf der Cavaquinho demonstriert, ihnen am liebsten nach einem erfolgreichen Finale in Kiew ein Ständchen gebracht. Doch daraus wird nichts. Denn am Pfingstmontag wurde er von Bundestrainer Joachim Löw in einem persönlichen Gespräch darüber informiert, dass er ebenso wie Marc-Andre ter Stegen, Sven Bender und Julian Draxler nicht im endgültigen deutschen EM-Aufgebot steht und vorzeitig die Heimreise antreten muss.

"Es war mein großes Ziel"

"Es war mein großes Ziel, nach der WM in Südafrika auch bei der EM 2012 für die deutsche Nationalmannschaft auflaufen zu dürfen. Von Anfang an war mir klar, dass der Konkurrenzkampf um die 23 Plätze sehr hart und eng sein wird. Ich habe mein Bestes gegeben. Wie die jüngeren Spieler bin auch ich enttäuscht, aber ich fühle mich weiterhin als Teil der Mannschaft und wünsche ich ihr von ganzem Herzen, dass sie eine tolle EM spielt", ließ der 31-Jährige über die Verbandshomepage ausrichten.

Dass es in seinem Herzen anders aussieht, ließ sich nur erahnen. Denn zuletzt hatte noch angedeutet, dass die Teilnahme an der WM 2014 in seinem Geburtsland noch ein lohnendes Ziel sein könnte. "Natürlich wäre das ein Traum. Ich will aber erst einen Schritt nach dem anderen machen. Zunächst ist die Teilnahme an der EM mein großes Ziel", hatte Cacau gesagt. Mit der Ausmusterung von Montag dürfte seine Nationalmannschaftskarriere aber beendet, sein Einsatz am vergangenen Samstag beim 3:5 in Basel gegen die Schweiz sein letzter im Trikot mit dem Bundesadler gewesen sein.

"Ausschließlich sportliche Gründe"

Dies wollte Löw aber noch nicht bestätigem, im Gegenteil. Der Bundestrainer zeigte am Dienstag fast Mitleid mit seinem Lieblingsschüler und machte ihm zudem Hoffnung auf weitere Länderspiele. "Die Entscheidung gegen Cacau war extrem schwierig, weil ich ihn auch als Mensch und nicht nur als Fußballer extrem schätze. Es waren ausschließlich sportliche Gründe, die den Ausschlag gegeben haben", sagte der Bundestrainer. Cacau solle jetzt nach vorne schauen und sich durchaus die WM 2014 zum Ziel setzen, so Löw, der ergänzte: "Cacau gehört für mich nach wie vor zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft."

Am 7. Mai hatte Cacau noch jubeln dürfen. Denn obwohl er beim VfB Stuttgart zuletzt mit der Rolle des Edelreservisten vorlieb nehmen musste, hatte ihn Löw als dritten Stürmer hinter Miroslav Klose und Mario Gomez nominiert. Kandidaten wie Patrick Helmes und Mike Hanke, die besser in Form waren, hatte er ausgestochen. Als Edeljoker wollte Cacau, der bei Schalke 04 im Gespräch ist, ebenso wie bei der WM 2010 auch im Sommer 2012 seinen Dienst bei der DFB-Auswahl verrichten. "Ich habe aus der Rolle in Südafrika viel gelernt, will Druck auf dem Platz ausüben. Man darf nicht denken, dass der Cacau nur froh ist, dabei zu sein, und ein bisschen Urlaub macht", sagte er vergangene Woche und meldete damit sogar Ansprüche auf mehr Einsatzzeit bei der Nationalelf an.

Spätestens als Löw während der Vorbereitung öffentlich erklärt hatte, dass er sich auch den künftigen Dortmunder Marco Reus als Stürmer in vorderster Front vorstellen könne, hätte Cacau, der seit Februar 2009 deutscher Staatsbürger ist, aber hellhörig werden müssen. Nun muss er in den kommenden Wochen alleine auf seinem Instrument zupfen, die Musik bei der EM spielt ohne ihn.

(sid)
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