Löws EM-Casting Youngster reisen keineswegs chancenlos nach Ascona

Ascona · 27 Spieler hat Joachim Löw für das am Dienstag beginnende Trainingslager in Ascona nominiert. Vier muss er bis zur EM noch streichen.

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Foto: dpa, ap / Kombo rpo

Die vier Frischlinge kämpfen um die Erfüllung ihres großen Traums, die Platzhirsche gegen das böse Erwachen: Die Rollen vor Joachim Löws EM-Casting am Lago Maggiore sind klar verteilt. Seinen Kader muss der Bundestrainer bis zum 31. Mai auf 23 Spieler reduzieren. Nachdem er am Dienstag 27 Profis eine Freude bereitete, wird er bis zu vier von ihnen nochmal eine bittere Nachricht überbringen müssen.

"Wir hätten uns die Sache sicher leichter machen können, wenn wir von Beginn an nur 23 Spieler berufen hätten", sagte Löw dem SID: "Das wollten wir aber nicht. Es geht auch um den Konkurrenzkampf, und jeder Spieler wird davon profitieren."

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Foto: Hotel Giardino

So wird es wie beim Verzicht auf die Weltmeister Ron-Robert Zieler oder Christoph Kramer im "ersten Wahlgang" erneut Härtefälle geben. Manche dieser schweren Entscheidungen wurde Löw vor den vergangenen Turnieren abgenommen, doch darauf würde er gerne verzichten. Diesmal wackelt in Bastian Schweinsteiger vor allem der Kapitän verletzungsbedingt. Löw wird ihn wohl sogar dann mit zur EM nach Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) nehmen, wenn ein Einsatz irgendwann im Turnierlauf wahrscheinlich erscheint. Ob zumindest dieser Zustand beim 31-Jährigen erreicht werden kann, ist offen.

Die von Löw berufenen Youngster Leroy Sané, Julian Brandt, Julian Weigl (alle 20) und Joshua Kimmich (21) stoßen am Dienstag erstmals zum Kreis der Nationalmannschaft. Ins Trainingslager nach Ascona im Tessin, wo bei der Ankunft nur Toni Kroos und Lukas Podolski wegen Endspielen fehlen werden, reisen sie keineswegs chancenlos. Dass alle vier von ihnen zur EM fahren, erscheint jedoch unwahrscheinlich. Dass sie sich in der Außenseiterrolle befinden, hat Löw schon bei der Vergabe der Trikots deutlich gemacht - die Frischlinge tragen die Nummern 24 bis 27.

"Im Moment gibt es keinen Streichkandidaten"

Doch der Bundestrainer verspricht Unvoreingenommenheit: "Im Moment gibt es keinen Streichkandidaten." Kimmich betont praktisch stellvertretend; "Wenn man da drin ist, will man zur EM. Ich habe eine Woche Zeit zu zeigen, was ich kann."

Ein Aus Schweinsteigers würde ihre Chancen nicht nur wegen des grundsätzlich frei werdenden Kaderplatzes mehren. Kimmich und Weigl nennen den Platz im defensiven Mittelfeld auch ihre Lieblingsposition. Diese beiden werden sich aber im Trainingscamp ebenso direkt duellieren wie Brandt und Sané, die auf beiden offensiven Außenbahnen zu Hause sind.

Aus der Riege der Etablierten heißen ihre Rivalen unter anderem Lukas Podolski und André Schürrle. Doch den beiden Weltmeistern wird Löw vertrauen, sonst hätte er sie nicht erst in sein vorläufiges Aufgebot berufen. "Der Trainer weiß, was er an mir hat", stellt Podolski klar - und Löw hat sich auch klar zu ihm bekannt. Am ehesten wackelt daher wohl noch der Leverkusener Karim Bellarabi, der sich gegen Brandt und Sané beweisen muss.

Für die Abwehr nominierte Löw nur acht Spieler. Bei vier Positionen und je einem Stellvertreter müsste dort nominell niemand gestrichen werden. Doch eins zu eins mit elf Positionen und einem Ersatz ist Löws Kader nicht zu berechnen. Er schätzt vielseitige Spieler. Sollte sich beispielsweise Kimmich durchsetzen, müsste wegen dessen Talent als Innen- und Rechtsverteidiger der Hoffenheim Sebastian Rudy richtig zittern.

Aus der Riege der 14 Weltmeister müssen sich wohl allenfalls Benedikt Höwedes, Julian Draxler und Mario Götze kleine Restsorgen machen. Und das auch nur dann, wenn sie nach ihren Verletzungen Fitnessprobleme offenbaren sollten.

Eine Nachnominierung wird es allenfalls dann geben, wenn sich ein Torhüter verletzen sollte, denn von ihnen nimmt Löw exakt die Kopfzahl von dreien mit in die Schweiz. "Ich bin relativ sicher, dass sich aus diesen 24 Feldspielern der endgültige Kader zusammensetzen wird", sagt er.

(sid)
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