Zweiter deutscher Sieg in der EM-Quali Vereinzelte Pfiffe trotz 4:0-Siegs über Gibraltar

Nürnberg · Die deutsche Nationalmannschaft hat am vierten Spieltag den zweiten Sieg in der Qualifikation zur EM 2016 eingefahren. Die Fans waren ob der Leistung von Joachim Löws Team beim 4:0 (3:0)-Sieg allerdings wenig angetan – gegen Ende der Partie mehrten sich die Pfiffe der Zuschauer in Nürnberg.

Joachim Löw kann nicht zufrieden sein: die Einzelkritik
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Deutschland - Gibraltar: Einzelkritik

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Die deutsche Nationalmannschaft hat am vierten Spieltag den zweiten Sieg in der Qualifikation zur EM 2016 eingefahren. Die Fans waren ob der Leistung von Joachim Löws Team beim 4:0 (3:0)-Sieg allerdings wenig angetan — gegen Ende der Partie mehrten sich die Pfiffe der Zuschauer in Nürnberg.

Vor anderthalb Jahren geschah Unerhörtes in Nürnberg. Ein Teil des Publikums pfiff Nationaltorwart Manuel Neuer aus, weil er bei einem seiner sonst allseits so beliebten Entfernungen vom Arbeitsplatz ein Gegentor gegen Kasachstan verursacht hatte.

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Foto: afp, vel

Am Freitagabend wurde der beste Mittelfeldspieler unter den Schlussleuten dieser Welt beim EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar bei jeder Ballberührung bejubelt — vor allem, wenn sie außerhalb des Strafraums geschahen. Das war die Regel gegen einen natürlich in jeder Hinsicht unterlegenen Gegner. Der Weltmeister fuhr beim 4:0 den erwarteten Sieg in der EM-Qualifikation ein.

Gibraltars Trainer Allen Bula hatte zwar versprochen, er werde auf keinen Fall den Mannschaftsbus aufs Feld fahren und vor dem eigenen Tor parken. Zu einem auch nur einigermaßen offenen Spiel fand sich sein Team trotzdem nicht bereit. Eine einsame Spitze langweilte sich in der Regel am Mittelkreis der eigenen Hälfte, vor dem Strafraum stand ein Riegel in Rot.

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Dennoch kombinierte sich der haushohe Favorit außen und durch die Mitte immer wieder in gute Positionen. Und er erzielte das frühe Tor, das auch die ganz Aufgeregten schnell beruhigte. Wie selbstverständlich war es der Münchner Thomas Müller, der den Bann brach. Vorbereitet wurde das 1:0 durch eine Flanke von Shkodran Mustafi, der sich in Ermangelung ausfüllender Defensivaufgaben gemeinsam mit Karim Bellarabi sehr verdient um Bewegung auf der rechten Seite machte.

Mustafis eigentlicher Job war der des rechten Verteidigers in einer Dreierkette, die Bundestrainer Joachim Löw getreu dem schönen Vorbild von Bayern München aufgestellt hatte. Die Rolle des Mittelmannes übernahm Jerome Boateng, links war der Dortmunder Erik Durm tätig. Alle wurden in der Abwehr allerdings nicht sonderlich gefordert, so dass sie häufig den Weg nach vorn suchten, damit die teure Muskulatur im Nürnberger Herbst nicht einfriert.

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Die Deutschen waren erkennbar bemüht, den Ball möglichst schnell durch ihre Reihen laufen zu lassen. Regie führte dabei der bei Real Madrid aktive Toni Kroos aus der Mittelfeldzentrale, und vorn kamen einige bemerkenswerte Aktionen von Mario Götze, der nicht zufällig ebenfalls bereits in der ersten Halbzeit traf, nachdem er mit dem Mönchengladbacher Max Kruse Doppelpass gespielt hatte.

Der Gast, der seine erste EM-Qualifikation bestreitet, wird zur Pause vielleicht eine kleine Kabinenfeier veranstaltet haben, weil die Spieler des Weltmeisters ihm erst drei Tore eingeschenkt hatten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Brasilien im WM-Halbfinale schon fünf Gegentreffer hinnehmen müssen (Endstand 1:7).

Die Südamerikaner leisteten seinerzeit freilich nahezu vollständigen Verzicht auf Abwehrarbeit. Das wird von Gibraltars Team niemand behaupten können. Der Fußballzwerg blieb auch im Rückstand bei seiner defensiven Linie. Und er spielte seine Konterversuche vorsichtshalber mit ganz wenigen Akteuren, um selbst beim Gegenangriff nicht in Unterzahl zu geraten.

Dennoch wurde für die Amateurfußballer mit zunehmender Spieldauer jeder Schritt schwer. Sie kamen häufiger noch als zu Beginn in den Zweikämpfen zu spät. Die Gastgeber fassten im Gefühl ihrer klaren Überlegenheit jedoch auch nicht mit größtmöglicher Entschlossenheit nach. Gelegentlich schienen sie selbst genug vom ermüdenden Kombinationsspiel zu haben und schlossen ihre Angriffe durch die Mitte mit Fernschüssen ab, die sich häufig im Abwehrgestrüpp verfingen.

Auch deshalb dauerte es in der zweiten Halbzeit lange 20 Minuten, ehe der nächste Treffer fiel. Lukas Podolski, der mal wieder mitspielen durfte, hatte den Gast zu einem Eigentor gezwungen. Die Partie war längst entschieden — und deshalb verhalf Bundestrainer Löw auch einem Kölner Profi zum Länderspiel-Debüt. Jonas Hector löste in der 72. Spielminute den Dortmunder Linksverteidiger Erik Durm ab, erlebte so aber auch auf dem Feld mit, dass die Fans in Nürnberg ob des für ihre Ansprüche zu gering ausgefallenen Erfolgs vereinzelt zu Pfiffen ansetzten.

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