Löw bastelt am finalen EM-Kader Hochmut kommt vor dem Fall

Meinung · Das Wassertreten von Augsburg geht als Muster ohne Wert in die deutsche Länderspiel-Geschichte ein. Wesentliche Rückschlüsse im Blick auf sein endgültiges Aufgebot für die Europameisterschaft wird Bundestrainer Joachim Löw nicht gewonnen haben.

Nicht im Kader: Diese Spieler strich Joachim Löw seit 2008
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Die Gestrichenen der Ära Löw

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Foto: dpa, geb

Vielleicht abgesehen von der Tatsache, dass Bayern Münchens Senkrechtstarter Joshua Kimmich vor dem großen Unwetter zwei Patzerchen unterliefen, die ihn nicht gerade als Stammbesetzung für die Innenverteidigung empfehlen.

Löw muss vier Spieler aus dem vorläufigen Kader streichen. Das ist nicht leicht, schon gar nicht für einen, dem niemand eine übergroße Freude an Entscheidungen nachsagen wird. Vorsichtshalber hat der Trainer den Arzt in die Mitverantwortung gestellt. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt soll die Frage nach der Fitness der noch humpelnden Stars beantworten.

Die Frage nach der Bedeutung des EM-Turniers beantwortet Löw selbst seit Monaten. Das sei "schon auch eine Durchgangsstation auf dem Weg zur WM in Russland, klar", hat er mehr als einmal beteuert. Vielleicht einmal zu viel. Denn Spieler leihen sich gern die Entschuldigung für ein immer mögliches Scheitern beim Führungspersonal.

Die ziemlich holprige EM-Qualifikation nährt nicht nur den Verdacht, dass Deutschland ein Problem dabei hat, den ewigen Philipp Lahm einigermaßen zu ersetzen. Sie lässt auch zweifeln, ob Trainer und Personal noch den nötigen Erfolgshunger aufbringen. Im Vertrauen auf die individuelle Klasse gondelte das Team bereits durch die Qualifikation, ohne die Bestform bemühen zu müssen. Und die Mannschaft darf sicher sein, dass die EM-K.o.-Runde kaum zu verpassen sein wird.

Das kann ein trügerisches Sicherheitsgefühl werden. Im schlimmsten Fall führt es zu Arroganz. Und schon der Volksmund weiß: Hochmut kommt vor dem Fall.

(pet)
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