Fußball-Ikone Mazzola "Italien fehlt ein Stürmer wie Gomez"

Rom · Sandro Mazzola bekommt noch 42 Jahre danach glänzende Augen, wenn er über das Jahrhundertspiel spricht. "Ich duellierte direkt gegen Beckenbauer", sagte die italienische Fußball-Legende (69) im SID-Interview, "er war ein großartiger Fußballer, nicht nur wegen seiner technischen Fähigkeiten, sondern auch wegen seines korrekten Verhaltens."

EM 2012: Gomez' Traumtor gegen die Niederlande
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4:3 gewannen Mazzolas Italiener das WM-Halbfinale gegen Deutschland 1970 im Azteken-Stadion von Mexiko-Stadt, nach der spektakulärsten Verlängerung, die es im Fußball jemals gegeben hat. Am Donnerstag (20.45 Uhr/Live-Ticker) in Warschau duellieren sich die Azzurri mit der DFB-Auswahl im EM-Halbfinale - und Mazzola spricht den Deutschen die Favoritenrolle zu. "Sie haben die kompaktere Mannschaft, einen kräftigen Stürmer wie Mario Gomez, der ein wahrer Eckpfeiler des Teams ist. Auch Spieler wie Lahm und Özil sind beeindruckend", sagte der 69-Jährige.

Allerdings, ergänzt der Weltmeister von 1970 und ehemalige Weltpokalsieger, dürfe Deutschland nicht zu siegessicher sein. Zu häufig sei die deutsche Nationalmannschaft Favorit gewesen - "und ist dann Italien erlegen". Mazzolas Vermutung: "Viel wird auch von Bastian Schweinsteiger abhängen, der ein absolut entscheidendes Element der Mannschaft ist."

Das deutsche Spiel sei seit der WM 2006 "fantasievoller und innovativer" geworden. "Dazu haben meiner Ansicht nach auch die Spieler mit ausländischen Wurzeln beigetragen", sagte Mazzola.

Besonders Gomez hat den 70-maligen Nationalspieler (22 Tore) nachhaltig beeindruckt: "Uns fehlt ein kräftiger Stürmer, wie er es ist. Wir haben jedoch zwei Stars, Andrea Pirlo und Daniele De Rossi. Wenn sie beide zum Einsatz kommen, können sie für Deutschland gefährlich werden."

Immer wieder kommt Sandro Mazzola, der Mann mit dem Zigarrenstumpen im Mundwinkel, auf das Jahrhundertspiel zu sprechen, auf Beckenbauer, der mit einem Arm in einer Schlaufe spielen musste. "Ich habe ihn später mehrmals getroffen. Er ist ein intelligenter Fußball-Manager, der großen Respekt für seine Mitmenschen hat", sagt Mazzola. Und noch etwas ist ihm in Erinnerung geblieben: "Der linke Fuß von Wolfgang Overath. Der war einfach fantastisch."

(sid)
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