Geschichte der DFB-Elf Wie es für Deutschland bisher nach Auftaktpleiten bei Turnieren weiterging

München · Deutschland hat erstmals das Auftaktspiel bei einer EM verloren – doch auch andere internationale Turniere starteten wenig vielversprechend. Löw und seine Spieler können deswegen manches aus der Vergangenheit lernen.

 Joshua Kimmich und Marco Reus verlassen nach der Niederlage gegen Südkorea bei der WM 2018 den Platz.

Joshua Kimmich und Marco Reus verlassen nach der Niederlage gegen Südkorea bei der WM 2018 den Platz.

Foto: dpa/Andreas Gebert

Es ist eine Premiere der unschönen Art: Zum ersten Mal verliert die deutsche Fußballnationalmannschaft ihr Auftaktspiel bei einer Europameisterschaft. Nach der punktlosen Partie gegen Weltmeister Frankreich und dem 3:0 Sieg von Gruppengegner Portugal gegen Ungarn steht das DFB-Team bereits jetzt unter Druck. Eine Situation mit der die Nationalmannschaft bei internationalen Turnieren in jüngster Vergangenheit selten gut zurecht kam. Die aktuelle Auswahl kann jedoch manches aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.

Bei den Europameisterschaften 2000 und 2004 reichte schon ein Unentschieden, um das Team aus dem Konzept zu bringen. Im Auftaktspiel gegen Rumänien (1:1) erzielte Mehmet Scholl das einzige deutsche Tor bei der EM 2000. In den folgenden Partien gegen Titel zu verteidigen, schied Deutschland als Gruppenletzter aus dem Turnier aus. Es fehlte vor allem an international geschulten und modernen Kickern. Vorbereitung und Personalmanagement von Trainer Erich Ribbeck wirkten zudem nicht zielgerichtet und fahrig.

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Auch 2004 sorgte ein Punkt keineswegs für Sicherheit. Deutschland spielte unentschieden gegen die Niederlande (1:1), konnte auch Außenseiter Lettland nur einen Punkt abringen (0:0) und verlor schließlich gegen die B-Elf von Tschechien (1:2). Das Team von Rudi Völler wurde Gruppendritter und schaffte es erneut nicht in die Finalrunde. Vor allem der Offensivdrang und eine Portion Mut fehlte der damaligen Mannschaft.

Mit Auftaktniederlagen musste sich die DFB-Elf bisher nur bei Weltmeisterschaften auseinandersetzen – das letzte Mal bei der WM 2018. Mit breiter Brust, die nun vier Sterne schmückte, startete der amtierende Weltmeister ins Turnier und stolperte direkt über Gruppengegner Mexiko. Es mangelte vorne an Effizienz und hinten an Abstimmung. Mit 60 Prozent Ballbesitz und fünf Schüssen mehr aufs Tor waren die Deutschen auf dem Papier zwar überlegen, am Ende schafften sie es aber nicht, eine Antwort auf den Treffer von Hirving Lozano in der 35. Minute zu finden.

Auch gegen Gruppengegner Schweden tat sich die Mannschaft schwer. Nur mit Mühe und einem überragenden Freistoßtor von Toni Kroos in letzter Sekunde gelang dem DFB-Team der Sieg (2:1). Fans hofften auf die Wende, doch die Partie war nicht mehr, als ein kurzes Aufbäumen. Gegen Südkorea verzweifelte die Nationalmannschaft erneut an ihrer eigenen Unsicherheit und Abschlussschwäche (0:2). Am Ende wurde der Weltmeister von 2014 Gruppenletzter. Eine Blamage, die wohl kaum mit mangelndem fußballerischen Talent auf dem Platz zu erklären war. Streitigkeiten innerhalb der Mannschaft, fehlende Spielfreude und personelle wie taktische Fehlentscheidungen von Bundestrainer Löw erzeugten einen folgenschweren Synergieeffekt. Jetzt betont die Mannschaft immer wieder ihren Zusammenhalt, auch an Einsatzfreude mangelte es bei dem Spiel gegen Frankreich nicht. Mut, mentale Stärke und eine angepasste taktische Richtung müssen jetzt noch dazukommen.

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Foto: dpa/Thomas Frey

Es geht schließlich auch anders: 1982 bei der Weltmeisterschaft in Spanien zeigte die Mannschaft der Bundesrepublik Nervenstärke: Völlig unbeeindruckt von der Niederlage im ersten Gruppenspiel gegen Algerien (1:2) setzte sich das Team gegen Chile (4:1) und Österreich durch (1:0). Nach einem verbissenen Halbfinale gegen Frankreich, das bei einem Stand von 3:3 durch ein Elfmeterschießen entschieden werden musste (5:4), scheiterte Deutschland erst im Finale an Italien (1:3).

Eine Niederlage im Auftaktspiel bedeutet also keineswegs das Ende der Fußballwelt, auch wenn es sicher einfachere und angenehmere Aufgaben gibt. Spieler und das Trainerteam haben es nach wie vor selbst in der Hand – weil die Mannschaft viel Potential hat, die kommenden Aufgaben lösbar sind und bei dieser EM auch für den Gruppendritten noch die Chance besteht, ins Achtelfinale einzuziehen.

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