Löw nimmt EM-Hammergruppe mit Humor "Endlich wieder einmal Losglück"

Kiew · Joachim Löw kam aus dem großen Saal des Kunstpalastes in Kiew und rief: "Endlich wieder einmal Losglück." Der Bundestrainer lachte dabei. Es war seine mit Humor unterlegte Reaktion auf das entgangene Glückslos.

EM-Auslosung 2012: Reaktionen
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Foto: dpa, Sergey Dolzhenko

In Portugal, den Niederlanden und Dänemark erhielt die deutsche Nationalmannschaft bei der Auslosung der Europameisterschaft 2012 in Kiew in der Gruppe B unangenehme Gegner. Und auch die Reisen in die ukrainischen Spielorte Lwiw und Charkow vom EM-Basisquartier in Danzig sind alles andere als optimal. "Das ist die schwerste Gruppe", sagte Löw wenig später bei der kurzen Pressekonferenz mit den Trainerkollegen der Gruppe.

Aber seine prächtige Laune verlor der 51-Jährige nicht. Von einer "Hammergruppe" wollte er nichts wissen, die EM 2012 werde für alle ein "Hammerturnier", erklärte er. "Ich freue mich, denn das ist eine spielstarke Gruppe mit offensiven Mannschaften. Jetzt hat die EM für uns eine Struktur. Und es ist ein Vorteil, dass jeder schon vor der Vorbereitung weiß, dass wir uns voll konzentrieren müssen."

"Das war nicht die erste Wahl", sagte Teammanager Oliver Bierhoff. Er und Löw hatten völlig unaufgeregt um 18.52 Uhr zur Kenntnis genommen, dass der ehemalige Weltklassestürmer Marco van Basten als "Glücksfee" als zweites Los auf Topf vier die Kugel mit dem Zettel "Germany" zog und damit für die Duelle der deutschen Nationalelf gegen Portugal in Lwiw am 9. Juni (Samstag, 20.45 Uhr), gegen die Niederlande in Charkow am 13. Juni (Mittwoch, 20.45) und gegen Dänemark am 17. Juni (Sonntag, 20.45) sorgte. Die anstehenden Ausflüge über den halben Kontinent von DFB-Quartier an der Ostsee in die Ukraine trübte die Laune von Löw ebenso wenig wie die unbequemen Gegner. "Da fliegt man doch nur eine Stunde oder etwas länger."

Spanien spielt vor der DFB-Haustür in Danzig

Setzt sich die Mannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf dem angestrebten Weg zum Finale der 14. Europameisterschaft am 1.
Juli in Kiew als Sieger der Gruppe B durch, trifft sie im Viertelfinale am 22. Juni (Freitag, 20.45) in Danzig, direkt neben dem Basisquartier "Dwor Olinski" auf den Zweiten der Gruppe A. Dafür kommen Polen, Griechenland, Russland oder Tschechien infrage. Diese Zusammenstellung aus ehemaligen Ostblockteams plus dem Europameister von 2004 ist fraglos die leichteste Gruppe. Als Gruppen-Zweiter müsste das deutsche Team nach Warschau zum Viertelfinale am 21. Juni (Donnerstag, 20.45), um dort gegen den Sieger der Gruppe A anzutreten.

Im Halbfinale am 27. Juni (Mittwoch, 20.45) oder in Warschau am 28. Juni (Donnerstag, 20.45) wären dann Kontrahenten möglich, die in den Gruppen C und D gelost wurden. Die Gruppe C hat es in sich, es ist die "Süd-Gruppe" bei diesem Turnier und wird aus Titelverteidiger Spanien, Italien, Kroatien angereichert mit Irland gebildet. Auch die Gruppe D mit der Ukraine, Frankreich, England und Schweden ist nicht zu unterschätzen. Die Spanier bestreiten als Gruppenkopf der Gruppe C drei Spiele vor der Haustür des DFB in Danzig.

Olsen zu Löw: "Ihr seid die Favoriten"

Morten Olsen, der Trainer der Dänen, schaute Löw bei der Pressekonferenz an und sagte zum deutschen Kollegen: "Ihr seid die Favoriten. Es ist so viel vor der Auslosung darüber gesprochen worden. Für Dänemark ist das eine ganz schwere Gruppe." Olsen machte Bert van Marwijk, den holländischen Trainer, mit einer gewissen Nichtbeachtung klar, dass die deutsche Elf bei ihm höher im Kurs steht. Van Marwijk war wenig begeistert und nicht so fröhlich wie Löw: "Das ist eine sehr komplizierte Gruppe und eine sehr große Herausforderung. " Carlos Queiroz, der Coach der Portugiesen, schloss sich der Einschätzung an: "Die Gruppe ist sehr schwierig.
Das Viertelfinale zu erreichen, wäre ein großer Erfolg."

Löw warnte davor, den 3:0-Erfolg gegen die Niederlande am 15.
November in Hamburg zum Maßstab für die EM zu nehmen. "Jeder weiß, dass Holland unter Wert geschlagen wurde. Es fehlten van Persie, Robben und van der Vaart. Das Spiel in Charkow wird ein ganz anderes." Zuletzt bestritten die beiden Kontrahenten bei der EM 2004 in Porto ein Turnierspiel gegeneinander, das 1:1 endete. Respekt äußerte Löw auch vor den Portugiesen, die bei der EM 2008 im Viertelfinale in Basel mit 3:2 bezwungen wurden. "Sie haben mehrere Weltklassespieler, allen voran Ronaldo oder Nani. Das ist eine der spielstärksten Mannschaften der Welt", sagte der Bundestrainer, der das Duell bei der EM 2008 wegen einer Sperre nach seinem emotionalen Verhalten gegen Österreich zuvor aus der Loge betrachten musste.

Auch Dänemark sei nicht zu unterschätzen, sagte Löw. "Das ist eine taktisch gut geschulte Mannschaft mit toughen Spielern, die keine Angst vor niemand haben. Sie sind schwer zu schlagen." Nicht Löw, aber Bierhoff trauerte der Chance nach, statt der Russen in die Gruppe A gelost worden zu sein. "Das hat leider nicht geklappt. Wir müssen diesmal den schwereren Weg gehen. " Van Basten, der der deutschen Mannschaft bei der EM 1988 mit seinem Tor in Hamburg den Weg in das Endspiel versperrt hatte, sorgte für diese Prüfung. Aber auch sein Heimatland verschonte der frühere Bondscoach nicht.

(DAPD)
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