Rückkehrer im Porträt Mats Hummels ist der Abwehrspieler mit feinem Fuß

Düsseldorf · Zwei Jahre war er bei der Nationalmannschaft außen vor. Jetzt ist er zurück, soll die Abwehr stabilisieren und mit seiner Erfahrung vorangehen. Und kurz vor der EM zeigte er eine weitere bekannte Qualität.

 Mats Hummels ist zurück in der Nationalmannschaft.

Mats Hummels ist zurück in der Nationalmannschaft.

Foto: AP/Andreas Schaad

Mats Hummels brauchte nicht lange, um wieder daran zu erinnern, wie wertvoll er für die deutsche Nationalmannschaft sein kann: Im Testspiel gegen Lettland sah er den startenden Serge Gnabry und spielte einen perfekten Pass mit dem Außenrist über den halben Platz. Der Ball landete genau im Lauf des Angreifers, der wuchtig zum 5:0 vollendete.

Es war der letzte Test vor der Europameisterschaft, ein 7:1 gegen einen zugegebenermaßen schwachen Gegner. Dennoch entfachte das Spiel kurz vor dem Turnier ein wenig Hoffnung für die EM. In den vergangenen Monaten schrieb die deutsche Auswahl sonst eher negative Schlagzeilen: Die Leistungen waren schwankend und so richtig wollte keine EM-Stimmung aufkommen. Daran, dass sich das jetzt womöglich noch ändert, hat auch Rückkehrer Hummels seinen Anteil. Neben präzisen Pässen in die Offensive soll er vor allem mit Erfahrung und Ruhe vorangehen und die oft wackelige Abwehr stabilisieren.

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Das ist Mats Hummels

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Der Innenverteidiger von Borussia Dortmund hatte in der vergangenen Saison die beste Zweikampfquote aller Bundesligaspieler. Mit dem BVB gewann er den DFB-Pokal und eroberte mit einem Endspurt noch einen Champions League-Platz. Mit fünf Saisontoren war der 32-Jährige einer der torgefährlichsten Innenverteidiger. Neben der Zweikampf- und Kopfballstärke gehörten wie gewohnt auch das Stellungsspiel und die Spieleröffnung zu seinen Stärken. Gelegentlich sah er allerdings durch Temponachteile unglücklich aus, etwa als Dortmund vom Aufsteiger VfB Stuttgart mit 1:5 überrollt wurde. Bei der Europameisterschaft gibt es jetzt direkt im ersten Spiel die ultimative Bewährungsprobe, wenn Weltmeister Frankreich mit dem pfeilschnellen Kylian Mbappé wartet.

Hummels war von Bundestrainer Joachim Löw im Frühjahr 2019 wegen des vielzitierten „Umbruchs“ aus der Nationalmannschaft gestrichen worden, gemeinsam mit Thomas Müller und Jérôme Boateng. Gut zwei Jahre nach der umstrittenen Aktion entschied sich Löw jetzt um, neben Müller holte er auch den Abwehrchef des BVB für die EM wieder zurück. Während die DFB-Elf vor allem in der Verteidigung während seiner Abwesenheit bedenklich wackelte, nicht nur bei der 0:6-Niederlage gegen Spanien, zeigte Hummels in der Bundesliga meist starke Leistungen.

Für die EM formulierte der Abwehrspieler klare Ziele, im „Kicker“-Interview sagte er: „Ich will den Titel holen. Dafür sind wir hier. Auch wenn wir nicht der Topfavorit sind durch unsere nicht immer konstanten Leistungen in den vergangenen Jahren. Wir wissen aber, dass wir die Fähigkeiten und die Waffen haben, jedes Spiel bei diesem Turnier gewinnen zu können." Der Verteidiger ist auch sonst dafür bekannt, seine Meinung zu äußern. Er tritt meist sehr selbstbewusst auf, kann aber auch Selbstironie zeigen, etwa als er bei einer Verletzung ankündigte: „Gute Nachricht: für ’nen Muskelfaserriss bin ich zu langsam.“ Außerdem blickt er über den Tellerrand des Profi-Alltags hinaus. Der Verteidiger ist Teil der „Common Goal“-Initiative, bei der Profis ein Prozent ihres Gehalts für wohltätige Zwecke spenden. Außerdem ist er Mitgründer eines Spielerbündnisses. Hummels, der sich auf Instagram passenderweise „aussenrist15“ nennt, hat auch einen Podcast mit seinem Bruder Jonas Hummels. Und er duelliert sich im Videoformat „ThoMats-Challenge“ regelmäßig in verschiedenen Duellen mit Müller, seinem Kollegen bei der Nationalmannschaft und für einige Jahre bei Bayern München.

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Foto: AFP/ODD ANDERSEN

Der aus der Jugend des FC Bayern stammende Defensivspieler holte mit Dortmund und München insgesamt fünf Meisterschaften und drei Pokalsiege. Somit fehlt in seiner Titelsammlung noch die Champions League – und der „richtige“ Europameistertitel.

Seit 2012 war der U21-Europameister von 2009 in der Nationalmannschaft bei allen großen Turnieren Stammspieler und wurde 2014 Weltmeister. Auf dem Weg dorthin traf er zwei Mal, besonders in Erinnerung blieb sein Siegtreffer im Viertelfinale gegen Frankreich. Genau das wünschen sich Löw und die Fans auch bei der EM: Dass Hummels für Stabilität in der Defensive sorgt und nach vorne mit Torgefahr oder starken Pässen hilft, wie im Test gegen Lettland.

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