Jugendtrainer von Robin Gosens „Er war damals einen Kopf größer als ein Maggiwürfel“

Interview | Bocholt · Robin Gosens ist der neue Publikumsliebling der Nationalelf. Bis 2012 spielte der gebürtige Emmericher in der Jugend des 1. FC Bocholt und beim VfL Rhede. Sein damaliger Trainer Dirk Juch erinnert sich im Interview.

 Robin Gosens.

Robin Gosens.

Foto: picture alliance / SvenSimon/Frank Hoermann/SVEN SIMON

Robin Gosens trumpft bei der Fußball-Europameisterschaft im Trikot der deutschen Nationalmannschaft derzeit so richtig auf. Zwischen 2007 und 2012 wurde der Eltener beim 1. FC Bocholt und beim VfL Rhede ausgebildet. Jürgen Stondzik, André Melis, Marcel de Ruiter und Sven Westhus waren während dieser Zeit ebenso seine Trainer wie Dirk Juch, der noch heute als Coach des Fußball-Landesligisten BW Dingden aktiv ist. Er erinnert sich an Gosens’ Jugendjahre in der C-Jugend des VfL Rhede.

Herr Juch, wie erleben Sie die EM-Auftritte ihres ehemaligen Schützlings?

Dirk Juch Es ist natürlich schön zu sehen, dass jemand, den man mal unter seinen Fittichen hatte, so auftrumpft. Er ist ja derzeit in aller Munde, nach dem Spiel am Samstag umso mehr. Wenn man von vier Toren an drei beteiligt ist, dann ist man ganz oben dabei.

Er redet in den Interviews frei von der Leber weg. Macht ihn das so beliebt?

Juch Er ist ja ein Fußballer, der nie ein Leistungszentrum gesehen hat. Er spricht dann eben von einer „Hütte“, die er gemacht hat, und nicht von einem Tor. Er ist so ein bisschen der andere Profi, das macht ihn bei den Fans beliebt. Aber wenn er seine Leistung nicht bringt, würden ihm auch die Sprüche nichts nutzen.

Wie war Robin Gosens denn als Jugendlicher?

Juch Ich habe ihn damals von der D-Jugend des 1. FC Bocholt zur C-Jugend des VfL Rhede geholt. Er war damals einen Kopf größer als ein Maggiwürfel, hatte aber schon einen überragenden linken Fuß und hat auch seine Mitspieler super eingesetzt. Er ist dann ja auch bis zum ersten Jahr A-Jugend in Rhede geblieben, weil er sich sehr wohl gefühlt hat, wie er ja auch in seinem Buch geschrieben hat. Dann ist er beim Spiel in Kleve entdeckt worden, er hat in Holland überzeugt und sich schließlich bei Atalanta Bergamo in den Fokus gespielt. Jetzt stehen ihm ziemlich viele Türen offen.

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Foto: AP/Frank Augstein

Gibt es eine Situation mit Gosens, an die Sie sich besonders erinnern?

Juch Eine besondere Situation nicht, denn Robin hat sich immer als Teil der Mannschaft gesehen und war einfach wie jeder andere Junge auch. Er war der Kleinste, aber das war überhaupt kein Problem. Er hat auch nie über die Stränge geschlagen, auch wenn er in seinem Buch von feuchtfröhlichen Mannschaftsabenden vor dem Spiel geschrieben hat. In der C-Jugend hätte ich nie sagen können, dass er derjenige ist, der es mal schaffen wird. Robin war aber immer sehr ehrgeizig und ein sehr dankbarer Junge. Ein Beispiel: Wir hatten damals einen Fahrdienst, und nach jeder Fahrt hat er sich dafür bedankt, dass wir ihn abgeholt haben. Alle haben ihn einfach gerne gehabt.

Sind Sie auch ein bisschen stolz darauf, dass Sie ihm mit ausgebildet haben?

Juch Ich würde das so nicht nennen, denn es haben ihn ja viele verschiedene Trainer unter ihren Fittichen gehabt. In Holland und in Bergamo hat er dann noch einmal einen gewaltigen Sprung gemacht, auch wegen seines Ehrgeizes. Ich bin einfach froh, dass ich ihn auch mal trainieren durfte.

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