EM in Frankreich Löw bricht eine Lanze für Podolski und Götze

Für Joachim Löw ist das Halbfinale bei der anstehenden EM-Endrunde in Frankreich das erklärte Minimalziel, aber das nackte Ergebnis ist für den Bundestrainer nicht das alleinige Kriterium für ein erfolgreiches Turnier.

EM-Kader 2016: Joachim Löw hat sich entschieden
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Joachim Löws EM-Kader

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Foto: dpa, woi lof

Der neue DFB-Boss Reinhard Grindel erwartet vom Weltmeister mindestens das Halbfinale, Teammanager Oliver Bierhoff träumt bereits von einer Siegesfeier auf der Champs-Élysées: Doch Joachim Löw lässt sich trotz aller Vorfreude und Zuversicht beim Weltmeister gut drei Wochen vor dem Start der EM-Endrunde in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) nicht beirren.

"Wir wissen, dass wir eine sehr gute Mannschaft haben, die außergewöhnliche Leistungen bringen kann. Das hat Deutschland gerade bei Turnieren immer wieder bewiesen. Dennoch weiß ich auch, dass wir nicht unschlagbar sind", sagte der Bundestrainer im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Grundsätzlich stimmt er aber seinem neuen Chef zu: "In den vergangenen zehn Jahren sind wir immer unter die letzten Vier gekommen, das sollte also auch dieses Mal unser Anspruch sein."

Löw erinnerte aber auch an die EM 2004, als Deutschland als Vize-Weltmeister in Portugal frühzeitig die Koffer packen musste: "Wir haben aber auch schon erlebt, dass wir nach der Vorrunde nach Hause fahren mussten. Ich weiß, dass so etwas in einem Turnier immer mal passieren kann, auf diesem Niveau entscheiden Nuancen." Daran verschwende er aber aktuell keine Gedanken versicherte der 56-Jährige, der mit seinem Team in der EM-Vorrunde auf die Ukraine, Polen und Nordirland trifft.

Löw machte deutlich, dass für ihn nicht nur die Resultate zählen: "Es kommt nicht nur auf das Ergebnis an, sondern auch darauf, wie man sich verkauft hat." Ob er selbst bei einem frühzeitigen Scheitern des Topfavoriten Konsequenzen zöge, ließ Löw, der bis 2018 beim DFB unter Vertrag steht, offen: "Das ist für mich im Moment überhaupt kein Thema. Ein Turnier stellt aber in jedem Fall immer eine Zäsur dar."

Derzeit beschäftigt sich der Bundestrainer, der am Dienstag mit dem Großteil seines vorläufigen Aufgebotes ins Trainingslager nach Ascona reist, mit aktuellen Problemen wie zum Beispiel den Gesundheitszustand seines Kapitäns Bastian Schweinsteiger. "Bastian ist nicht nur unser Kapitän und ein wichtiger Spieler auf dem Platz, sondern auch als Typ und Leader für uns unglaublich wertvoll. Nach dem Ausfall von Ilkay Gündogan wäre es für uns ein weiterer großer Verlust, wenn auch er ausfallen würde", sagte der Bundestrainer.

Noch spielt der 31-Jährige in Löws Planungen aber eine große Rolle: "Ich hoffe, dass Bastian bis zur EM fit wird, er tut alles, um dabei zu sein, die EM bedeutet ihm enorm viel. Vielleicht klappt es noch nicht bis zum ersten Spiel, aber ein solches Turnier dauert lang und wird nicht im ersten Spiel entschieden. Bastian hat gerade auch in Brasilien, als er dann im Finale das Spiel seines Lebens abgeliefert hat, seine Klasse und seinen Wert für die Mannschaft unter Beweis gestellt. Eine definitive Entscheidung über seine EM-Teilnahme muss ich jetzt noch nicht treffen."

Auch Schweinsteiger-Kumpel Lukas Podolski ist für den Bundestrainer nach wie vor unverzichtbar, auch wenn nicht alle Experten Löws Meinung teilen. "Wenn ich nicht von seiner Klasse überzeugt wäre, hätte ich Lukas sicherlich nicht nominiert. Er ist körperlich in einem hervorragenden Zustand und kann jederzeit ein Spiel entscheiden, weil er immer in der Lage ist, ein Tor zu erzielen."

Ähnliches gelte auch für WM-Held Mario Götze, der in dieser Saison bei Bayern München nicht allzu viel Spielpraxis hatte: "Mario ist ein außergewöhnlicher Spieler. Er kann auch gegen große Nationen wie Argentinien und Brasilien Tore erzielen, was ihn für uns noch wertvoller macht. Wir gehen davon aus, dass wir ihn im Trainingslager wieder in eine gute Form bringen werden."

Ob Götze in Frankreich möglicherweise wieder als "falsche Neun" in vorderster Linie zum Einsatz kommt, ließ Löw noch offen. Durch die Rückkehr von Mario Gomez habe er auf alle Fälle wieder mehr Alternativen: "Es ist gut zu wissen, dass man als Trainer mehrere Möglichkeiten hat."

(sid)
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