Statistenrolle für Mario Götze Ein "Jahrhunderttalent" auf der Ersatzbank

Danzig · Spätestens nach seinem Traumtor gegen Brasilien im vergangenen August wurde Mario Götze als Jahrhundert-Fußballer gefeiert. Bei der EM kommt das Dortmunder Juwel bislang aber über eine Statistenrolle nicht hinaus.

Die deutsche Halbfinal-Bilanz bei einer EM
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Foto: dpa, Jens Wolf

Wenn Mario Götze auf dem Mountainbike zum Training radelt, winkt er mit einem Lächeln kurz den Fans zu. Doch das Lächeln wirkt gequält. Viel lieber würde Deutschlands Jahrhundertalent beweisen, dass es nicht nur auf dem Fahrrad eine gute Figur abgibt, sondern bei dieser EM auch fußballerisch mithalten kann. "Ich möchte spielen, ich will Spaß haben. Gerade bei so einem Turnier, gerade auf dieser großen Bühne. Ich würde wirklich gerne zeigen, was ich kann", sagte der 20 Jahre alte Zauberlehrling.

Im vergangenen August hatte Götze sein Startelf-Debüt in der Nationalmannschaft gegeben und dabei gegen Rekordweltmeister Brasilien ganz Fußball-Deutschland verzückt. Beim 3:2 in Stuttgart gelang dem Dortmunder ein Traumtor, anschließend prasselte von allen Seite Lob auf ihn ein. Schon vier Tage zuvor hatte Götze beim 3:1 gegen den Hamburger SV in der Bundesliga unter anderem Franz Beckenbauer verzückt - der "Kaiser" zog sogar den Vergleich zu Weltfußballer Lionel Messi vom FC Barcelona.

"Unmöglich, Mario Götze zu stoppen"

"Es ist unmöglich, Mario Götze zu stoppen. Besser als er kann man nicht spielen. Er hat die Anlagen wie Lionel Messi, dessen Spielverständnis und die Technik. Und er ist ein reiner Instinkt-Fußballer - genau wie Messi", sagte Deutschlands Fußball-Experte Nummer eins. Er legte damit die Messlatte ebenso hoch wie Felix Magath: Der Wolfsburger Trainer hat Götze als "Jahrhunderttalent" bezeichnet.

Einen Sommer später muss der BVB-Shootingstar der vergangenen Saison zusehen, wie andere Nationalspieler bei der EM auf dem Platz zaubern und die Schlagzeilen bestimmen. Und an dieser Reservistenrolle hat der Jungstar offensichtlich schwer zu knabbern. "Das nagt an mir. Ich bin mit dieser Situation unzufrieden, ich zweifle an mir, wenn ich nicht spielen darf", sagte er enttäuscht. Daran konnten auch die zehn Minuten Einsatzzeit im Viertelfinale gegen Griechenland nichts ändern.

Dass Lehrjahre keine Herrenjahre sind, ist für ihn nur ein schwacher Trost. "Viele sagen jetzt zu mir, dass ich noch jung bin und meine Zukunft noch vor mir habe. Aber kein Spieler, der auf der Ersatzbank sitzt, kann damit zufrieden sein, das wäre ja schlimm", sagte Götze. Im Momemt hat er in Marco Reus und Andre Schürrle sogar noch zwei Kollegen aus seiner Generation vor sich, die gegen Griechenland in der Startformation standen.

"Er findet immer Lösungen"

Götze sieht diese Phase aber auch als "Lernprozess". Dies gehöre auch dazu, "ich muss mit dieser Situation umgehen können, muss mich im Training reinhängen und dem Trainer zeigen, dass er keinen Fehler machen würde, wenn er mir eine Chance gibt". Ob "Götzinho", wie er von seinen Kollegen bei Double-Gewinner Borussia Dortmund gerufen wird, bei der EM noch eine Rolle spielt, muss aber bezweifelt werden, obwohl Bundestrainer Joachim Löw schwärmt: "Er hat außergewöhnliche Orientierungsmöglichkeiten. Er findet immer Lösungen. Es sind die einfachen Dinge, die er genial macht."

Doch seine Qualitäten kann Götze bislang nur auf dem Trainingsplatz zeigen - und auf dem Mountainbike.

(sid)
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