Vor 30 Jahren Die Schmach von Cordoba

Ascona (RP). Genützt hat den Österreichern der 3:2-Sieg über Deutschland wenig. Wie die Nachbarn mussten sie die Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien verlassen - im selben Flugzeug. Dennoch gehört diese Partie zu den Höhepunkten der Sportgeschichte im Alpenland.

 Österreichs Fußball-Legende Hans Krankl erzielte 1978 das entscheidende Tor zum 3:2.

Österreichs Fußball-Legende Hans Krankl erzielte 1978 das entscheidende Tor zum 3:2.

Foto: WCSCC AP, AP

Wichtig ist nicht nur aufm Platz. Wichtig ist aber auch aufm Grill. Drei österreichische Käsekrainer und zwei deutsche Bratwürstel: Ein Wiener Fleischwaren-Unternehmen hat die kulinarische Saison 2008 passend zur Fußball-Europameisterschaft um die "Cordoba-Grillplatte" bereichert.

Drei Würstel zu zwei Würstel - wie das Ergebnis am 21. Juni 1978 in Argentinien, als Österreichs Fußballhelden um Josef Hickersberger, damals Profi von Fortuna Düsseldorf, den Deutschen bei der WM eine peinliche Lektion erteilten.

Ein Eigentor von Berti Vogts und zwei Treffer von Hans Krankl besiegelten das deutsche Fußballdesaster in Argentiniens zweitgrößter Stadt, die erste Niederlage gegen den Nachbarn nach 47 Jahren. Und Austrias Balltreter wurden über Nacht zu Volkshelden, allen voran der Wiener Stürmerstar Krankl, obwohl auch sie als Gruppenletzte der zweiten Finalrunde hinter den Deutschen ebenfalls nach dieser Partie die Heimreise antreten mussten - im selben Flugzeug.

Die Mannschaft habe geglaubt, "aus dem Handgelenk gewinnen zu können", ärgerte sich Schön nach seinem letzten Spiel als DFB-Trainer. "Wir haben praktisch nur mit sieben bis acht Mann gespielt. Einige waren total außer Form, andere, die in Topform waren, saßen auf der Tribüne", schimpfte der Frankfurter Bernd Hölzenbein - auch er war vier Jahre zuvor einer der WM-Helden wie der Mönchengladbacher Rainer Bonhof.

Rüssmann war Krankls Gegenspieler an diesem schwarzen Tag seiner Karriere, und der Wiener kommentierte die Lektion für die Deutschen mit Hohn und Spott. "Im richtigen Augenblick hab i den Boi mit'n Kopf am Rüssmann vorbei g'spült. Dann bin i auf Kaltz zuglaufen. Der ist steif wie a Stock, der Weltklasse-Libero. Da hab i ihn zwamal einfoahrnlassn", erzählte der damals 25-Jährige seine Wiener G'schicht vom dritten Treffer und fügte noch hinzu: "Ich brauche mein Leben lang keine Tore mehr zu schießen. Die beiden gegen die Deutschen waren für mich das Höchste."

Eine Stunde dauerte die Fahrt von Cordoba nach Ascochinga, und jeder, der sich auf den Weg zu dem abgelegenen Quartier der Mannschaft machte, musste auf der Strecke eine Sicherheitskontrolle passieren. Schon die Bedeutung des indianischen Namens Ascochinga (toter Hund) war wie ein Synonym für die aus DFB-Sicht total verkorkste WM.

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