EM-Quali gegen Polen ab 20.45 Uhr im Live-Ticker Der Kapitän macht wieder mit

Düsseldorf · Bastian Schweinsteiger ist eine wesentliche Größe im EM-Qualifikationsspiel gegen Polen.

EM-Qualifikation: Deutschland trainiert für Duell mit Polen
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DFB-Elf trainiert für Duell mit Polen

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Vor fast genau einem Jahr erlebte Düsseldorf eine große sportliche Stunde. In einem Autohaus im Norden der Stadt verkündete Bundestrainer Joachim Löw der Öffentlichkeit den Namen des neuen Kapitäns der Nationalmannschaft. Es wunderte wenige, dass Bastian Schweinsteiger seinem zurückgetretenen Kollegen Philipp Lahm nachfolgen sollte. Es wunderte auch niemanden, dass Schweinsteiger bei der feierlichen Bekanntgabe gar nicht zugegen war. Denn jeder wusste, dass er beim Testspiel gegen Argentinien am Tag danach fehlen würde.

Testspiele bestreitet er eher selten. Im mittlerweile höheren Fußballeralter von nun 31 Jahren macht der geplagte Körper nicht mehr so mit wie früher. Deshalb hat Schweinsteiger in den vergangenen fünf Jahren gerade mal sieben Freundschaftsspiele gemacht, vier davon bis 2011. Heute steht für seine Mannschaft das Pflichtspiel gegen Polen in Frankfurt am Main auf dem Programm ( 20.45 Uhr/Live-Ticker). Und da ist der Kapitän natürlich an Bord. "Ich brauche ihn nicht in jedem Testspiel", sagt Löw, "aber wenn es darauf ankommt, ist er immer noch ein Weltklassespieler."

Löw braucht im Spitzenspiel der EM-Qualifikationsgruppe D vor allem Schweinsteigers strategische Fähigkeiten. Wegen seines Talents, das Spiel zu organisieren und gegnerische Angriffe im Ansatz zu unterbinden, holte ihn sein früherer Coach Louis van Gaal zu Manchester United. Wie Löw glaubt der Holländer, dass Schweinsteiger "für eine gute Symmetrie auf dem Platz sorgen kann".

DFB-Team bereitet sich auf Polen vor
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Die DFB-Auswahl muss gegen die Polen allerdings nicht nur gut sortiert in die Begegnung gehen und, wie es so schön heißt, "gut stehen". Sie wird sich auch auf einen defensiv orientierten Gegner einstellen. Löw nennt das System der Polen selbstverständlich eine Philosophie. Nach einem ausgiebigen Grundlagenstudium kommt der deutsche Coach zu dem Schluss, "dass die Polen dem Gegner den Ball überlassen. Sie haben in allen Spielen, außer dem gegen Gibraltar, weniger Ballbesitz als der Gegner gehabt". Sie warten also gern auf Konter. Und sie haben in Bayern Münchens Mittelstürmer Robert Lewandowski einen Spieler, der Konter perfekt einleiten, als Passpartner mitgestalten und als Torschütze abschließen kann.

Den Einsatz dieser Qualitäten muss Schweinsteiger in der Mittelfeldzentrale (wahrscheinlich an der Seite seines ehemaligen Bayern-Kumpels Toni Kroos) verhindern. Die beiden Jungs im Zentrum des deutschen Spiels müssen darüber hinaus Lösungen in der Offensive anbieten: intelligente Pässe in die auf jedem Kreisligaplatz beschworenen Schnittstellen, Tempowechsel und Verlagerungen. Es ist ein anspruchsvoller Job.

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Foto: dpa, te fux

Schweinsteiger hat längst bewiesen, dass er ihn beherrscht. Aber es ist nicht zu übersehen, dass er in die Jahre gekommen ist. Der leichte Grauschimmer im einst auch mal gefärbten Haupthaar beweist das so gut wie seine Ausfallquote. In seinen jüngeren Jahren staunten sogar die Physiotherapeuten über Schweinsteigers Muskulatur. Er hatte sie sich durch intensives Skitraining in der Kindheit verschafft, und sie schützte ihn lange vor ernsten Verletzungen. Aber irgendwann zeigten sich erste Abnutzungserscheinungen nach einem Leben mit drei Spielen in der Woche.

Deshalb zweifeln nun böse Experten an der Fortdauer der Karriere. Sie finden es schon nachvollziehbar, dass Schweinsteiger bei Pep Guardiola in München nicht mehr allererste Wahl war - besonders auf seiner Lieblingsposition auf der sogenannten Sechs nicht. Und sie beobachten sehr aufmerksam seine Auftritte bei Manchester United. Als der "Independent" schrieb: "Bastian Schweinsteiger humpelt auf dem Feld des Old Trafford herum. Gewöhnt euch dran", da lächelten sie weise.

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Foto: Markus Gilliar/DFB/dpa

Schweinsteiger wiederum weiß, dass er im gehobenen Alter mehr Pausen braucht als früher. Und Löw weiß, dass er in den wichtigen Spielen die Präsenz des Mittelfeldspielers benötigt. Seiner Mannschaft dient Schweinsteiger immer noch als Orientierungspunkt, auch weil er schon mal kräftig dazwischenfunken kann. Das unterscheidet ihn von den zahlreichen Feingeistern im Team. Im Vergleich zu diesen eher zarten Geschöpfen ist Schweinsteiger noch einer von der alten Schule. Vielleicht einer aus einer aussterbenden Art. Es wäre allerdings schade drum.

(pet)
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