Stürmer trifft zweimal gegen Irland Torres beendet Debatte — oder doch nicht?

Danzig · Mit seinem Doppelpack gegen Irland hat Fernando Torres die Diskussion um die Null-Stürmer-Taktik beim Welt- und Europameister Spanien beendet. Sollte man meinen. Doch der Angreifer rechnet nicht mit einem Ende der Debatte.

EM 2012, Gruppe C: Spanien - Irland
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Als Fernando Torres kurz vor Mitternacht von der Dopingkontrolle kam und gutgelaunt durch die weitgehend leere Mixed Zone schlenderte, war es wieder da: das sorgenfreie Gesicht von "El Nino", dem Kind. Dank seines Doppelpacks beim 4:0 (1:0) gegen Irland in Danzig hat der Torjäger in der spanischen Stürmer-Debatte alle Argumente auf seiner Seite. Er hätte danach groß auftrumpfen können. Er tat es aber nicht.

"Heute hatte ich das Glück, in der Startelf zu stehen und zu treffen", sagte der 28-Jährige betont vorsichtig: "Bei solchen Spielern im Team bin ich nicht enttäuscht, wenn ich auf der Bank sitze. Die Debatte um die Neun wird weitergehen. Das können wir nicht aufhalten."

"El Nino" war sichtlich bemüht, nach dem Diskussionen der vergangenen Tage um die spanische Null-Stürmer-Taktik beim EM-Stotterstart gegen Italien (1:1) keinen neuen Wirbel zu entfachen. Das taten dafür die spanischen Medien, die dem "Torero" huldigten, wie sie es zuvor wohl nur nach seinem Siegtreffer im EM-Finale 2008 gegen Deutschland (1:0) getan hatten. "Torres erobert den Sturm", schrieb Spaniens größte Tageszeitung El Pais. Und Sport befand: "Fernando Torres beendet die Debatte um die Neun."

Ob dem aber wirklich so ist? Der hochverdiente Sieg gegen tapfere, aber in allen Belangen unterlegene Iren sei eine "geeignete Partie" für Torres und ein Beispiel für "Spaniens besten Fußball gewesen", analysierte Trainer Vicente del Bosque. Den "besten Fußball" bekam auch Bundestrainer Joachim Löw als Zuschauer auf der Tribüne zu sehen. Der Gala-Auftritt des Titelverteidigers dürfte ihn beeindruckt haben.

Del Bosque eiert rum

Del Bosque führte derweil bei Nachfragen zur künftigen taktischen Ausrichtung einen Eiertanz auf. "Sicher haben die, die dachten, Torres könnte gegen Italien von Anfang an spielen, auch ein bisschen recht", sagte der Seleccionador: "Gegen Italien haben wir Cesc unser Vertrauen geschenkt, aber alle unsere Optionen sind gültig. Wir können mit verschiedenen Systemen spielen - und bei allen mit großer Durchschlagskraft."

Die Durchschlagskraft zeigte Torres nach seinen vergebenen Großchancen gegen Italien dieses Mal, und er wurde von der Uefa als Spieler des Spiels ausgezeichnet. Er sei "zufrieden mit seinem Tor, aber vor allem mit dem Sieg der Mannschaft", sagte Torres. Mehr nicht. Fabregas, der gegen Italien von Anfang an gespielt und das 1:1 gesichert hatte, habe gegen Irland ebenfalls getroffen. "Beide Systeme funktionieren gut", folgerte Torres.

Wie der Welt- und Europameister Spanien im letzten Gruppenspiel gegen Kroatien am Montag in Danzig (20.45 Uhr/Live-Ticker) den Viertelfinaleinzug perfekt machen will, scheint offen. Del Bosque ist alles zuzutrauen. Der 61-Jährige versprach einzig, auf Sieg zu spielen. "Wir sind doch Sportler", sagte er und beruhigte damit die auf Schützenhilfe angewiesenen Italiener.

(sid)
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