Blamage in der EM-Qualifikation Spanien bleibt nach "Demütigung" cool

Zilina · Titelverteidiger Spanien musste nach dem frühzeitigen WM-Aus in der EM-Qualifikation bei Außenseiter Slowakei den nächsten herben Rückschlag hinnehmen.

Spanien blamiert sich in der Slowakei
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Slowakei landet Coup gegen Spanien

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Die Zeitungen schrieben wahlweise von einem "Reinfall", einer "Demütigung" oder einem allgemeinen "Alarmzustand" — doch Spaniens entthronte Weltmeister blieben erstaunlich cool. Anstatt in die allgemeine Panikmache mit einzustimmen, bewahrte der Europameister nach der ersten Pleite in einem Qualifikationsspiel seit acht Jahren die Ruhe. Sogar der neuerliche Patzer von Torwart-Legende Iker Casillas und die wachsende Kritik an seiner Person brachten Trainer-Ikone Vicente del Bosque nicht aus dem Konzept.

"Natürlich kam diese Niederlage unerwartet", sagte der kauzige Coach sichtlich geknickt nach dem 1:2 (0:1) in der EM-Qualifikation in der Slowakei, "aber ich glaube nicht, dass wir uns in einer Negativspirale befinden. Es ist immerhin unsere erste Niederlage in 28 Quali-Spielen." Die Pleite sei mehr der Verdienst der Slowaken "als unser Versagen. Sie haben uns das Leben sehr schwer gemacht."

Das war freilich nur die halbe Wahrheit. Denn einmal mehr war es der alternde Casillas, der entscheidend patzte. Beim Freistoßtreffer zum 0:1 von Juraj Kucka (17.) griff der 33 Jahre alte Keeper böse daneben und ebnete den Slowaken damit den Weg zu ihrem zweiten Sieg im zweiten Spiel. Zwar glich das spanische Offensiv-Juwel Paco Alcacer (83.) vom FC Valencia zwischenzeitlich aus, doch Miroslav Stoch (87.) machte die große Überraschung perfekt.

Für die Spanier bedeutete der triste Abend von Zilina das jähe Ende einer Super-Serie: Es war die erste Niederlage der Iberer in einer WM- oder EM-Qualifikation seit dem 7. Oktober 2006 (0:2 in der EM-Qualifikation in Schweden).

Die famose Serie der vergangenen Jahre spielte für die spanischen Medien aber schon am Freitag keine Rolle mehr. Das klägliche Vorrundenaus bei der WM im Hinterkopf, wird die Kritik an Weltmeister-Coach del Bosque lauter. Vor allem die "Harakiri-Taktik" des 63-Jährigen, der nach Meinung der Kommentatoren nach dem Rückstand zu offensiv spielen ließ, wurde gerügt. El Mundo schrieb gar von einer "Entwürdigung des Teams" und einer "Untauglichkeit des Trainers".

Und selbst die sonst eher zurückhaltende El Pais wurde am Freitag deutlich. "Spanien wird schlimmer und schlimmer. Seit der WM plagt es eine Grippe. Es hat seinen ganzen Charme verloren", kommentierte die Qualitätszeitung: "Dem Team fehlt die Frische. Es ist langweilig und ohne Ideen."

Und so gerät del Bosque, aller nach außen getragener Gelassenheit zum Trotz, allmählich unter Zugzwang. Alles andere als ein überzeugender Auftritt und ein klarer Sieg bei Fußball-Zwerg Luxemburg am Sonntag dürfte seinen Job ernsthaft gefährden.

(sid)
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