Aus trotz Shaqiri-Traumtor Die Schweiz und ihr Zauberzwerg hadern mit verpasster Chance

St. Etienne · Die Schweizer sprechen von einer rosigen Zukunft. Doch bei der EM haben sie eine große Chance vergeben. Trotz des wohö schönsten Tores der EM.

Schweizer Fußballnationalmannschaft und ihr Zauberzwerg hadern mit verpasster Chance
Foto: dpa, jcb hm

Als Xherdan Shaqiri auf den bislang spektakulärsten Moment dieser EM angesprochen wurde, verfinsterte sich seine Miene schlagartig. "Das interessiert mich nicht. Wir sind ausgeschieden und nur das zählt", sagte der Schweizer nach dem Achtelfinal-Aus im Elfmeterschießen (4:5) gegen Polen. Sicherlich, sein sensationeller und in ganz Europa beachteter Ausgleich per Seitfallzieher war "ein sehr schönes Tor", aber: "Am Schluss hat es eben nicht viel gebracht."

Shaqiri hatte seinen großen Auftritt in der 82. Minute. Als der Ball halbhoch an der Strafraumgrenze in seine Nähe flog, fasste er sich ein Herz und drosch das Spielgerät ins untere, rechte Toreck. "Der Zauberzwerg schießt das schönste Tor der EM", titelte der "Tagesanzeiger", "aber die Schweiz scheint verflucht." Weil Granit Xhaka, der andere Hoffnungsträger dieser goldenen Generation, später als einziger Schweizer vom Elfmeterpunkt patzte.

Shaqiri machte seinem Kollegen freilich keinen Vorwurf, er sagte lapidar, dass man im Fußball "an einem Tag der Beste und am anderen der Traurigste" sei. Am Samstag in St. Etienne gehörten beide Rollen Schweizern. Wenn Shaqiri, der Held, gehört hätte, dass Xhaka nach dem bitteren Aus von einer "rosigen Zukunft" sprach, hätte er den Pechvogel vielleicht doch noch zusammengefaltet.

"Wir konnten etwas Großes erreichen. Die Chancen dazu waren bestimmt da", sagte der frühere Bayern-Profi. Er wollte den Blick nicht ganz so schnell, wie von Xhaka gefordert, "nach vorne" richten. Nach dem polnischen Führungstreffer durch Jakub Blaszczykowski (39.) hatten die Eidgenossen ihr großes Potenzial gezeigt, waren im gesamten zweiten Durchgang spielbestimmend - und hätten sich das "Elfmeter-Roulette", wie es Trainer Vladimir Petkovic nannte, durchaus ersparen können.

"Wir sind draußen. Das ist nicht zu fassen", schrieb das Boulevard-Blatt "Blick". Und tatsächlich sollten sich die Schweizer mit ihren zahlreichen Bundesliga-Legionären im Urlaub hinterfragen. War der erstmalige Einzug in die K.o.-Runde der EM wirklich das maximal Erreichbare?

Xhaka sprach von einem "super Turnier", ein frühes Aus hatte sich aber schon in der Vorrunde angedeutet. Gegen Albanien mühte sich die Nati trotz langer Überzahl zu einem 1:0, gegen Rumänien (1:1) und mit sehr viel Glück gegen Gastgeber Frankreich (0:0) reichte es zu einem Unentschieden.

"Wir wären sehr gerne noch weitergekommen", sagte Torhüter Yann Sommer, "wir sind alle sehr enttäuscht." Während Petkovic dennoch ein "positives Fazit" zog und nach dem Aus forderte, "aus den Fehlern zu lernen" und "jeden Tag besser" zu werden, lächelte Shaqiri beim Gedanken an sein Zaubertor am Ende doch noch einmal. "Es macht mich immer stolz, wenn ich für die Schweiz treffe", sagte er. Nur geholfen hat es diesmal nichts.

(areh/sid)
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