Der selbstbewusste Phrasenkönig Rehhagel: "Wichtig is auf'm Platz"

Salzburg (RPO). Mit breiter Brust und unerschütterlichem Vertrauen in Volksheld "Rehakles" startet Griechenland ins Unternehmen Titelverteidigung, doch Otto Rehhagel bleibt zurückhaltend. "Wir sind 2004 Europameister geworden, haben aber 2006 die WM-Qualifikation verpasst. Favoriten sind für mich Italien, Frankreich oder auch Deutschland."

 Der deutsche Fußballweise bei den Griechen: Otto Rehhagel.

Der deutsche Fußballweise bei den Griechen: Otto Rehhagel.

Foto: EPA, EPA

Und fügt, nie um einen Beitrag für das berühmte Phrasenschwein verlegen, hinzu: "Solange es den Fußball gibt, sind das immer die gleichen. Bei uns muss einfach alles stimmen, dann hoffe ich, dass wir mitspielen können", sagte der Coach vor dem ersten Spiel der Griechen am Dienstag gegen Schweden (20.45 Uhr/LIVE!-Ticker) - gleichzeitig ihr erster Auftritt bei einem großen Turnier seit dem EM-Triumph in Lissabon.

"Wichtig is auf'm Platz"

Der Ehrenbürger Athens spart in Blick auf die hohen Erwartungen in der Heimat ebenfalls nicht mit Fußballweisheiten: "Alles, was vorher an Erwartungen ausgesprochen wird, ist etwas für die Medien. Was dann nachher passiert, da gibt es den großartigen Satz von Adi Preißler: Wichtig is auf'm Platz. Da wird alles entschieden. Der Fußball lebt von den Unwägbarkeiten. Wichtig ist, dass unsere Mannschaft körperlich topfit ist und dass wir versuchen, alle unsere Möglichkeiten umzusetzen".

Rehhagel ist nicht nur seit dem EM-Gewinn 2004 "König der Griechen", sondern er war schon immer ein König der Phrasen. Diese kombiniert er gerne mit einem Schuss Altersweisheit und untermauert die Allgemeingültigkeit seiner Sätze mit seiner Erfahrung: "Schweden hatte schon immer gute Mannschaften. Ihr seid ja alle jünger als ich - ich habe mich schon 1958 mit Schweden befasst, als Pele sein erstes Tor geschossen hat."

Die Griechen haben keine Verletzungssorgen, nachdem sich Mittelfeldspieler Georgios Karagounis nach seiner Knieverletzung fit gemeldet hat. "Vor uns liegt eine neue Aufgabe und ein neues Turnier. Wir sind bereit, es wieder erfolgreich zu bestreiten", sagte Abwehrchef Traianos Dellas. Die Hellenen bauen vor allem auf ihre sichere Defensive, wie vor vier Jahren. Seit insgesamt 358 Minuten sind sie ohne EM-Gegentreffer.

Griechenland liegt Rehhagel immer noch - oder wieder, besonders nach seinem EM-Quali-Sieg gegen den türkischen Erzrivalen - zu Füßen. Die stellvertretende Kulturministerin Fani Palli-Petralia drohte nach dem sensationellen Gewinn der EM 2004, sie werde Rehhagel am Dach des Athener Olympiastadions festketten, wenn er den Trainerposten aufgeben wolle. Doch Rehhagel weiß, dass sein Kredit als National-Coach begrenzt ist. Auf die Frage, warum er so beliebt sei bei den Hellenen, antwortet er nüchtern: "Ich habe mehr gewonnen als verloren".

Torjäger mit Ladehemmungen

Bei den Schweden ruhen die Hoffnungen vor allem auf Ibrahimovic. Der 26 Jahre alte Superstar, der nach seiner Vertragsverlängerung bei Inter Mailand künftig zwölf Millionen Euro pro Jahr verdienen wird, wartet allerdings bei den Tre Kronor seit 13 Spielen und Oktober 2005 auf seinen 19. Treffer - was ihn aber nicht wirklich stört.

"Ich bin schließlich auch dazu da, für andere Möglichkeiten herauszuarbeiten. Ich bin mir nicht zu schade, alles fürs Team zu geben", sagte der 1,92 Meter große Sohn jugoslawischer Einwanderer, der zum Meistertitel von Inter 17 Tore in 26 Spielen beigesteuert hatte und im Nationalteam jetzt Unterstützung vom reaktivierten Rekordtorschützen Henrik Larsson erhält.

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