Nach EM-Eskapaden Nasri zeigt Reue — Verband muss bluten

Paris · EM-Rüpel Samir Nasri twittert eine Entschuldigung - dennoch werden die Eskapaden rund um die französische Nationalmannschaft den nationalen Verband richtig Geld kosten.

EM 2012: Franzosen packen ihre Koffer
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Via Twitter bemüht sich EM-Rüpel Samir Nasri noch um Schadensbegrenzung, doch die Skandale um die französische Nationalmannschaft werden den Verband richtig Geld kosten. Nach Informationen der Tageszeitung L'Equipe dürfen die Sponsoren der Equipe Tricolore Millionensummen zurückfordern, wenn die Popularitätswerte auf einer Skala von 1 bis 10 nicht mindestens bei 6,5 liegen - schon im Mai lag der Wert nur noch bei 5,5.

Ob Nasris Entschuldigungen noch eine Trendwende herbeiführen können, ist mehr als fraglich. "Ich liebe den Fußball und ich liebe die französische Nationalmannschaft. Und ich bedauere, dass meine Äußerungen die Fans, aber vor allem auch Kinder schockiert haben könnten", zwitscherte der 25 Jahre alte Mittelfeldspieler. Der Star des neuen englischen Meisters Manchester City hatte nach dem Viertelfinal-Aus gegen Spanien (0:2) einen französischen Journalisten als "Hurensohn" beschimpft.

Die verbalen Ausfälle Nasris und weitere Verfehlungen seiner Teamkollegen Jeremy Menez, Yann M'Vila und Hatem Ben Arfa dürften auch bei den Verhandlungen zwischen dem Verband und Nationaltrainer Laurent Blanc über eine Verlängerung des am Samstag auslaufenden Vertrages eine zentrale Rolle spielen. Die Gespräche zwischen dem Weltmeister von 1998 und dem französischen Verband FFF sollen laut Präsident Noel Le Graet am "Donnerstag, Freitag oder am Wochenende" beginnen.

Fans wollen dauerhafte Verbannung

Dabei wird auch schon abgeklärt werden, in welcher Form der Verband die vier Enfants Terribles sanktionieren wird. Angeblich droht Nasri ein Nationalmannschafts-Ausschluss von bis zu zwei Jahren. Menez, M'Vila und Ben Arfa sollen mit Sperren bis zu vier Spielen rechnen müssen. Bei allerdings nicht repräsentativen Umfragen sprach sich sogar eine Mehrheit der Fans für eine dauerhafte Verbannung Nasris aus dem Nationalkader aus. Nach AFP-Informationen soll es am 3. Juli eine Sitzung einer Sonderkommission des Verbandes geben.

Drastische Bestrafungen sind schon deswegen zu erwarten, weil durch die EM-Querelen alle Maßnahmen des Verbandes, "Les Bleus" wieder ein positiveres Image zu verschaffen, vergeblich geblieben sind. Denn schon bei der WM-Endrunde 2010 in Südafrika hatten Streitigkeiten zwischen dem Team und dem damaligen Nationaltrainer Raymond Domenech die ohnehin sportlich enttäuschenden Leistungen überschattet. Seinerzeit traf Nicolas Anelka, Franck Ribery und Patrice Evra ein temporärer Bannstrahl, auch der umstrittene Domenech musste gehen.

Nicht nur die neue französischen Sportministerin Valerie Fourneyron übt nun politischen Druck auf Verbandsboss Le Graet aus, auch Alt-Internationale wie Rekord-Nationalspieler Liliam Thuram sind entsetzt, dass die Auswahlspieler aus den Vorfällen von Südafrika nichts gelernt zu haben scheinen: "Die meisten Menschen sind schockiert und empört. Da dürfen wir nicht gleichgültig bleiben."

Französische Politiker kritisieren darüber hinaus, dass die Stars der Equipe Tricolore eine Prämie von 100.000 Euro pro Nase erhalten sollen. Dies sei in Zeiten einer wirtschaftlichen Krise nur schwer vermittelbar. Philippe Martin von der Sozialistischen Partei hatte vorgeschlagen, die 2,3 Millionen Euro stattdessen Amateur- oder Behindertensportlern zukommen zu lassen.

(sid)
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