"Schande für das ganze Land" Kroatien schämt sich für Hakenkreuz-Skandal

Split · Ein Skandal in Kroatien wirft einen Schatten auf die EM-Qualifikation. Während des Duells mit Italien in Split zeichnete sich auf dem Rasen in Split ein großes Hakenkreuz ab.

Kroatische Fans schmieren Hakenkreuz auf den Rasen
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Kroatische Fans schmieren Hakenkreuz auf den Rasen

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Foto: afp, ai/rix

Die Niederlande atmen auf, Marc Wilmots ist stinksauer auf Schalke 04 - doch über allen sportlichen Themen in der Qualifikation zur Fußball-EM 2016 liegt der Schatten eines Nazi-Skandals. In Split hatten kroatische Fans den Rasen für das Duell mit Italien (1:1) so präpariert, dass sich darauf ein viele Meter großes Hakenkreuz abzeichnete. Dennoch wurde das Spiel angepfiffen und live im TV in alle Welt übertragen.

Der kroatische Fußball-Verband HNS reagierte anschließend beschämt und empört. "Das ist eine Schande, nicht nur für den kroatischen Fußball, sondern für unser ganzes Land. Wir entschuldigen uns bei allen TV-Zuschauern, unseren Gästen aus Italien und den Spielern beider Mannschaften für das Nazi-Symbol auf dem Rasen", teilte der HNS auf seiner Internetseite mit.

Auch Verbandspräsident Davor Suker war wütend und kündigte Konsequenzen an. "Wir haben Probleme mit unseren Fans. Sie respektieren keine Regeln! Wir werden darüber reden. Bin ich sauer? Oh ja, das bin ich!", sagte der ehemalige Weltklassestürmer.

Das Spiel hatte vor leeren Rängen stattgefunden - die Strafe für rassistische Ausfälle der Fans Ende März beim 5:1 gegen Norwegen. Nun droht eine noch deutlich härtere Strafe.

EM-Qualifikation: Statistik 6. Spieltag
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Vonseiten der Europäischen Fußball-Union (Uefa), vom HNS angeblich "umgehend eingeschaltet", war bis Samstagmittag keine Reaktion zu erhalten. In der Berichterstattung aus Split auf der Uefa-Homepage wurde der Vorfall mit keinem Wort erwähnt.

Der italienische Verband FIGC wird höchstwahrscheinlich auf Ermittlungen bestehen. "Es handelt sich um eine schandhafte Geste, wir werden beim kroatischen Verband protestieren", sagte FIGC-Präsident Carlo Tavecchio noch am späten Freitagabend.

Stadionmitarbeiter hatten in der Halbzeit versucht, das Hakenkreuz zu entfernen - vergeblich. Dennoch wurde nicht abgebrochen. 24 bis 48 Stunden vor dem Anpfiff sei der Rasen mit Chemikalien präpariert worden, teilte der HNS mit.

Das Sportliche wurde nicht nur in Split an den Rand gerückt. In Wales war das große Thema Marc Wilmots - der Wirbel um einen möglichen Wechsel ihres Trainers zu Schalke 04 hatte offensichtlich auch die belgische Nationalmannschaft aus dem Tritt gebracht. Die Belgier verloren 0:1 und damit auch die Tabellenführung der Gruppe B an die Waliser.

Wilmots war schon vor der ersten Niederlage seines Teams, die 100-Millionen-Mann Gareth Bale besiegelte, geladen. "Ich habe Schalke nie um einen Job gefragt. Deshalb ist es ein schlechter Witz, wenn man meint, mir irgendetwas absagen zu können", sagte der 46-Jährige dem kicker. Der Zeitpunkt, wenige Stunden vor dem Anpfiff, sei "Wahnsinn und ganz schlechter Stil".

Deutlich entspannter ist die Stimmung nun wieder beim Nachbarn Niederlande. Ein 2:0 in Lettland durch Tore von Georginio Wijnaldum (67.) und Luciano Narsingh (71.) lässt Oranje alle Chancen auf ein Ticket nach Frankreich - Voraussetzung ist allerdings ein Sieg am 3. September gegen das Überraschungsteam der EM-Qualifikation: Island ist in der Gruppe A sensationell Tabellenführer.

Durch das Siegtor von, nomen est omen, Kolbeinn Sigthorsson (76.) zum 2:1 gegen den vorherigen Spitzenreiter Tschechien übernahmen die Isländer selbst den ersten Platz - mit 15 Punkten aus sechs Spielen. Tschechien (13) und die Niederlande (10) folgen.

(sid)
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