2:1 gegen Wales Sturridge schießt England in der Nachspielzeit zum Sieg

Lens · Wayne Rooney sprang mit Triumphgeschrei auf den Rücken des tänzelnden "Super-Jokers" Daniel Sturridge, er peitschte die Fans auf und ruderte mit den Armen. Das prestigereiche 2:1 (0:1) gegen Wales in einer höchst intensiven "Battle of Britain" versetzte ganz England in Ekstase.

EM 2016: Daniel Sturridge sorgt für Englands Last-Minute-Sieg
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Sturridge sorgt für Englands Last-Minute-Sieg

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Der walisische Superstar Gareth Bale dagegen schlich nach dem Last-Minute-Knockout zutiefst enttäuscht vom Feld im Stade Bollaert-Delelis von Lens - der aufbauende Applaus aus der roten Fankurve war kein rechter Trost. "Das war kein gutes Ergebnis", sagte Bale frustriert, er fand aber schnell seinen Kampfgeist wieder. "Wir sind noch immer mittendrin. Wir werden hart fighten, um in die nächste Runde zu kommen."

England hat den Einzug ins EM-Achtelfinale fast sicher, dank seiner "Super-Subs". Die eingewechselten Jamie Vardy (56.) und schließlich Sturridge (90.+2) zähmten die feurigen walisischen Drachen, die durch einen gewaltigen 30-Meter-Freistoß von Bale in Führung gegangen waren. Dabei patzte Englands Torhüter Joe Hart zum Entsetzen vieler der 34.033 Zuschauer schlimm.

In der Gruppe B ist der Weltmeister von 1966 mit vier Punkten dennoch auf einem sehr guten Weg Richtung Achtelfinale. Um den letzten Zweifel auszuräumen, genügt am Montag ein Punkt gegen die Slowakei. Sturridge warnte: "Wir sind noch nicht durch! Wir sind froh, aber jetzt dürfen wir nicht abheben." Auch für Wales (3 Punkte), das zum Abschluss der Gruppenphase auf Russland trifft, ist noch alles drin.

Die Szene der ersten Halbzeit war der Treffer von Bale. Sein Mitspieler Wes Chester duckte sich am Rand der englischen Mauer weg, Hart reagierte zu spät und lenkte den Ball dann auch noch ins eigene Netz. Bale hatte bereits beim 2:1 gegen die Slowakei das 1:0 per direktem Freistoß erzielt.

Der Ausgleich war eine knifflige Situation - die vom deutschen Schiedsrichter Felix Brych aber korrekt bewertet wurde. Zuvor war der Münchner auf eine Schwalbe des Engländers Danny Rose hereingefallen (28.), aus dem Freistoß wäre fast ein Treffer durch Gary Cahill entstanden. Nur wenig später bekam der Waliser Ben Davies nach einem Kopfballduell im Strafraum deutlich erkennbar den Ball auf die Hand, Brych ließ aber weiterspielen (32.). Eine Fehlentscheidung.

Vor dem Spiel hatte es ein paar Sticheleien gegeben. David trat Goliath ein bisschen vor's Schienbein, "ich denke, dass wir viel mehr Leidenschaft und Stolz haben als die Engländer, das werden wir definitiv zeigen", behauptete Bale.

Feuer war im Spiel deswegen anfangs nicht drin. Die erste halbe Stunde war zäh. Es gab einen schönen Angriff der Engländer, an dessen Ende Raheem Sterling es irgendwie fertigbrachte, nicht das Tor zu treffen (7.). Ansonsten war das Niveau überschaubar, ein guter Spielfluss wollte nicht zustandekommen. Bale wurde von den Engländern in Doppeldeckung genommen, Dreh- und Angelpunkt der Waliser war deshalb Aaron Ramsey vom FC Arsenal.

Nach dem 1:1 kam es wiederholt tumultartigen Szenen im Waliser Strafraum, es schien, als müsse nur noch jemand den Ball ins Tor spitzeln. Insgesamt aber war die englische Offensive zu umständlich, für die Variante "Brechstange" fehlen inzwischen die Spieler. Sturridge wühlte sich irgendwie mit letzter Kraft zu seinem Tor durch.

(sid)
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