Oberschenkelverletzung EM-Aus für Kroaten-Stürmer Olic

Zagreb/München · Den Start in sein Abschiedsturnier hat sich der kroatische Nationaltrainer Slaven Bilic zweifelsohne angenehmer vorgestellt. Schon vor der Abreise ins EM-Quartier im beschaulichen Städtchen Warka ist die Stimmung ziemlich gereizt, darüber hinaus wird dem Coach jetzt auch noch einer seiner Hoffnungsträger fehlen.

 Ivica Olic muss bei der EM zuschauen.

Ivica Olic muss bei der EM zuschauen.

Foto: dpa, Str

Stürmer Ivica Olic musste am Montag seine EM-Teilnahme wegen einer hartnäckigen Oberschenkelverletzung absagen. Rund vier bis sechs Wochen fällt der 32-Jährige aus - ein Schock für die Bilic-Boys.

"Die Verletzung hat sich als viel schlimmer herausgestellt als zunächst gedacht", urteilte Teamarzt Zoran Bahtijarevic. Olic hatte sich zwar schon am Samstagabend beim 1:1 im Testspiel in Norwegen verletzt. Die Schwere der Blessur wurde aber erst am Montagnachmittag bei Spezialuntersuchungen in der Münchner Praxis von Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt festgestellt. Für den Bald-Wolfsburger nominierte Bilic Nikola Kalinic (Dnjepr Dnjepropetrowsk) nach, den er vor einer Woche noch aus dem vorläufigen Kader gestrichen hatte.

Der 24-Jährige wird die 23-köpfige kroatische Fußballmannschaft nun bestenfalls auffüllen - der wieselflinke Angreifer Olic hätte für die Osteuropäer stattdessen zu einer echten EM-Waffe werden können. Ein Rückschlag, der zur Unzeit kommt, nachdem Medien und Fans sowieso schon mit Unverständnis auf die schwache Vorstellung beim 1:1 im abschließenden EM-Test in Norwegen reagiert hatten. Rasche Besserung wird vor dem Auftaktspiel am Sonntag in Posen gegen Irland verlangt. "Ich bin zuversichtlich, dass wir gegen Irland unser wahres Gesicht zeigen", verkündete Bilic bei der Abschluss-Pk in der Heimat.

Ohne Routinier Olic versammelte der im Sommer scheidende Coach seinen Kader am Montagmittag in Zagreb, am Dienstag startet der Charterflieger nach Polen. Die Vorfreude auf die schwere Gruppe mit Spanien, Italien und Irland aber ist in der Heimat geschrumpft - auch wegen des jüngsten Eindrucks in Norwegen. "Die derzeitige Situation bietet keinen Grund zum Optimismus, denn es gibt alle möglichen Probleme", klagte ein Kommentator des Newsportals "Dnevnik.hr".

Und er ist nicht allein. "Warum hat Kroatien nicht nur die erste, sondern gleich auch den Großteil der zweiten Halbzeit verschlafen", fragte das Blatt "Vecernji List". Der Fernsehsender HRT zeigte immerhin Verständnis für den uninspirierten Auftritt in Oslo. "Das war weder toll noch prickelnd. Aber es ist nachvollziehbar, dass Slaven Bilic in einem unbedeutenden Testspiel nicht alle Bremsen lösen und Verletzungen riskieren wollte", hieß es auf der Homepage der öffentlich-rechtlichen kroatischen Rundfunkgesellschaft.

Und doch trat das befürchtete Szenario ein: Mit Olic verletzte sich ein Hoffnungsträger in der Offensive. "Dass wir ihn verloren haben, wiegt schwer", meinte Zoran Mamic, Ex-Bundesligaprofi und aktuell Sportdirektor von Dinamo Zagreb. Das dürftige Remis in Norwegen irritierte ihn aber kaum. "Wir sollten jetzt keine Panik schieben. Die Spieler waren mit den Gedanken schon beim ersten EM-Spiel", sagte Mamic. Der heute 40-Jährige gehörte 1998 zum WM-Team der Kroaten, das überraschend Dritter wurde. Einen ähnlich großen Erfolg traut den Bilic-Boys zurzeit kaum einer zu.

(dpa)
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