Von der Insel schaut nur Schottland zu Schuld sind "se Dschörmäns"

Paris · Vor ein paar Tagen in Metz haben die Schotten doch noch ein bisschen EM-Flair schnuppern dürfen – und dann war's ihnen auch wieder nicht recht. "Wir sind nur Sparringspartner, mehr nicht. Ein warm-up act! Das ist das Schlimmste", klagte Stürmer Steven Naismith am Rande der 0:3-Pleite der stolzen "Bravehearts" beim EURO-Gastgeber Frankreich.

 Schottland durfte in Frankreich vorspielen — als Testspielgegner für den EM-Gastgeber.

Schottland durfte in Frankreich vorspielen — als Testspielgegner für den EM-Gastgeber.

Foto: afp, FF

Vor ein paar Tagen in Metz haben die Schotten doch noch ein bisschen EM-Flair schnuppern dürfen — und dann war's ihnen auch wieder nicht recht. "Wir sind nur Sparringspartner, mehr nicht. Ein warm-up act! Das ist das Schlimmste", klagte Stürmer Steven Naismith am Rande der 0:3-Pleite der stolzen "Bravehearts" beim EURO-Gastgeber Frankreich.

England ist dabei. Auch die Iren. Sogar Nordirland und Wales — zum ersten Mal. Vier der fünf "home nations", wie sie noch immer von vielen genannt werden. Nur die Schotten sitzen traurig zu Hause. "Es ist verdammt hart, all den Jungs zuzusehen, wie sie sich auf die EURO vorbereiten", sagte Mittelfeldspieler Darren Fletcher. Schuld an der Zuschauerrolle der Schotten sind Robert Lewandowski — und "se Dschörmans", die Deutschen.

Vorletzter Spieltag der EM-Qualifikation, Schottland führt gegen Lewandowskis Polen 2:1. Die Nachspielzeit läuft, als in Glasgows Hampden Park die Runde macht, dass die Iren vor einem Sensationssieg gegen Weltmeister Deutschland stehen. Die Schotten erstarren. Dann läuft ein kleiner Junge auf den Platz, um mit Lewandowski ein Foto zu machen. So verzögert sich der Abpfiff weiter, es kommt, wie es kommen muss: "Lewa" drückt den Ball mit dem letzten Kontakt des Spiels über die Linie. 2:2. Aus.

"Der Traum zerplatzte auf grausamste, herzzereißende Art"

"Es ist die Hoffnung, die dich umbringt", schrieb die Evening Times, "der Traum platzte auf grausamste, herzzerreißende Art." Fletcher fühlt noch heute, acht Monate danach, "eine unglaubliche Enttäuschung". Naismith meinte in Metz: "Es sind so viele Teams dabei... das ist echt ein harter Schlag."

Und dann, wenige Wochen vor der EM, auch noch dies: Rod Stewart, Popstar und wohl bekanntestes Mitglied der schottischen Fan-Gemeinde "Tartan Army", hat mit dem Fußballspielen aufgehört. Die Knie — der Mann ist 71. Dabei hat er noch kurz zuvor an seiner Villa in Beverly Hills den Tennisplatz in ein kleines Fußballfeld umgestalten lassen. Jetzt nerven ihn die Nachbarn.

"Sie machen sich pausenlos über uns lustig", sagte Stewart im Mai am Rande seiner Europa-Tournee. Nicht über die Promis in Beverly Hills — über Engländer, Iren und so weiter. Wenn die Schotten es geschafft hätten, hätte er die Tour abgesagt und wäre als Teil der "Army" nach Frankreich gefahren. Wie 1998, als die Schotten bei der WM letztmals ein großes Turnier spielten.

Ändern dürfte sich an der Tristesse so bald nichts. Stewarts Kumpel Gordon Strachan, der Nationaltrainer, warf seiner Mannschaft zuletzt in einer Grundsatzrede "scared football" vor — Angsthasenfußball. Zudem werde in der Ausbildung zu viel Wert auf die Gruppe gelegt, Individualisten gingen verloren. "Mit Lewandowski wären wir auch bei der EM. Mit Bale, mit Ibrahimovic. Man muss solche Spieler entwickeln. Nicht Hunderte — einen."

Doch ein neuer Kenny Dalglish, ein zweiter Graeme Souness ist nicht in Sicht. In der WM-Quali warten die EM-Teilnehmer England und Slowakei, dazu Slowenien. Als Turnier-Alternativprogramm empfiehlt der Sunday Herald: Kultur, Wandern — oder: "Rocken mit Rod".

(sid)
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