Torschütze gegen Schweden Ausländer-Debatte um Eder trübt Italiens Sieg

Toulouse · Italiens Achtelfinaleinzug wird von einer hitzigen Ausländer-Debatte um Stürmer Eder überschattet. Er ist gebürtiger Brasilianer.

EM 2016: Eder schießt Italien zum Sieg
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Eder schießt Italien zum Sieg

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Antonio Conte kniff die Augen noch ein bisschen enger zusammen und wurde laut. "Ich wähle die Spieler aus, die ich für richtig halte", sagte der Italiener und schaute finster. Die wieder aufflammende Debatte um seinen in Brasilien geborenen Stürmer Eder gefiel Conte überhaupt nicht: "Eder wollten viele nicht, richtig. Mit anderen Spielern war es das Gleiche. Aber mir ist egal, wer woher kommt und wer wo spielt." Basta!

Eder hatte Italien mit seinem späten Treffer gegen Schweden (1:0) ins Achtelfinale geschossen, doch das große Thema hinterher war nicht sein Solo, sondern seine Herkunft. Schließlich will Ex-Nationaltrainer Roberto Mancini, pikanterweise derzeit Eders Klubtrainer bei Inter Mailand, Spieler wie den aus dem brasilianischen Lauro Müller im Bundesstaat Santa Catarina stammenden 29-Jährigen nicht in der Squadra Azzurra sehen.

"Du solltest Italiener sein, wenn du für Italien spielst", hatte Mancini vergangenes Jahr gesagt: "Wir strengen uns an, um junge Spieler auszubilden, am Ende nominieren wir dann Oriundi."

Debatte um die Oriundi

Eder wurde in Toulouse wieder an Mancinis Worte erinnert, die in Italien eine Diskussion um die "Oriundi" - südamerikanische Spieler mit italienischen Wurzeln - ausgelöst hatten. "Ich denke, das war eine unnütze Polemik, die ein bisschen aufgeblasen wurde", sagte Eder, dessen Urgroßeltern Italiener waren und der eine Italienerin geheiratet hat: "Wenn sie zehn Leute fragen, werden fünf dies sagen und fünf das. Ich bin stolz, zu den Azzurri zu gehören. Ende."

Die Debatte um die "Oriundi" ist in Italien nicht neu, rund 50 trugen in den vergangenen 96 Jahren das blaue Trikot. Insgesamt sieben von ihnen wurden mit dem Land ihrer Ahnen in den Jahren 1934, 1938 und 2006 sogar Weltmeister - als bisher Letzter Mauro Camoranesi vor zehn Jahren in Deutschland. Und trotzdem ist die Nominierung von "Südamerikanern" in Italien traditionell umstritten. Für Verteidiger Giorgio Chiellini unverständlich: "Die gleiche Leistung von einem in Italien Geborenen wird immer noch anders bewertet."

Conte sieht in dem 1,78 m kleinen Eder einfach einen "sehr schnellen" Angreifer "mit guter Technik", sagte der 46-Jährige, der für Frankreich eine brutal effiziente Mannschaft aufgebaut hat: "Eder hat bewiesen, wie wichtig er sein kann und dass er immer alles fürs Team gibt."

Die Mannschaft steht bei Conte über allem. Italien spielte gegen Schweden um Superstar Zlatan Ibrahimovic alles andere als schön, aber Italien funktionierte. Besonders natürlich die Abwehr, Torwart Buffon musste nicht einmal eingreifen. An der Defensive um Chiellini, Leonardo Bonucci und Andrea Barzagli dürften noch ganz andere Teams verzweifeln, im Viertelfinale könnte es zum Duell mit Deutschland kommen.

"Nur wenige haben damit gerechnet, dass wir nach zwei Spielen bereits für das Achtelfinale qualifiziert sind, einige hatten uns ja nicht mal das Überstehen der Gruppenphase zugetraut", sagte Conte und wischte alle Zweifel an Eder und Co. beiseite: "Ich habe mich für diese 23 Spieler entschieden und sie zahlen es mir auf dem Platz zurück - alle von ihnen."

(sid)
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