Neue Machtverhältnisse in Fußball-Europa Die EM der gescheiterten Stars

Düsseldorf (RPO). Die vermeintlichen Top-Stars waren mit hohen Erwartungen zur Fußball-EM gereist und sind gleich reihenweise gescheitert. Luca Toni schied mit Italien frühzeitig aus, der Schwede Zlatan Ibrahimovic überstand ebenso wie Frankreichs Franck Ribery nicht mal die Vorrunde. Stattdessen haben sich die Machtverhältnisse im europäischen Fußball mächtig gedreht.

Die gestrauchelten EM-Stars
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Für das Halbfinale qualifizierte sich ein ganzer Quell an scheinbaren Überraschungen, die plötzlich die große Fußball-Bühne aufmischen. Zählte das Team von Deutschland vor der EM noch zu den Mitfavoriten auf den Einzug in die Vorschlussrunde, hatte Russland, die Türkei und selbst Spanien kaum einer auf der Rechnung.

Allzu oft waren die Spanier spätestens im Viertelfinale ausgeschieden, als zu lethargisch galten über viele Jahre die Russen, während den Türken schlichtweg die nötige Disziplin für den ganz großen Wurf abgesprochen wurde. Es waren mehr als nur Klischees, die sich über Jahre bestätigten, nun aber von den Protagonisten widerlegt wurden.

Das Bild hat sich gewandelt. Dass es keine "Fußball-Zwerge" mehr gibt und der europäische Fußball enger zusammengerückt sei, hatte Ex-Bundestrainer Rudi Völler bereits vor vielen Jahren angemerkt. Jetzt setzt sich dieser Trend auch in der Spitze fort. Wer mag, darf den - unattraktiven, aber erfolgreichen - EM-Titelgewinn der "kleinen" Griechen vor vier Jahren bereits als erstes "Warnsignal" zur Kenntnis genommen haben.

Eine Überraschung ist das Feld der aktuellen vier EM-Halbfinalisten beileibe nicht. Russlands Fußballer verfügten immer über ein beachtliches Potenzial, mussten aber erst von einem Trainer wie Guus Hiddink wachgeküsst werden. Spanien stand seit vielen Jahren auf der Schwelle zum großen Sprung, bestrafte allerdings erst bei diesem Turnier die zu defensiv orentierten Italiener im Elfmeterschießen. Den Türken kommt zu gute, dass ihr emotionales Spiel von den Gegnern wie bereits bei der WM 2002 unterschätzt wurde. Damals holte die Türkei den dritten Platz.

Die Titelsammler früherer Tage scheinen indes bis auf weiteres ausgedient zu haben. Frankreich enttäuschte auf ganzer Linie, die einst so spielstarken Tschechen sind in die Jahre gekommen, während die Niederländer in Schönheit starben. Es ist das Dilemma der Oranjes, dass sie zwar häufig modernen Fußball zelebrieren, das Mittelmaß zwischen Attraktivität und Effektivität aber nicht finden.

Der nimmermüde Türke Nihat, die Russen Roman Pawlyuchenko und Andrej Arschawin und Spaniens David Villa werden neben Lukas Podolski, Michael Ballack und Philipp Lahm in der Riege der EM-Stars auftauchen, wenn nächste Woche Bilanz gezogen wird. Luca Toni und Co. sind dann nur noch eine Randnotiz auf dem Kehrichthaufen der Europameisterschaft 2008.

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