EM-Achtelfinale Fabregas ist der Italien-Experte — und will es Conte zeigen

Saint-Martin-de-Ré · Bei Spanien schaut jeder auf Andrés Iniesta, doch auch Cesc Fabregas überzeugt bei der EM. Gegen Italien spielt das frühere Wunderkind besonders gerne und besonders gut.

 Cesc Fabregas wird nach der EM von Italiens Nationaltrainer Antonio Conte trainiert. Der plant angeblich nicht mit dem Spanier.

Cesc Fabregas wird nach der EM von Italiens Nationaltrainer Antonio Conte trainiert. Der plant angeblich nicht mit dem Spanier.

Foto: dpa, sam

Natürlich hat Cesc Fabregas die Gerüchte gehört. Der italienische Nationaltrainer Antonio Conte, der nach der EM als Teammanager den FC Chelsea übernimmt, plane ohne ihn und habe ihn sogar schon bei Real Madrid angeboten. Das Achtelfinale mit Titelverteidiger Spanien gegen Contes Italiener kommt Fabregas also gerade recht. Zumal er ohnehin besonders gerne und besonders gut gegen Italien spielt.

Beim EM-Triumph 2012 im Finale in Kiew gegen die Squadra Azzurra (4:0) war er überragend. Von seinen sechs Länderspielen gegen Italien hat Fabregas keines verloren, das soll auch im siebten Vergleich am Montag (18 Uhr/Live-Ticker) in St. Denis so bleiben. Seine Vereinszukunft wolle er dabei ausblenden, betonte der 29-Jährige: "Das Wichtige ist, dass wir gut spielen und den Leuten Freude schenken. Der Rest interessiert mich sehr, sehr, sehr, sehr, sehr wenig."

Conte wird dagegen ganz genau hinschauen, was Fabregas nach einer schwachen Saison bei Chelsea auf dem Rasen zeigt. In der Vorrunde überzeugte der einst als Wunderkind bezeichnete Fabregas. In den ersten beiden EM-Begegnungen gegen Tschechien (1:0) und die Türkei (3:0) spielte er gut, stand aber klar im Schatten von Andrés Iniesta. Beim 1:2 zum Gruppenabschluss gegen Kroatien war er dann der beste Spanier. "Ein großartiger Fabregas ist nicht genug", schrieb die Zeitung Marca hinterher.

Holte Spanien vor vier Jahren mit Fabregas als "falsche Neun" im Sturm den EM-Titel, darf der Katalane in Frankreich auf seiner Lieblingsposition spielen. Im 4-3-3-System ist er neben Iniesta für die kreativen Momente zuständig, während der fleißige Sergio Busquets beiden den Rücken freihält. Mit den Rücktritten von Xavi Hernandez und Xabi Alonso nach dem WM-Debakel 2014 mit dem Vorrundenaus ist für Fabregas endlich ein Platz im Mittelfeld reserviert. Hier kann der Edeltechniker, der seit der WM 2006 in Deutschland zum Nationalkader gehört und die Erfolgs-Ära der Spanier maßgeblich mitbestimmt hat, seine Stärken ausspielen.

Thiago bislang nur Ersatz

Doch die Konkurrenz im Team ist groß. Bayern-Profi Thiago wartet sehnsüchtig auf seine Chance. "Ich muss mich auf dem Platz beweisen, so wie schon vor zehn Jahren", sagt Fabregas: "Der Fußball spricht immer für sich selbst. Ich bin da ganz entspannt." Denn er weiß: fußballerisch können ihm nur ganz wenige Spieler das Wasser reichen.

Ausgebildet wurde Fabregas in der berühmten Jugendschmiede "La Masia" des FC Barcelona. Im Alter von 16 Jahren entschied er sich für einen Wechsel nach England zum FC Arsenal, weil Teammanager Arsène Wenger damals als größter Talentförderer in Europa galt. Bei den Londonern wuchs Fabregas zum Weltstar heran. Nach seiner Rückkehr zu Barca spielt er nun für den FC Chelsea, den er in einer herausragenden Premiere-Saison zum Meistertitel 2015 geführt hatte.

Die abgelaufene Saison war dagegen eine verlorene für Fabregas. Der EM-Titel könnte ihn da mehr als nur trösten - und vielleicht ja auch die Meinung des Italieners Conte ändern.

(sid)
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